Von Glückskeks-Orakel auf Speed, Männerschnupfen und russischem Elternabend. Dave Davis gastierte im Hennefer Kur-Theater.
Herzschlag der ComedyDave Davis begeistert in Hennef mit Menschlichkeit, Selbstironie und Biss

Comedian Dave Davis gastierte im Hennefer Kurtheater.
Copyright: Andrea Enzenberger
Wenn im Kur-Theater die Frage, wie man jemandem kreativ mitteilt, dass er müffelt, und das in einer ugandischen Taxigeschichte mit dem Spruch „Nicht jeder Affe, der stinkt, ist tot“ kulminiert, dann weiß man: Das ist Comedy aus dem richtigen Leben.
Dave Davis, kölscher Jung mit Wurzeln in Uganda, stand auf der Bühne des voll besetzten Hennefer Kur-Theaters – und lieferte: Punktgenau, persönlich und putzmunter sein Live-ist-Live-Programm.
Dave Davis in Hennef: Zwischenmenschlicher Wahnsinn und Großvater-Weisheiten
Sein Großvater, erklärt Davis, sei einer der besten Schamanen Ugandas gewesen. Eine Art spiritueller Lebensratgeber mit einer Aphorismendichte wie aus einem Glückskeks-Orakel auf Speed. Zum Beispiel: „Kämpfe nie gegen einen hässlichen Krieger – der hat nichts zu verlieren.“ Die Weisheiten des Opas streut Davis wie Gewürze ins Programm – zwischen Taxi-Erlebnissen in Kampala und Alltagsbeobachtungen kamen Kommunikationsdilemmata im zwischenmenschlichen Wahnsinn zur Sprache.
Davis ist ein Menschenfreund – aber mit gutem Biss. Er sprach sein Publikum im vollbesetzten Kur-Theater direkt an, befragte Kulturpilger in den ersten Reihen zu Beruf, Beziehungsstatus, Kinderzahl. Ein bisschen vorwitzig? Klar. Aber nie wirklich fies. Nur ehrlich. „43 Jahre verheiratet…, und ihr lacht noch? Kraaaaass.“ Während das Publikum sich kugelt, setzt er noch einen drauf: Er selbst sei Single – mit „Tagesabschlussgefährtinnen“. Sein Bett sei „immer halb voll“. Klingt charmant, ist es auch. Denn Davis gab sich nicht als Macho – vielmehr als unerschütterlicher Optimist.
Das weibliche Gehirn ist abwärtskompatibel.
Der zweifache Gewinner des Prix-Pantheon und Träger des Deutschen Comedypreises erzählte vom Wandel der Geschlechterrollen, von männlichen Maskulinitäts-Coaches, von leidvollen Männerleiden wie dem Männerschnupfen. Davis parodiert Balzrituale beim Online-Dating, analysiert Unterschiede in der Kommunikation der Geschlechter – und brachte es auf einen humorvoll reduzierten Punkt: Fünf Probleme einer Frau? „Aua, Pippi, Hunger, Liebe, kalt.“
Dass Davis Frauen verehrt, merkt man. Immer wieder betonte er ihre Überlegenheit: „Das weibliche Gehirn ist abwärtskompatibel.“ Ein Kompliment? So halb. Aber es zündete. Und die Lacher bestätigten: Der Mann trifft den Ton. Eine besondere Perle des Abends: Die Geschichte seiner selbst gegründeten Herrengruppe. Bunt zusammengewürfelt, aber überwiegend „Deutsche mit fehlendem Migrationshintergrund“. Ihre Mission? Die „Vernichtung von Alkohol in extreeem kurzer Zeit.“ Diskutiert werde erst „wenn wir voll sind wie ein russischer Elternabend“. Alles irgendwo zwischen Flachwitz und Feinsinn arrangierte Bonmots.
Klar, es ist stellenweise flach. Aber genau darum geht’s. Davis beherrscht das Spiel mit dem Alltäglichen, das man eigentlich schon tausendmal gehört hat – und dreht es einmal durch den Fleischwolf seiner Fantasie. Altbekannte Klischees werden veredelt, überraschend neu pointiert und liebevoll seziert.
Dave Davis zeigte im Hennefer Kur-Theater den Herzschlag des Genres: Comedy mit Menschlichkeit, Selbstironie, ehrlichem Witz und einer ordentlichen Prise ugandischer Lebensweisheit. Wer nicht lachte, hatte Männerschnupfen.