Klimaschutz im Rhein-Sieg-KreisHennefer Landwirt sieht Kühe als Humuslieferanten

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Um 30 Prozent hat Landwirt Bernd Schmitz seinen Viehbestand reduziert.

Hennef – Dürre und staubige Böden, die tiefe Risse zeigen – das sind Bilder, die man mit Ländern südlich der Sahara verbindet. Doch auch in der Region bringen fehlende Niederschläge in den zurückliegenden Jahren die Landwirte in Bedrängnis. Bio-Bauer Bernd Schmitz aus Hennef-Hanf gehört dazu.

„Wir haben drastisch erleben müssen, wie sich der Klimawandel hier auswirkt“, sagt er bei einem Gespräch auf seinem Hof. In den vergangenen drei Jahren sei nur ein Bruchteil des Regens gefallen, den er und die Kollegen eigentlich bräuchten.

Seine 35 Hektar Weideland hätten immer gereicht; im vergangenen Jahr aber hat er den Viehbestand auf seinem Hof um 30 Prozent reduziert. Zugleich betont Schmitz, dass Kühe, oftmals gebrandmarkt als „Klimakiller“, vielmehr zur Lösung der Klimaprobleme beitragen könnten. „Weidehaltung ist die effektivste Chance.“

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Trockenes Weideland als Folge der Dürre verzeichnet Landwirt Bernd Schmitz.

Die Beweidung von Grünlandflächen nämlich sorge dafür, dass das Wachstum der Grünlandpflanzen angeregt werde und sich in der Folge Humusschichten bildeten. Über die Photosynthese binde das Weidegrün Kohlenstoff, wie Xenia Brand ausführt, Klimareferentin bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL).

Nur 20 Prozent der Biomasse sind oberirdisch, die 80 Prozent im Boden aber nehmen große Mengen des klimaschädlichen Kohlenstoffs auf: Eine Tonne Humus binde zwei Tonnen CO2, erklärt Brand.

Schmitz wirbt für eine Wende in der Agrarpolitik

Eindringlich wirbt Bernd Schmitz schon seit Jahren für eine Wende in der Agrarpolitik. Höfe von einer Größe, „dass die Kühe noch auf der Weide stehen können“, bräuchten eine angemessene Honorierung. Stattdessen würden immer größere Ställe gefördert „für eine möglichst effektive Rohstoffproduktion“. Das gelte auch beim Fleisch, berichtet Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft. 20 Prozent der Höfe erhielten 80 Prozent der Subventionen.

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Trockenes Weideland als Folge der Dürre verzeichnet Landwirt Bernd Schmitz (l.), dessen Tochter Paula Fehling (vorn) gern den Hof übernehmen möchte. Auch Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, und Xenia Brand sehen eine Chance in der Beweidung.

In der Pflicht sieht Bernd Schmitz neben der Politik – zum Beispiel bei der Düngegesetzgebung – auch die Molkereien, die mit angemessenen Preisen eine solche Milchviehhaltung ermöglichen müssten. „Der Aufwand der Bauern wird überhaupt nicht honoriert“; ein Aufwand, der noch dazu Energie spare.

Während die Kälber in Hanf von den Muttertieren gesäugt werden, werde anderswo die Milch erst in die Molkerei gebracht und zu Milchpulver verarbeitet, das dann wieder auf die Höfe komme und, mit Wasser und Zusätzen aufgelöst, an die Kälber verfüttert werde. Weidehaltung sei eine gesellschaftliche Aufgabe, betonte Xenia Brand.

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Eine Aufgabe, an deren Erfüllung die Verbraucher mitwirken könnten: wenn sie im Supermarkt nach der Weidemilch oder Heumilch griffen. „Wir wollen mit Klimaschutz Geld verdienen“, sagt auch Georg Janßen. Das sei letztlich „keine Frage von konventionell oder bio“, betont er mit Blick auf die Niederlande, wo Weidehaltung ganz anders gefördert werde als in Deutschland.

Auf mehr Klimaschutz hofft die elfjährige Hoftochter Paula Fehling, die sich dafür auch in der „Fridays for Future“-Bewegung engagiert. Gern würde sie eines Tages den Hof vom Vater übernehmen: „Ein Leben ohne Tiere kann ich mir nicht vorstellen.“ Leicht werde das nicht, prognostiziert Bernd Schmitz. „Die nächste Generation steht vor ungeahnten Herausforderungen.“

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