Theater im DorfhausHobbybühne in Windeck-Hurst kommt mit Neubau voran

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Die Toiletten schwebten an der neuen Spielstätte der Hobbybühne Hurst passgenau ein.

Windeck – Die Hobbybühne Hurst spielt in der Saison 2022 auf einer eigenen Bühne, und die steht im Dorfhaus Hurst, das vom Laienensemble gerade selbst gebaut wird. Mit dieser Nachricht überraschte der Vorsitzende des Theatervereins, Andreas Gelhausen, in dieser Woche in dem schon halb überdachten neuen Saal.

Draußen wurden da gerade die Module fürs Foyer und die Toiletten montiert. Im Oktober soll das imposante Gebäude, das der Windecker Architekt Ralf Hoppe entworfen hat, fertig sein. Wenn es die Pandemie zulässt, wird dann nach zwei Jahren Corona-Zwangspause im Frühjahr wieder gespielt.

Auf das große Richtfest hatte die Hobbybühne – ebenfalls pandemiebedingt – verzichtet. Lediglich die beteiligten Firmen und Bürgermeisterin Alexandra Gauß standen in gebührendem Abstand im halb fertigen Haus. Dort schien es, als führe wie bei den Aufführungen Inge Geisler heimlich Regie.

Erst piepte der Alarm einer Hebebühne, dann unterbrachen zwei Zimmerer mit ihren Maschinen Andreas Gelhausen. Schließlich schaltete sich zur Erheiterung der Zuhörer lautstark ein Lüfter ein.

Schauspieler machten sich als Bauarbeiter ans Werk

„Was seit 2019 virtuell entstand, wird nun mehr und mehr sichtbar“, sagte Gelhausen. Für ihr auf rund 500.000 Euro kalkuliertes Dorfhaus hatte das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung der Hobbybühne im Juni 2020 den Förderbescheid mit der Höchstsumme von 250.000 Euro geschickt. Landesweit war diese Summe 37 Mal für kommunale und fünfmal für private Projekte zugesagt worden.

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Voll im Zeitplan liegen die Bauarbeiten am Dorfhaus. Das berichtete der Vorsitzende Andreas Gelhausen (r.).

Dank konstruktiver Zusammenarbeit mit den Behörden sei die Baugenehmigung rechtzeitig eingetroffen, berichtete Gelhausen. Und statt das nächste Stück zu proben, hatten sich die Schauspieler als Bauarbeiter ans Werk gemacht.

Das in die Jahre gekommene Hurster Dorfhaus wurde abgerissen, die Bodenplatte in Eigenarbeit gegossen. Eine Firma aus dem Allgäu lieferte die Holzkonstruktion für den Saalbau. Statt aus der Region musste Holz aus Süddeutschland und zum Teil sogar aus Rumänien verarbeitet werden.

Trotz der immensen Mengen, die der Borkenkäfer hinterlassen habe, sei Bauholz derzeit knapp, die Preise „explodiert“, berichtete Gelhausen. Für den anstehenden Innenausbau hat sich die Hobbybühne daher schon das Holz der Verpackung gesichert.

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Zusammengebaut wurden die Teile schließlich von Firmen aus dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Oberbergischen. Ein Betrieb aus Morsbach lieferte jetzt die Module, in denen die Anschlüsse für Toiletten samt Fliesen bereits eingebaut sind. „Die Firmen könnten woanders angesichts des Baubooms derzeit sicher mehr Geld verdienen“, lobte Gelhausen.

Bürgermeisterin kennt die Hobbybühne von Kindesbeinen an

„Das ist nicht selbstverständlich, was Sie hier geschaffen haben“, lobte Bürgermeisterin Alexandra Gauß. „Angesichts des professionellen Ehrenamtes mache ich mir keine Sorgen, dass das hier auch zu einem guten Ende kommt“, sagte sie nicht ohne Stolz auf die Hobbybühne, bei der sie als Kind zum ersten Mal ins Theater gegangen sei.

In den kommenden Monaten werden die Mimen neben dem großen Veranstaltungsraum für 300 Besucher einen kleineren für öffentliche oder private Feiern, Nebenräume für Kühlung und Lager sowie den eigenen Probenraum unter dem Dach ausbauen. Dort soll auch die Bibliothek der ehemaligen Hurster Dorflehrerin Franz unterkommen.

Gegründet vor 28 Jahren

Gegründet wurde die Hobbybühne Hurst im Jahr 1993 von Inge und Norbert Geisler, die bereits Jahre zuvor Theaterstücke mit ihrer Familie aufgeführt hatten. Spielstätte war zunächst der Hurster Hof, später die Gesamtschule Rosbach. Die Aufführungen sind von Beginn an ohne große Werbung in kürzester Zeit ausverkauft. (EB)

Schließlich sollen auch der Bürger- und der Gesangverein wieder tagen können. Sie haben das Grundstück zur Verfügung gestellt und können das Haus der Hobbybühne dafür kostenlos nutzen.

Finanziell hat die Pandemie den Laienschauspielern die Pläne neu sortiert. Zwei Spielzeiten mit den entsprechenden Einnahmen fielen aus. In ein Programm für staatliche Hilfen passte die Hobbybühne nicht. „Statt zur Bank gehen wir zurzeit zum Kreditinstitut“, sagte Andreas Gelhausen.

Für die Vermietung sei eine kleine Betreibergesellschaft gegründet worden. Aufgeschoben hat der Verein zunächst die geplante Werkstatt für den Bühnenbau und die Requisite.

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