Eine gelungene Karnevalsfeier steht und fällt mit dem Kostüm – aber einige sind nicht (mehr) gern gesehen.
Karneval in Rhein-SiegDiese Kostüme sind in Schulen, Kneipen und bei Zügen ein „No-Go“
Eine gelungene Karnevalsfeier steht und fällt mit dem richtigen Kostüm. Nicht nur für Erwachsene, besonders für Kinder bietet die Karnevalszeit tolle Gelegenheiten für Fantasie und Spielerei. Menschen verkleiden sich als Katze, Hexe, Prinzessin, Bauarbeiter, Pirat oder Astronaut – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Allerdings sind einige Kostüme nicht (mehr) gern gesehen. Wir haben uns in Schulen, Kneipen und bei Karnevalsvereinen umgehört, welche Kostüme für sie ein „No-Go“ darstellen.
Nachbildungen von Waffen sind an Schulen in Rhein-Sieg tabu
„Wir besprechen vorher im Unterricht, welche Kostüme sinnvoll sind“, sagt Michael Arndt, Schulleiter des Albert-Einsteins-Gymnasiums (AEG) in Sankt Augustin. Damit hätten alle in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen gemacht. In eine andere Rolle zu schlüpfen sei in Ordnung. Nicht erlaubt seien jedoch Kostüme, die „einschüchternd oder bedrohend wirken“, auch Vermummung sei verboten. Erlaubt sei aber eine Gesichtsmaske, die jedoch auf Verlangen jederzeit heruntergezogen werden müsse. Beim AEG werde auch auf Fantasie gesetzt. Arndt erinnert sich noch gut an eine Schülerin, die als Stehlampe erschienen sei. Alles sei sogar selber geschneidert gewesen.
Für Sebastian Kaas, Schulleiter am Siegburger Anno-Gymnasium, verläuft die „rote Linie“ dort, wo Kostüme diskriminierende oder militaristische Symboliken transportieren. Gerade mit Blick auf den Ukraine-Krieg sei es wichtig, Rücksicht auf die Menschen zu nehmen, die Schutz in Siegburg gesucht hätten. „Die Freiheit jedes Einzelnen endet dort, wo die eines Anderen beginnt“, sagt der Schulleiter. Dennoch sei es wichtig, klare Unterscheidungen zu treffen.
Täuschend ähnliche Nachbildungen von Waffen seien am Anno-Gymnasium nicht erlaubt – „ein Plastikschwert als Teil eines historischen Kostüms finde ich aber nicht problematisch“. Immer wieder seien an der Schule Waffen eingesammelt worden, sagt Kaas. Vor den Karnevalstagen werde die Schulleitung mit der Schülervertretung, die die Karnevalsfeier organisiert, einen Brief aufsetzen, um über Rahmenbedingungen bei der Kostümierung zu informieren. Die wichtigste Leitlinie: „Wir wollen hier ein fröhliches Fest feiern – alle Schülerinnen und Schüler sollen sich wohlfühlen.“
Militärische Uniformen sind im Sankt Augustiner Karnevalszug verboten
Dirk Beutel ist Vorsitzender des Vereines für karnevalistische Brauchtumspflege in Sankt Augustin. Dort wird auch der Karnevalszug organisiert. „Militärische Uniformen sind bei uns im Zug nicht erlaubt“, betont Beutel. Man müsse jedoch zwischen den Garden mit ihren klassischen Uniformen unterscheiden und den aktuellen Kampfanzügen.
Wer als Cowboy komme, dem könne eine Spielzeugpistole nicht verboten werden. Bedrohende Waffen seien nicht erlaubt. Man müsse jedoch genau zwischen Persiflage und Realität unterscheiden. Darauf werde zum Beispiel bei den Gruppen und Wagen im Zug geachtet.
Noch keine schlechten Erfahrungen bei Wirten in Hennef und Eitorf
„Ich gebe den Security-Mitarbeitern nichts vor, dass sie bestimmte Kostüme nicht einlassen sollen“, sagt Kai Forschbach, Gastwirt im Hennefer Wirtshaus. Er hat zu Karneval gleich mehrere Veranstaltungen mit viel Publikum. Schlechte Erfahrungen habe er noch nicht gesammelt. Er sieht einen Trend: „Da werden wohl viele als Selenskyj kommen.“ Mehrfach hat er schon gehört, dass sich Jecke als ukrainischer Präsident verkleiden wollten.
Auch im Jägerheim in Eitorf hat Wirt Friedrich Huberti noch keine schlechten Erfahrungen mit bedrohlich wirkenden Kostümen gemacht. „An Weiberfastnacht kommen fast nur Eitorfer, die kennen wir. Militärische Kostüme sind hier eher kein Thema“, sagt er. „Samstag kommt vielleicht mal einer als Cowboy.“ Unvorbereitet ist Huberti dennoch nicht, sollten Jecken mit täuschend echten Waffen Einlass begehren: „Spätestens seit Silvester ist das ja schon ein Thema. Vielleicht bitte ich die dann, ihre Waffen am Eingang abzugeben.“
Waffen landen an Weiberfastnacht in Hennef in der Kiste
Das Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Hennef veranstaltet erstmals eine Weiberfastnachtsparty für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren in der Mehrzweckhalle Meiersheide. „Die Security prüft, dass keine Waffen oder waffenähnlichen Gegenstände wie Plastikschwerter in die Halle mitgenommen werden“, sagte Stadtpressesprecherin Mira Steffan.
„Ansonsten gibt es keine Vorgaben für Kostüme.“ Sollten richtige Waffen gefunden werden, wird die Polizei eingeschaltet. Waffenähnliche Gegenstände werden in eine große Kiste gelegt. Sie können am Ende der Veranstaltung wieder abgeholt werden. (red)