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Stadt BlankenbergHennefer Burggarten glänzt mit Aussicht und Vielfalt

4 min
Seit 2006 besteht der Burggarten in Hennef-Stadt Blankenberg. Auf der Bastion der Burg betreuen ehrenamtlich Aktive die Beete.

Seit 2006 besteht der Burggarten in Hennef-Stadt Blankenberg. Auf der Bastion der Burg betreuen ehrenamtlich Aktive die Beete.

Auf der Bastion der mittelalterlichen Burg Blankenberg können Interessierte im Kräutergarten mitarbeiten. Ein guter Sonnenschutz gehört dazu.

Einen herrlichen Ausblick auf das Siegtal und die Rheinebene bietet die Bastion der Burg Blankenberg, die sich wie ein Bug vor der mittelalterlichen Festung über das Tal schiebt. Mehr als einen Blick ist aber auch der dortige Garten wert, den ehrenamtlich Engagierte seit 2006 pflegen.

Kurz vor der Jahrtausendwende, so erinnert sich die Koordinatorin Susanne Heyd, war die Burg aus privatem Besitz an die Stadt Hennef gegangen. Die etwa 800 Quadratmeter große Fläche der Bastion, einst militärisch genutzt, als Garten zu entwickeln, war eine der Ausgleichsmaßnahmen für die Sanierung der Burganlage. Just zu dem Zeitpunkt war Heyd, die hauptberuflich in der Jugendhilfe tätig ist, auf der Suche nach einem ehrenamtlichen Engagement. Und sie hatte kurz zuvor andere Kräutergärten besucht. „So etwas will ich auch“, beschreibt sie ihre Begeisterung von damals.

Uralte Handschrift liefert Vorbild für die Anlage in Hennef

Mit ihrem Ehemann Alexander entwickelte sie die Idee eines historischen Kräutergartens. In einer Handschrift, vermutlich aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, ist beschrieben, was auf den Landgütern des Kaisers anzupflanzen ist, von Schnittlauch über Liebstöckel bis Bergkümmel. Mit einem Beet legte Susanne Heyd 2006 los. „Meinen Sie, das klappt?“ habe Umweltamtsleiter Johannes Oppermann gefragt. Es klappte: 2007 konnte sie erste Führungen anbieten und begann, Mitgärtnerinnen zu suchen. Eine Ehrenamtliche der ersten Stunde ist bis heute dabei.

Drei Frauen arbeiten in einem Garten.

Seit 2006 besteht der Burggarten in Hennef-Stadt Blankenberg. Susanne Heyd (vorne) hatte damals die Idee, Viktoria Vetter (Mitte) und Diana Kostrzeswski (hinten) sind hier regelmäßig aktiv.

Den Ausblick genoss bei einem Besuch im vergangenen Jahr Viktoria Vetter aus Köln; aber auch der Garten weckte ihr Interesse. „Es muss was Alchemistisches sein“, habe sie gedacht. Und las auf einem Schild, dass Interessierte zum Mitgärtnern gesucht werden. Seit Herbst 2024 ist die Kölnerin dabei. 

Die Saison in Hennef beginnt im Februar oder März

Diana Kostrzewski aus Hennef hat einen eigenen Garten auch zu Hause, suchte aber noch ein Projekt zum Mitmachen. „Das stach heraus“, sagt sie über ihre Internetrecherche. „Hier ist es eine nette, offene Gruppe.“ Außerdem finde, wer Spaß habe an Kräutern und Pflanzen, im Burggarten „eine große Vielfalt in allen Wachstumsphasen“.

„Von der Aussaat bis zur Ernte“ sei alles dabei, sagt auch Susanne Heyd. In der Regel beginnt die Saison im Februar oder März: Dann kommen Gräser wie das Schaumkraut in Schwung, die „Vorfrühlingsunkrautflora“ müsse dann einmal entfernt werden, „damit sie sich nicht zu doll etabliert“. Bis in den Oktober hinein trifft das Gartenteam sich regelmäßig, das tatsächlich – abgesehen von Heyds Ehemann – bis heute ein rein weibliches ist.

Alle 14 Tage wird hier oben Hand angelegt, insgesamt 15 Mitglieder nehmen unterschiedlich regelmäßig teil. „Das ist ausdrücklich so gewollt“, betont Susanne Heyd. Eine regelmäßige Teilnahme werde nicht erwartet, „es soll eine schöne Zeit sein“. Und das beginne damit, dass es keinen Terminstress gebe.

Eine Tatsache, die auch Petra de Boer genießt. Vor vier Jahren ist sie von Bergisch Gladbach, wo sie eine eigene Hausarztpraxis hatte, nach Süchterscheid gezogen. Im Burggartenteam habe sie zwar niemanden gefunden, der mit zum Joggen komme, sagt die 68-Jährige. Wohl aber eine „total nette Truppe“, die bei den Arbeitseinsätzen stets eine Pause für ein Picknick einlegt: „Besser, als wenn jeder nur in seinem Beet wurschtelt“, findet das die Rentnerin.

Hennefer Plateau ist kein einfacher Standort für Pflanzen und Menschen

Zehn Meter breit sind die Beete, zwölf bis 14 Meter sind sie breit. Gemeinsam besprechen die Aktiven, was in den einzelnen Beeten zu tun ist. Sie habe aber einen Plan auf Papier und einen im Kopf, erklärt Susanne Heyd: So sind ein- und zweijährige Pflanzen im einen Beet erwünscht, im anderen aber sollen sie sich nicht breitmachen. Da gilt es, den Überblick zu behalten. 

Kein einfacher Standort ist das Plateau für Pflanzen und Menschen. „Wenn die Sonne so draufsteht, wird es ziemlich heiß“, hat Viktoria Vetter (56) festgestellt, die als Führungskraft bei einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen arbeitet. Deshalb fingen sie schon um 10 Uhr an, ergänzt Diana Kostzrewski, von Beruf Bildungsreferentin beim Bund. 

Eine Frau mit kurzen grauen Haaren arbeitet in einem Blumenbeet.

Über die „sehr nette Truppe “ freut sich Petra de Boer aus Süchterscheid.

Für Zeiten extremer Trockenheit gibt es ein Gießteam. Und spätestens nach zwei oder drei sommerlichen Einsätzen sehe sich jede und jeder nach einer passenden Kopfbedeckung um, weiß Susanne Heyd. Aber gerade wegen dieser Bedingungen wachsen bestimmte Pflanzen hier gut. Insgesamt haben über 220 alte Küchen- und Heilkräuter, Nutz- und Färbepflanzen hier eine Heimat.

Einige Wochen noch wird das Team hier oben im Einsatz sein: Ein Teil der Samenernte steht an, interessierte Gärtner können Saatgut erhalten. Noch einmal werden die Burggärtnerinnen die Beete durchjäten und einige Herbstaussaaten vornehmen. Danach gehört die Bastion wieder den Spaziergängern und historisch Interessierten.Wer sich im Team des Burggartens engagieren möchte, findet online weitere Informationen wie eine Pflanzenliste, Öffnungszeiten und Kontaktdaten.