Facebook-PostLandmetzgerei Klein in Königswinter wendet sich mit Existenzsorgen an Kundschaft

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Eine Kuh hat Stroh im Mail und schaut in die Kamera.

Bei der Landmetzgerei Klein werden die artgerecht gehaltenen Tiere auf dem eigenen Hof geschlachtet. (Archivbild)

Viele Unternehmen schweigen, wenn die finanzielle Lage nicht gut aussieht. Nicht so die Landmetzgerei Klein. Sie spricht die Kunden offen an.

Dieser Hilferuf sollte die Kundschaft „wachrütteln“, wie Dhana Schwarz, Inhaberin der Landmetzgerei Klein in Königswinter-Siefen, sagt. Eine Kundin habe sich im Nachhinein bei ihr bedankt. „Danke für den Arschtritt“, habe sie ihr über den Hof zugerufen.

Die Existenzsorgen des landwirtschaftlichen Betriebs sind groß. Seitdem die finanziellen Einschnitte durch den Krieg in der Ukraine und die steigenden Preise bei den Kundinnen und Kunden ankommen, würden sich viele den Weg in die Metzgerei sparen.

Dhana Schwarz steht mit einer blauen Weste über einem schwarzen Pullover auf ihrem Hof. Mit der recht Hand zeigt sie auf etwas.

Dhana Schwarz ging mit ihren Existenzsorgen öffentlich auf Facebook um. (Archibild)

„Der September, Oktober, November und Dezember waren vom Umsatz schon sehr schlecht – auch das Hoch vor den Weihnachtstagen konnte das nicht auffangen“, sagt Schwarz. Für das Quartal habe sie aus ihren Rücklagen drauflegen müssen. Doch was im Januar folgte, sei eine „Vollkatastrophe“ gewesen. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre seien im Januar 400 Kunden weniger gekommen.

Landmetzgerei Klein wendet sich über Facebook mit Existenzsorgen an Kunden

Deshalb wandte sie sich auf Facebook an ihre Kundschaft und machte auf ihre Situation aufmerksam. Ein Schritt, von dem ihr viele abgeraten hatten. „Doch ich will nicht in ein paar Monaten die Metzgerei schließen müssen und dann sagen mir Kunden ‚Hättest du doch mal was gesagt‘“.

Der Post vom 31. Januar kommt bei den Kundinnen und Kunden an. 570 Reaktionen, 150 Kommentare, 1200 Personen teilen den Beitrag, in dem sie schreibt: „Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass im Umkreis von 20 Kilometern die nächsten drei Metzgereien offiziell angekündigt haben, den Laden noch in der ersten Jahreshälfte zu schließen!  […] Ich persönlich möchte meiner Familie, aber als allererstes unserem Team, diese Nachricht, dass es so weit ist, ersparen. Ich möchte weiter machen!“

Die deutlichen Worte von Dhana Schwarz erreichen ihre Kundinnen und Kunden scheinbar – zumindest vorübergehend. Der Februar sei gut angelaufen, aber gerade über die Karnevalstage sei es wieder ruhig gewesen, so Schwarz.

Sie hofft, dass das nicht so bleibt. „Der Umsatz ist noch nicht wieder da, wo er hin muss.“ Das Ziel sei neben den anderen Standbeinen der Landwirtschaft und der Erlebnispädagogik, dass sich die Metzgerei finanziell selber trage. Zwar versuche Schwarz mit ihrem Team, andere Bereiche weiter auszubauen oder neu zu entwickeln, wie das Catering, einen Mittagstisch oder dass Produkte in Zukunft zusätzlich über eine Internetplattform vermarktet werden könnten. Doch die Metzgerei ist bei all dem das Herzstück: „Ich will die Metzgerei am Leben halten.“ Ohne sie, würde das „runde System“, wie Schwarz sagt, zusammenfallen.

Tierwohl: Landmetzgerei Klein hält Tiere artgerecht

Denn bei der Landmetzgerei Klein werden die Tiere mit viel Wert auf Tierwohl selber gehalten. Geschlachtet wird in dem Hofeigenen Schlachthaus. Das spart Transportwege und verhindert Stress für die Tiere, was zu einer besseren Qualität des Fleisches führen soll. Auch das Futter werde in der eigenen Landwirtschaft produziert. Die Fleisch- und Wurstwaren werden von zwei Metzgern handwerklich hergestellt.

Das hat natürlich seinen Preis. Der liegt für ein Kilo Schweinefilet bei 22,90 Euro, der Preis fürs Rinderhack bei 15,90 Euro und ein ganzes Hähnchen kostet 11,90 Euro das Kilo. Aber Schwarz sagt auch: „Wir haben die Preise seit der letzten Anpassung im November nicht mehr erhöht, während die Preise im Supermarkt und beim Discounter fast täglich steigen.“ Da lägen die Angebote gar nicht so weit auseinander oder seien fast gleich. „Doch bei uns wird alles im Kilopreis angegeben, das schreckt auf den ersten Blick oft ab“, so die Landwirtin weiter. „Es ist oft im Kopf verankert ‚Im Supermarkt ist es günstiger als beim Metzger‘“.

Ihrer Meinung nach würde ein Umdenken beim Fleischkonsum aus finanziellen und ökologischen Aspekten sinnvoll sein: Anstatt jeden Tag Fleisch aus dem Supermarkt zu kaufen, solle man seltener zu hochwertigem Fleisch greifen.

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