Schließung Ende 2027Über 100 Mitarbeitende haben das ZF-Werk in Eitorf schon verlassen

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Menschen in blauer Arbeitskleidung laufen an einer Industriehalle entlang, das Logo von ZF ist auf einer Tafel am angebracht.

Der ZF-Standort in Eitorf schließt zum 31. Dezember 2027. Viele Mitarbeitende haben das Werk bereits verlassen.

565 von zuletzt 690 Beschäftigten hat das Stoßdämpferwerk in Eitorf noch, die Produktion wird nun schrittweise ins Ausland verlagert.

Mit großem Engagement haben Beschäftigte, IG Metall, Bürgermeister und Politik für den Erhalt des Eitorfer ZF-Werks gekämpft, seit im September 2022 die Pläne des Konzerns bekannt wurden, den Standort zu schließen. 690 Jobs standen in Eitorf auf dem Spiel. Retten konnten die Demonstrationen, Verhandlungen und Vorschläge den Standort nicht. Die Abwicklung des Stoßdämpfer-Werks hat begonnen.

Die ZF-Belegschaft an der Bogestraße in Eitorf ist bereits deutlich geschrumpft: Über 100 Beschäftigte haben das Unternehmen verlassen, viele über eine Altersteilzeitlösung. Das sagte Florian Tausch, Sprecher von ZF Friedrichshafen, im Gespräch mit dieser Zeitung. „In Eitorf gibt es eine Belegschaft, wo sich dies anbietet“, so Tausch. 565  Mitarbeiter seien jetzt noch am Standort Eitorf beschäftigt. Über die Altersteilzeit, die insgesamt über 160 Mitarbeitende in Anspruch nehmen wollten, werden in den nächsten Jahren weitere gehen.

ZF in Eitorf: Ein erster Teil der Produktion wird bald schon ins Ausland ausgelagert

Wie berichtet, will der international aufgestellte Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen das Eitorfer Werk bis Ende 2027 schließen. Schrittweise werde der Betrieb reduziert, die Produktion nach Produktgruppen sukzessive ins osteuropäische Ausland verlagert, sagte der Sprecher. Welche Standorte welche Eitorfer Produktgruppen übernehmen, war von ZF indes nicht zu erfahren.

In Eitorf werden Stoßdämpfer produziert und entwickelt, unter anderem für Pkw von Porsche und VW, aber auch für Nutzfahrzeuge. Das seien Produkte, die in sehr großer Stückzahl gefertigt werden und die daher einem starken Wettbewerb und Preisdruck ausgesetzt seien. Es gebe bereits einen groben Fahrplan, wie mit der Verlagerung begonnen werden könne, so Tausch. In den vergangenen Wochen sei ein Rahmeninteressenausgleich und ein erster Teilinteressenausgleich geschlossen worden. Wesentliche Eckpunkte habe man festzurren können. Die Verhandlungen über einen Sozialplan und eine Transfergesellschaft für die Beschäftigten sollen bald aufgenommen werden.

Ein erster Teil der Produktion werden bald schon nach Osteuropa verlagert. Die Mitarbeitenden, deren Produktgruppen in den kommenden Wochen und Monaten aus Eitorf abgezogen werden, haben eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2025. Für sie werde im Werk eine andere Tätigkeit gefunden, so der Unternehmenssprecher, bei Bedarf würden sie entsprechend qualifiziert. 

Neue Ausbildungsplätze werden im Eitorfer Werk nicht mehr angeboten

Die 20 Auszubildenden könnten ihre Lehre am Eitorfer Standort beenden, vier von ihnen machen ihren Berufsabschluss in diesem Sommer. Neue Ausbildungsplätze würden im Werk nicht mehr angeboten.

Der Mutterkonzern vom Bodensee hatte den Eitorfer Standort bereits Ende 2025 schließen wollen. Die Beschäftigten konnten in Verhandlungen noch eine Verlängerung um zwei Jahre erstreiten. Was nach dem Weggang des größten Arbeitgebers im Rhein-Sieg-Kreis mit dem 45.000 Quadratmeter großen Gelände und den Firmengebäuden passieren wird, ist noch unklar. 

Mit dem Ende von ZF Friedrichshafen endet ein Kapitel Eitorfer Industriegeschichte: 1935 siedelte sich die Boge KG an der Sieg an. Die Firma stellte bereits Stoßdämpfer her, damals für den VW-Käfer-Vorläufer KdF. Über 2000 Mitarbeiter hatte das Werk in seinen besten Zeiten. 2001 ging Boge über in ZF Friedrichshafen.

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