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GewächshausBio-Meiler in Hennef produziert Energie aus Holz und Mist

Lesezeit 4 Minuten

Hennef – Wer einmal einen Komposthaufen aufgegraben hat, weiß, das es im Inneren ganz schön heiß wird: Pilze, Bakterien und andere Mikroorganismen sorgen dafür, dass die Inhaltstoffe zu Humus werden und bringen den Haufen auf Temperatur. Nahe liegt da der Gedanke, die entstehende Wärme zu nutzen, und nichts anderes machten rund 25 Teilnehmer eines Workshops, die in Hennef-Hanf einen Bio-Meiler bauten.

Unter Anleitung des Diplombiologen Michael Stang schichteten sie Holzhackschnitzel und Mist in einer genau dosierten Mischung übereinander, bewässerten den „Bio-Meiler“ immer wieder und bauten drei Schlauchspiralen ein. In ihnen zirkuliert Wasser, das als Wärmetauscher dient und mit dem später ein Gewächshaus beheizt werden soll. Stabilität gibt dem kuppelförmigen Gebilde mit einem Durchmesser von fünf und einer Höhe von 2,80 Metern ein Korb aus Baustahlgittern.

Veranstalter war die Wirtschaftsgemeinschaft Solidarische Landwirtschaft (Solawi) aus Bonn, die in der Bundesstadt und in Hennef-Hanf neue Wege in der Landwirtschaft geht: „Die Frage ist, wie man mit weniger fossilen Energien auskommen und trotzdem gut leben kann“, sagte Gesa Maschkowski vom Netzwerk „Bonn im Wandel“, auf das die Initiative Solawi zurückgeht. Mit dem Prinzip Biomeiler hat sie sich eingehend beschäftigt. Bis zu 80 Grad Celsius würden im Inneren erreicht, ein bis zwei Jahre könne er Wärme produzieren. „Wie bei einem Kuchenteig muss man aber darauf achten, dass der Inhalt gut gemischt wird.“

Nicht der erste Meiler

Michael Stang war aus dem mittelfränkischen Kreßberg angereist. Als Bauleiter behielt er die richtige Schichtung und Bewässerung über zwei Tage im Auge und schob auch selbst mit dem einem großen Traktor Material heran. Er bereits mehrere Meiler angelegt, der größte hat einen Durchmesser von 8,50 Metern und ein Volumen von 150 Kubikmetern. Etwa 40 Stück gebe es bislang in Deutschland. 300 Meter Schlauchleitung wurden in drei Spiralen für den Meiler in Hennef verlegt.

„Je mehr Volumen, desto stabiler die Wärmeproduktion“ erläutert Stang das Prinzip. Zu kleine Bauwerke laufen Gefahr auszukühlen, der Meiler in Hanf hat die Mindestgröße, die Stang baut. Die Meiler beschreibt er als „lebendige Organismen mit einem eigenen Stoffwechsel“. Stang hat es dabei vor allem auf thermophile, also wärmeliebende Bakterien abgesehen, die sich durchsetzen, wenn andere Mikroorganismen der Hitze nicht mehr standhalten.

Eine wichtige Funktion übernehmen später Algen, wenn sie sich auf der Oberfläche breitmachen. Sie weisen Wasser von Regenfällen ab, das durch die kuppelförmige Bauweise gut abfließen kann. Prinzipiell seien aber Niederschläge kein Problem für die Temperaturen im Inneren. Eine Brandgefahr durch Selbstentzündung wie bei Heu in der Scheune, schließt Stang für die Meiler aus.

Im Gewächshaus kann das warme Wasser auf unterschiedliche Weise zum Einsatz kommen. Stang zufolge unter Betontischen für Anzucht-Gewächshäuser, die durch Rohre beheizt werden, oder in Pflanzengewächshäusern, bei denen der Boden mit einem System von Heizschläuchen versehen wird. „Doppelt klimafreundlich“ sei das Verfahren: zum einen die Wärmeerzeugung ohne Verbrennung, zum anderen die Bindung von CO2 durch den gewonnenen Humus im Boden.

Spezialanwendung

Auch eine Spezialanwendung geht auf Stang zurück. Ein Heizkreislauf, mit dem feuchte Wände in Häusern trockengelegt und so beheizt werden können, so dass Feuchteschäden künftig vermieden werden.

In Hanf passt der Meiler bestens zum Konzept von Landwirt Bernd Schmitz, der ein Fünftel seiner 80 Hektar Betriebsfläche für Solawi zur Verfügung stellt. „Wir sind die Heimat der solidarischen Landwirtschaft“, sagt Schmitz, der rund „170 Familien und 300 Esser“ kostendeckend mit Gemüse von den Flächen versorgt. „Die Ernte teilen“, so laute das Prinzip. Schmitz hält es für wichtig, das Menschen aus der Stadt Kontakt zu den Nahrungsmittelerzeugern auf dem Land treten, und zur Kartoffel- oder Kürbisernte packten die Mitglieder der Gemeinschaft auch feste mit an. In seiner Milchwirtschaft mit 50 Kühen hält Schmitz den Bioland-Standard ein, die Solawi orientiert sich an den Demeter-Vorgaben.

Der Meiler wurde mit Material aus dem Betrieb bestückt, mit Baum- und Strauchrückschnitt von Wegen und Waldrändern. Dem Biologen Stang zufolge ist es mitunter gar nicht so einfach, an den nötigen Rohstoff zu kommen. „Früher bekam man das nachgeschmissen. Mittlerweile weiß man, wie wertvoll das ist.“