KommentarRücktritt von Grabowy ist politisch konsequent, aber ohne wirkliche Einsicht

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Der Schulhof der Gesamtschule Windeck am Standort Herchen

Der Standort Herchen der Gesamtschule Windeck.

Stephan Propach ist der Meinung: Pädagogik allein reicht zum Leiten einer Schule nicht aus. 

Politisch konsequent, aber ohne wirkliche Einsicht. So lässt sich der Rücktritt von Melanie Grabowy zusammenfassen. Sie sieht sich als das Opfer einer Kampagne, das am Ende unschuldig am Pranger steht.

Die Kinder standen im Vordergrund, Zahlen interessierten – wenn überhaupt – nur am Rande. Mit dieser Einstellung wundert es nicht, dass in Windeck über Jahre allzu sorglos, abseits des gesunden Menschenverstandes und jenseits der Regeln des Haushaltsrechtes gewirtschaftet wurde.

Nicht Grabowys Pädagogik steht in der Kritik – sondern ihre Fähigkeit eine Schule zu leiten

Dass Kinder und ihre Eltern, insbesondere jene, die zu den Schwachen der Gesellschaft gehören, jede unbürokratische Hilfe und Unterstützung verdient haben, ist überhaupt keine Frage. Auch dass dafür Geld von denen eingesetzt wird, die es sich leisten können, sollte selbstverständlich sein. Wer mit dem Geld anderer umgeht, muss aber so transparent agieren und buchen, dass jederzeit nachvollziehbar ist, von wo nach wo welcher Euro geflossen ist. Nicht Melanie Grabowys Pädagogik steht in der Kritik. Vielmehr wird ihre Fähigkeit, eine Schule zu leiten, in Frage gestellt.

Wer ein Unternehmen mit etwa 80-köpfigem Mitarbeiterstab leitet und die Verantwortung für Hunderte Schülerinnen und Schüler trägt, kann sich nicht auf seine Fachkompetenzen zurückziehen. Von leitenden Angestellten wie Schulleitern wird erwartet, dass sie sich auch regelmäßig einen Überblick über die Finanzen verschaffen.

Schulleitung in Windeck war mit Schulkonto überfordert

Nur mit einem guten pädagogischen Ansatz allein und mit dem Bemühen, jedem Kind gerecht zu werden, lässt sich eine Klasse leiten, aber keine Schule. Dazu gehört mehr.

Ein Blick ins Gutachten der Gemeindeprüfungsanstalt lässt relativ schnell erahnen, wie überfordert die Windecker Schulleitung bei allem guten Willen in Sachen Schulkonto war. Der Versuch, wenigstens eine Teilverantwortung ins Rathaus zurückzuspielen, ist nur allzu durchsichtig. Das Wort Kampagne vertauscht Ursache und Wirkung.

Angesichts des steigenden Guthabens war viel früher ein Hilferuf angesagt. Eine konsequente Entlastung der Pädagogen durch professionelle Verwalter musste folgen.

Gefragt ist auf jeden Fall der Kölner Regierungspräsident. Als unmittelbarer Dienstvorgesetzter der Schulleitung hat er sich bei der Schulkonto-Affäre als stiller Beobachter bislang nicht mit Ruhm bekleckert. Aufklärung hätte vor allem von dort aus unmittelbar nach dem Aufblitzen der ersten Signale, dass etwas schief gelaufen sein könnte, initiiert werden müssen. Die Aufsichtsbehörde für Schule und Gemeinde hat sich blamiert.


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