Kostenexplosion in EitorfGemeinde rechnet mit einer Million Euro mehr für Strom

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In städtischen Gebäuden wie in der Sekundarschule muss die Gemeinde Eitorf bald deutlich höhere Energiekosten zahlen.  

Eitorf – Die hohen Energiekosten machen nicht nur Privatleuten, sondern auch den Kommunen Sorgen. Im Hauptausschuss zeichnete die Gemeindeverwaltung ein düsteres Bild für das kommende Jahr. Ob man am Ende des Jahres auf eine schwarze Null komme, sei unsicher.

Laternen könnten nachts dunkel bleiben

Das Abschalten der Laternen, das die Gemeindeverwaltung für die Eitorfer Außenorte und Wohngebiete von 23 Uhr bis 5 Uhr morgens vorgeschlagen hat, werde die FDP-Fraktion „nicht so einfach hinnehmen“, kündigte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sascha Liene an. „Wie wollen wir den Bürgern ein Sicherheitsgefühl vermitteln?“

Die technischen Möglichkeiten müssten ohnehin erst ausgelotet werden, sagte dazu der Erste Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach, in Windeck und Much gebe es eine solche Nachtabschaltung aber schon länger. Er rechne mit einem Bundesgesetz, das das Ausknipsen der Straßenlaternen zur Pflicht mache. 

Derzeit laufe in Eitorf zudem eine Prüfung, welche Straßenlaternen bereits auf energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt seien. (seb)

Den bestehenden Stromvertrag mit der Gemeindeverwaltung hat EON zum Ende des Jahres gekündigt, es sei denn, sie stimmt einer Erhöhung des Kilowattstundenpreises zu. Damit erhöht sich die Stromrechnung der Gemeinde von derzeit 270.000 Euro netto auf rund 998.000 Euro netto im kommenden Jahr.

Preis für gas fast verzehnfacht

Noch ärger sieht es beim Gas aus, der Preis verzehnfacht sich. Kostete das Heizen der gemeindeeigenen Gebäude – vom Rathaus über Schulen und Kitas bis zu Flüchtlingsunterkünften – bislang rund 90.800 Euro netto, so werden im kommenden Jahr deutlich über 850.000 Euro netto fällig.

Doch nicht das allein bereitete den Fraktionsmitgliedern im Hauptausschuss am Montag Bauchschmerzen. Dass die Verwaltung am 6. Juli schon einen Vertrag über die neue Gaslieferung abschloss, dies aber in der am selben Tag stattfindenden Sitzung des Ältestenrats nicht kommunizierte, stieß übel auf.

Gemeinderat verärgert über Verwaltung

Wir haben an dem Tag im Ältestenrat darüber gesprochen, die Angebote zur Grundversorgung zu prüfen. Ich fühle mich verschaukelt“, sagte Sascha Liene (FDP) und erinnerte daran, dass Ratsfraktionen und Verwaltung sich eine gute Zusammenarbeit auf die Fahnen geschrieben hätten. „Unter einem offenen Austausch verstehe ich etwas anderes.“

Das sei „etwas unglücklich gelaufen“, gab Bürgermeister Rainer Viehof (parteilos) zu. Es habe an dem Tag ein einmalig günstiges Angebot gegeben, bei dem man habe zuschlagen wollen. Das könne aber jederzeit widerrufen werden.

Auch Toni Strausfeld, Fraktionschef der CDU, zeigte sich enttäuscht vom Verhalten der Verwaltung im Ältestenrat: „Ich finde es korrekt, dass man zugeschlagen hat – aber dann sagt es uns doch!“ Es gehe jetzt zunächst darum, sich über ein Jahr zu retten, erläuterte der Erste Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach das rasche Vorgehen in Sachen Energie.

2024 werde man mit anderen Kommunen und einem externen Berater die Strom- und Gasverträge erneut auf den Prüfstand stellen. „Wir wollten uns jetzt Luft verschaffen und können dann gemeinsam mit den Fraktionen über eine Neuordnung entscheiden.“

Sparpolitik der kleinen Schritte

Karl Heinz Sterzenbach warb zudem für die schnell umzusetzende Energiesparpolitik der kleinen Schritte vom Ausschalten des Druckers bis zum Verzicht auf die private Kaffeemaschine im Büro. FDP-Fraktionsvorsitzenden Timo Utsch entgegnete, ihn erinnere die Liste an eine „Mitteilung der Verbraucherzentrale“. Utsch vermisste in der Aufzählung den finanziellen Gegenwert: „Wenn die Mitarbeiter Treppen steigen, statt Aufzug zu fahren – was bringt das denn?“

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Viel, waren sich die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter am langen Tisch im Saal einig, „wenn es alle machen“. Verwundert sei er, „wie diese Diskussion geführt wird“, erklärte Hartmut Derscheid, Leiter des Amts für Bauen und Planen.

„Es ist klar, es kommt ganz dicke. Es wird ans Eingemachte gehen, wir müssen mit Mehrkosten von rund einer Million Euro für Strom rechnen, Gas kommt noch dazu.“

An jeder Stellschraube wolle man drehen und die Mitarbeiter sensibilisieren. Treppensteigen, Fenster schließen, Händewaschen mit kaltem Wasser – was eingespart werden könne, höre sich zunächst nicht nach viel an. „Aber zusammen schon!“

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