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Essbare PilzeAusflug ins bunte Reich der Pilze

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Fliegenpilze

Rhein-Sieg-Kreis – „Alle Pilze? Nein“, Reiner Hinzen, Pilzsachverständiger der DGFM, schüttelt den Kopf. „Alle kann man nicht kennen!“ 1250 sogenannte „Großpilze“ über drei Zentimeter gibt es in unseren Breiten, darunter allein 450 schwer zu bestimmende Schleierlinge. Manche geben ihr wahres Naturell erst unter dem Mikroskop preis. Doch die, so erklärt der Pilzfachmann lapidar, könne man ohnehin links liegen lassen. Schließlich geht es um die essbaren Pilze, die mit Butter und Zwiebeln angeschmorten, als Suppe gekochten oder raffiniert eingemachten.

Doch: Welche sind essbar, welche schmecken auch wirklich gut und welche gehören zu den 150 giftigen? Genießbare Pilze sicher erkennen lernen, das wollten 25 Teilnehmer bei einem vom Büro für Natur- und Umweltschutz der Stadt Sankt Augustin veranstalteten Ausflug ins „Bunte Reich der Pilze“ unter der Leitung von Reiner Hintzen.

„Bei Pilzen, die man nicht zweifelsfrei zuordnen kann, ist es ganz wichtig, sie komplett mit Stil und Basis aus dem Boden zu holen“, erklärt Hintzen anhand eines weißen, schlanken Exemplars. Die runde, watteartige Knolle und der Geruch nach keimenden Kartoffeln weisen es als den leicht giftigen Gelben Knollenblätterpilz aus. „Die Knolle des Grünen Knollenblätterpilzes sieht dagegen aus wie ein ausgelöffeltes Ei“, erklärt Hintzen. Ein Kennzeichen, das man sich unbedingt merken sollte: Der Pilz ist einer von zehn tödlich giftigen.

Doch im Laub-, Kiefern- und Fichtenwald, den die Gruppe auf ihrem Streifzug durchkämmt, strecken auch genügend genießbare Arten ihre Köpfe zwischen Blättern und Moos hindurch. Und auch da lohnt sich das genaue Hinsehen: Denn das Gelände, in oder der Baum, unter dem ein Pilz wächst, hilft ebenfalls bei der Bestimmung. „Ein Goldröhrling wächst zum Beispiel immer bei Lärchen“, erläutert Hintzen.

Röhrlinge, die Pilze mit dem schwammartigen Röhrengewebe unter dem Hut, „sind unsere Freunde“, bläut der Diplom-Biologe, der sich seit 23 Jahren intensiv mit Mykologie beschäftigt, der Gruppe ein. Durch die Röhren, die diese Pilze als essbar ausweisen, sind sie auch für Laien absolut sicher zu erkennen, und bis auf drei leicht giftige Ausreißer sind fast alle der 60 Arten schmackhaft. Der gerne im Moos unter Nadelbäumen wachsende Maronen-Röhrling mit dem braunen Hut und den blassgelben Röhren, die sich auf Druck dunkelblau verfärben, findet Hintzen, „ist genauso gut wie ein Steinpilz.“

Maronen und Steinplize, das waren auch die beiden Sorten, die Mark Klemek aus Sankt Augustin bisher immer sammelte und weshalb er an der Pilzführung teilnimmt: „Ich wollte mein Repertoire erweitern. Ich habe immer so viele Pilze stehengelassen, die ich nicht kenne.“

Zumindest ein paar mehr wird er in Zukunft sammeln können: Ziegenlippe und Butterpilz, Hallimasch und Perlpilz, Rotfuß-Röhrling und Krause Glucke. Und wie viele Pilze kann Experte Reiner Hintzen erkennen? „Um die 600!“

Seminare bietet der Arbeitskreis Pilzkunde Vulkaneifel an:

www.ag-pilzkunde-vulkaneifel.de