Kreistagsfraktion verweist auf veränderte Lage durch gekipptes Verbrenner-Aus. Wirtschaftsausschuss soll sich engagieren.
„Standort erhalten!“SPD Rhein-Sieg fordert neue Chance für ZF in Eitorf

Das Werk von ZF in Eitorf, in dem Stoßdämpfer hergestellt werden, soll Ende 2027 schließen.
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Das langsame Sterben von ZF in Eitorf hat schon begonnen, rund 200 von zuletzt 690 Beschäftigten haben das Werk bereits verlassen – die meisten über ein Altersteilzeitmodell. Bis Ende dieses Jahres sind betriebsbedingte Kündigungen in der Stoßdämpferproduktion noch ausgeschlossen, am 31. Dezember 2027 soll in Eitorf endgültig Schluss sein.
Kampflos, das haben sowohl Betriebsrat als auch Gewerkschaft, Gemeindeverwaltung und die Politik immer wieder gezeigt, soll der Standort aber nicht aufgegeben werden. Nun hat die SPD- Kreistagsfraktion Rhein-Sieg das Schicksal des Automobilzulieferers und seinen mittlerweile knapp 500 Beschäftigten noch einmal nach vorn gebracht.
Wirtschaftsausschuss im Kreis soll sich mit dem Schicksal von ZF in Eitorf beschäftigen
Die Sozialdemokraten im Kreistag haben eine Anhörung zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Tourismus beantragt und möchten mit Gewerkschaft, IHK, Betriebsrat und Unternehmensvertretern der ZF Friedrichshafen AG über die Zukunft des Eitorfer Werks diskutieren. „Wir fordern die ZF auf, ihre Schließungsabsicht zu überdenken, sich zum Standort Eitorf zu bekennen und die Wertschöpfung in der Region und die Arbeitsplätze in Eitorf zu sichern. Das Unternehmen trägt Verantwortung für die 500 Beschäftigten und deren Familien. Die Beschäftigten sind wütend und enttäuscht. Wir wollen im Wirtschaftsausschuss in die direkte Diskussion mit Vertretern von ZF Friedrichshafen gehen und Lösungen erarbeiten“, erklärt die SPD-Fraktionsvorsitzende Sara Zorlu, die aus Eitorf stammt.
Der ZF-Konzern befindet sich in einer umfassenden Transformation und will weg vom Getriebebauer für Verbrenner hin zu Technologien für E-Fahrzeuge. Im September 2022 teilte die Geschäftsführung daraufhin den Eitorfern mit, dass ihr Werk nicht mehr rentabel sei und als erstes in der Geschichte des Konzerns stillgelegt werden solle.
ZF will Stoßdämpferproduktion aus Eitorf ist osteuropäische Ausland verlagern
Ihren erneuten Vorstoß zur Rettung des Werks begründet die SPD-Kreistagsfraktion damit, dass sich die Rahmenbedingungen grundlegend verändert hätten. „Die Europäische Kommission möchte das Verbrenner-Aus 2035 kippen und setzt die Wettbewerbsfähigkeit stärker auf die Agenda. Auch die Bundesregierung arbeitet an wichtigen Impulsen, um industrielle Wertschöpfung zu stärken, wie die Einführung des Industriestrompreises oder die Anpassung der Rahmenbedingungen“, erläutert der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und wirtschaftspolitische Sprecher, Ömer Kirli, in einer Mitteilung. Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland, so wie vom Mutterkonzern in Friedrichshafen beabsichtigt, verlängere Wertschöpfungsketten und mache sie verletzlich.
Der Großteil der Stoßdämpferproduktion soll an osteuropäische Standorte gehen, schrittweise sollte die Produktion, nach Produktgruppen sortiert, bereits im noch laufenden Betrieb verlagert werden. Das hatte ein ZF-Sprecher bereits 2024 mitgeteilt. Die Produktion in Eitorf lasse sich aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht wettbewerbsfähig umsetzen, hatte das Friedrichshafener Unternehmen seinen Schritt begründet.
Das will Kirli nicht gelten lassen: „ZF muss den bewährten Standort erhalten. Wir wollen in den Austausch mit den wesentlichen Akteuren gehen, um die Rahmenbedingungen am Eitorfer Standort zu verbessern“, so der wirtschaftspolitische Sprecher.

