„Furchtbar für mich“Telekom-Anschluss von 95-Jähriger aus Eitorf steht seit Oktober still

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Adele Kisteneich sitzt am Küchentisch mit ihrer Familie.

Adele Kisteneich (zweite v.l.) aus Eitorf-Bohlscheid hat seit dem ersten Oktober keinen Telefonanschluss mehr.

Seit mehr als zwei Monaten ist der Telefonanschluss einer 95-jährigen Eitorferin ausgefallen. Die Telekom vertröstet die Seniorin, die krankheitsbedingt das Haus nicht mehr verlassen kann.

Seit mehr als zwei Monaten steht bei Adele Kisteneich das Telefon still. Die täglichen Gespräche mit ihrer Tochter, mit Verwandten und Bekannten, der schnelle Draht zu Sohn Wolfgang und seiner Frau Marlene im Haus nebenan ist gekappt. Vom Anbieter Telekom erhalte er alle zwei Wochen einen Anruf mit dem Versprechen, innerhalb kürzester Zeit werde das Problem behoben, berichtet der Sohn. „Und nach 15 Tagen wiederholt sich das Spiel.“

So lange von der Außenwelt abgeschnitten zu sein ist für die 95-Jährige eine Katastrophe: „Ohne Telefon ist es furchtbar für mich“, sagt die Seniorin. In dem alten Haus in Bohlscheid, das sie in den 30er Jahren mit ihrem Mann bezog, wohnt Adele Kisteneich seit mehr als 20 Jahren allein. Das Haus verlassen kann die Seniorin, die unter starker Arthrose leidet, nicht mehr. Morgens kümmert sich ein Pflegedienst, abends schauen Sohn und Schwiegertochter nach ihr. Die beiden wohnen nebenan. „Zum Glück“, sagen beide übereinstimmend.

Familie aus Eitorf wird von der Telekom „nur vertröstet“

„Sie steht immer früh auf, ich schaue dann immer gleich, ob auch wirklich das Licht an ist“, schildert Schwiegertochter Marlene. Viel unruhiger seien sie, seit Anfang Oktober der Anschluss bei Adele Kisteneich verstummte. Für Notfälle gebe es zwar noch an ihrem Bett den   Funk-Notruf-Knopf in sein Haus, berichtet Sohn Wolfgang. „Aber was, wenn sie nicht im Schlafzimmer ist und Hilfe braucht?“ Schlimm sei vor allem   die Einsamkeit für seine Mutter: „Sie hat täglich mit meiner Schwester Waltraud telefoniert.“

So auch am 1. Oktober: „Da habe ich um 11 Uhr noch mit meiner Tochter telefoniert. Und nach 12 Uhr war nichts mehr“, erzählt Adele Kisteneich. Am folgenden Tag meldete ihr Sohn die Störung bei der Telekom, bekam einen Termin, an dem ein Techniker die Leitung durchmessen sollte. Dieser wurde dann von der Telekom abgesagt: Die Störung betreffe nicht das Haus, sondern einen Leitungsstrang nach Eitorf, teilte man mit.

„Seitdem werden wir vertröstet“, ärgert sich Wolfgang Kisteneich. Zwar habe die Telekom angeboten, seiner Mutter ein Handy zur Verfügung zu stellen, „aber damit kann sie doch gar nicht umgehen“. Mittlerweile überreichte die Telekom der Seniorin eine 150-Euro-Gutschrift als Entschädigung. „Das ist zwar schön, beseitigt aber nicht das Problem“, betont ihr Sohn. „Zumal sie ja weiterhin im Monat 33 Euro für einen Anschluss zahlt, der nicht funktioniert.“

Auch in anderen Haushalten in Eitorf fielen die Anschlüsse aus

Tiefbauarbeiten hat Wolfgang Kisteneich im Verdacht, an einer Stelle sei die Straße mehrfach geöffnet, Betonrohre seien aus dem Boden geholt worden, und das Loch sei wieder verschlossen worden. Die Telekom sei sogar vor Ort gewesen, habe das Loch wieder geöffnet, Markierungen aufgesprüht – „es tut sich aber nichts“.

Auch in anderen Haushalten im Ortsteil fielen die Anschlüsse aus.   Bei Nachbarin Margit Rolf, selbst Kundin des Anbieters „1 und 1“, fiel das Telefon eine Woche später aus. Sowohl der Festnetz- als auch der WLAN-Anschluss sind seitdem tot. Zuständig sei auch hier die Telekom, erfuhr sie: „Schuld ist ein Fehler in der Verteilerzentrale“.

Verteilerkabel wurde durch eindringendes Wasser beschädigt

Das bestätigt Telekom-Pressesprecherin Gabriele Michalek auf Nachfrage: Ein Verteilerkabel sei durch eindringendes Wasser beschädigt worden, die Reparatur nicht so einfach. „Zur Behebung sind umfangreiche Maßnahmen inklusive Tiefbau notwendig. Da das Kabel unterirdisch verlegt ist, wird der Fehler eingemessen, die Straße geöffnet und anschließend das Kabel getauscht.

Für diese Arbeiten sind Genehmigungen der zuständigen Behörde erforderlich“, teilte sie mit. Dies falle in die Zuständigkeit des Rhein-Sieg-Kreises. Ob eine Baugenehmigung bereits angefragt und erteilt ist, konnte die Kreisverwaltung noch nicht beantworten.

Adele Kisteneich ist enttäuscht und wütend: „Dass ein Anschluss mal ein paar Tage ausfällt, das kann ich ja verstehen. Aber so lange? Das Telefon am Bett habe ich schon zugedeckt, dass ich es nicht mehr sehen muss!“

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