Gehobene KücheEin erster Stern im Rhein-Sieg-Kreis ist zum Greifen nah

Lesezeit 6 Minuten
D26E9334

Verlässlich unter den besten Restaurants ist der Kaiserhof in Siegburg mit seiner Chefin Celina Keller. 

Rhein-Sieg-Kreis – Nach Silvester kehrt in vielen Küchen Ruhe ein. Für manchen Gastronomen sind die ersten Tage und Wochen des Jahres die einzige Möglichkeit, den Akku aufzuladen. Gleichzeitig ist nun der richtige Moment, um zu bilanzieren: Wie verliefen die vergangenen zwölf Monate? Was kann erwartet werden im neuen Jahr? Dabei spielt in der gehobenen Gastronomie der Blick auf die Ergebnisse in den relevanten Gastro-Führern eine wichtige Rolle.

Der hiesige Spitzenreiter residiert, darüber besteht unter den Experten kein Zweifel, in Niederkassel-Uckendorf. Das Restaurant Le Gourmet im Clostermanns Hof erhält seit Jahren glänzende Kritiken. Der Weg zum ersten Stern im Guide Michelin scheint geebnet. Allerdings hat man diese Weihe in der Bibel aller Gastro-Guides in diesem Jahr (noch) nicht erhalten. Küchenchef Benedikt Frechen sieht es gelassen.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Wir stehen nicht unter dem Druck, kurzfristig einen Stern erringen zu müssen“, sagt der 33-Jährige. Er kann sehr zufrieden sein, hat das Restaurant doch 2017 im Gault&Millau wie im Jahr zuvor stolze 16 Punkte erreicht. Im Text wird auch darauf hingewiesen, dass man im neuen Entree nicht nur Einblick in die ebenfalls neue Küche erhält, sondern sie auch betreten darf und dort sogar einen kleinen Leckerbissen bekommt.

Bei Wein-Empfehlungen aus dem Vollen schöpfen

An der Seite von Frechen ist Bernadette Schneider für den Service verantwortlich. Sie kann, wie der Tester feststellt, „bei den Weinempfehlungen aus dem Vollen schöpfen, da der Besitzer des weit- und weltläufigen Anwesens engagierter Weinliebhaber ist“. Dass der Weg für Frechen, Schneider und ihr Team weiter nach oben führt, bestätigt sich bei der Lektüre des „Gusto“.

Der Gastro-Guide der Anfang Januar als letzter bedeutender Gradmesser auf den Markt kommt, hat das Restaurant weiter aufgewertet: Es stieg von sechseinhalb auf sieben „Pfannen“. Auf dieser Ebene attestiert man „handwerklich sowie geschmacklich hervorragende, oft kreative Küche, die sehr weit über dem Durchschnitt rangiert und sehr gute, oft edle Produkte verwendet“. Positiv merkt der Kritiker an, dass die Küche keinesfalls auf bloße Effekte aus sei, sondern in erster Linie den guten Geschmack im Fokus habe.

D26E9347

Parkkranzhotel Siegburg: Ein Blick in die Küche, wo Azubi Marcel Hilgers gerade den Löffel schwingt.

Während das „Le Gourmet“ das einzige hiesige Restaurant ist, das im Gusto auftaucht, berücksichtigt der Gault&Millau mit dem Gasthof Zur Scheune in Troisdorf-Eschmar eine weitere einheimische Adresse. Immerhin 11 Punkte erringt das Restaurant von Gaby und Guido Radermacher, was allerdings lediglich das Prädikat „durchschnittliche Küche“ nach sich zieht. Der Guide Michelin Deutschland hat zwar keinem der hiesigen Häuser einen Stern verliehen, erwähnt aber neben dem „Le Gourmet“ auch das Forsthaus Telegraph in Troisdorf als „Küche mit guter Qualität, in der Qualitätsprodukte fachkundig zubereitet werden“. Bemerkt wird, dass das idyllisch im Wald gelegene Forsthaus gut ankommt. Man sitze dort gemütlich auf zwei charmant gestalteten Ebenen, heißt es weiter, und lasse sich klassische Küche mit internationalem und regionalem Einfluss servieren.

„Freundlich und modern“

Mit Freude haben Johannes Reinhard und Martina Richter in Hennef-Heisterschoss registriert, dass das „Sängerheim das Restaurant“ weiterhin im Bib-Gourmand Deutschland vertreten ist. Der Titel geht auf das Michelin-Männchen zurück, das den Spitznamen „Bib“(endum) trägt. In diesem Taschenbuch sind 460 Adressen aufgeführt, die sich durch ein besonderes Preis-Leistungs-Verhältnis auszeichnen. Der begleitende Text könnte kaum positiver ausfallen: „Hier geht man gerne essen, denn das Haus wird freundlich und geschult geführt, ist angenehm modern eingerichtet und gekocht wird schmackhaft.“

Spitzenreiter in der Region ist das Le Gourmet im Clostermanns Hof in Niederkassel, hier das ambitionierte Küchenteam.

Spitzenreiter in der Region ist das Le Gourmet im Clostermanns Hof in Niederkassel, hier das ambitionierte Küchenteam.

„Obwohl wir viele Stammgäste bewirten, profitieren wir von der Präsenz im Bib-Gourmand“, bewertet Gastgeber Johannes Reinhard Richter die Auszeichnung. Seit fast zehn Jahren versorgt er seine Gäste mit leckeren Gerichten. Während er für die Küche verantwortlich ist, leitet Ehefrau Martina den Service. 35,50 Euro für ein dreigängiges Menü sind ein schlagkräftiges Argument. Die aktuelle Karte kann unter anderem mit Hauptgerichten wie einem Ragout vom Hennefer Damwild mit Chinakohl, Steckrübensauté und Apfel sowie Cranberryravioli (23,50 Euro) oder einem Filet vom keltischen Knurrhahn mit Garnelencrunch auf Feldsalat mit Reis und Rote Bete Stew (21 Euro) aufwarten. Das 3-Gang Menü für 35,50 Euro lautet: Maronensuppe, Damwild, Yuzu.

Der Schlemmer Atlas legt die Messlatte niedriger als die übrigen Gastro-Guides. Deshalb dürfen sich neben dem hiesigen Protagonisten, dem Restaurant „Le Gourmet“, das in diesem Guide mit drei Bestecken ausgezeichnet wird, weitere Restaurants über eine Aufnahme freuen. An zweiter Position befinden sich der Siegburger Kaiserhof aufgrund seiner ambitionierten regionalen, mediterranen, modernen Küche und das Restaurant auf Schloss Auel in Lohmar-Wahlscheid für seine französische, mediterrane Küche mit jeweils zweieinhalb Bestecken.

Ein Quartett folgt mit zwei Bestecken: das Forsthaus Telegraph aus Troisdorf, das Franzhäuschen aus Lohmar, die Remise aus Siegburg und das Sängerheim. Immerhin über anderthalb Bestecke dürfen sich Gabi und Guido Radermacher aus dem Restaurant Zur Scheune in Eschmar, Bruno Weber, aus der Niederpleiser Mühle in Sankt Augustin, Klaus Haas und sein Gasthof Röttgen in Seelscheid, Familie Schmitz mit ihrem Landgasthof Zur Post in Windeck und Familie Noroozi vom Bürgerhof in Happerschoß freuen. Der „Große Guide“ veröffentlicht eine Auswahl gehobener und bester Gastronomie und Hotellerie in Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol und dem Elsass.

Immerhin drei einheimische Adressen nahm der Guide auf. In der Kategorie mit vier von maximal fünf Sternen haben es das Siegburger Kranz Parkhotel und das Hotel im Clostermanns Hof geschafft. Beide Häuser gelten damit als „hervorragende Hotels mit außergewöhnlichem Komfort“ und werden darüber hinaus in ihrer Kategorie hervorgehoben.

Seit fast zehn Jahren verwöhnt Johannes Richter im Sängerheim in Hennef-Heisterschoss seine Gäste.

Seit fast zehn Jahren verwöhnt Johannes Richter im Sängerheim in Hennef-Heisterschoss seine Gäste.

Das Forsthaus Telegraph wird als Restaurant mit gehobener Küche und zwei Kochmützen aufgeführt. „Zwanglose Gemütlichkeit im Landhausstil und viel Liebe zum Detail schaffen eine besondere Wohlfühl-Atmosphäre“ lobt der Kritiker. Auch die jahreszeitliche Küche des Chefkochs und Hausherrn Thomas Pilger wird aufgrund ihrer „begeisternden Kreativität“ hervorgehoben.

Der Varta-Führer testet und bewertet mehr als 5400 Hotels und Restaurants. Die Hotellerie ist besonders stark vertreten. Als Prädikat dient die Anzahl an Diamanten. Mit starken drei Diamanten ist das Kranz Parkhotel auf einer Ebene mit dem Hotel Clostermanns Hof vertreten. Das Friendly City Hotel Oktopus kommt mit zwei Diamanten als „modernes Lifestylehotel“ auch dank seiner Wassererlebniswelten gut weg. Mit einem Diamanten wird das verkehrsgünstig in Sieglar gelegene Cologne Airport Hotel ausgezeichnet. Eine besondere Würdigung als Varta-Tipp für sein Ambiente erfährt Schloss Auel zusätzlich zu zwei Diamanten. „Sie logieren in individuell und stilgerecht gestalteten Zimmern, die mit wertvollen Antiquitäten und erlesenen Stoffen ausgestattet sind.“ Neben dem Forsthaus Telegraph und dem Gasthof Zur Scheune (je zwei Diamanten) berücksichtigt der Varta das italienische Ristorante Remise aus Siegburg für seine „ambitionierte Küche und freundlichen Service“ mit einem Diamanten.

KStA abonnieren