Stefan Fetting, Mitglied der Feuerwehr Königswinter, trainiert für Weltmeisterschaft der „Firefighter Combat Challenge“. Es sind spezielle Disziplinen.
FeuerwehrmannStefan Fetting aus Königswinter trainiert hart für „Firefighter-WM“ in Amerika

In Windeseile rast der „Firefighter“ aus Königswinter mit dem schweren Schlauch auf der Schulter in den dritten Stock, in diesem Fall beim Training auf den Turm am Ausbildungszentrum der Feuerwehr in Bonn.
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Stefan Fetting wuchtet in Sekundenschnelle den zu einem Paket geschnürten, 19 Kilo schweren Schlauch auf seine Schulter und rennt wie vom Blitz getroffen los. Zwölf Meter rast der Feuerwehrmann geradezu die Treppe hoch bis in den dritten Stock und wirft den Schlauch zu Boden. Sofort greift er am Geländer nach einem gelben Seil, an dessen Ende knapp zwölf Meter tiefer eine ebenfalls 19 Kilo schwere Schlauchrolle hängt. Das Paket muss er nach oben ziehen und ablegen, bevor der 60-Jährige wieder herunterrennt.
Schnell, aber nicht zu schnell diesmal. „Ich muss auf jede Stufe treten, sonst gibt es zwei Strafsekunden“, sagt Stefan Fetting und setzt seinen speziellen Parcours fort, indem er mit einem Vier-Kilo-Hammer einen 72 Kilogramm schweren Stahlblock in Bewegung bringt. 1,50 Meter weit muss er den Klotz auf der „Keiser Force Machine“ möglichst schnell und gezielt nach hinten schlagen.
Ende Oktober reist der Feuermann aus Königswinter nach Dallas
Selbst einem halbwegs sportlichen Beobachter geht spätestens jetzt die Puste aus, doch Stefan Fetting hat noch zwei Stationen vor sich, als er an diesem Tag am Ausbildungszentrum der Berufsfeuerwehr in Bonn-Beuel für die Weltmeisterschaft der „Firefighter Combat Challenge“ trainiert. Die World Championship findet Ende Oktober in den Vereinigten Staaten von Amerika in der Nähe von Dallas statt.
Stefan Fetting, Mitglied des Löschzugs Ittenbach der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter, fliegt in die USA und tritt dort an. Als amtierender deutscher Meister in der Altersklasse Ü60 hat er womöglich gute Chancen. Aber die Amerikaner und die Neuseeländer, weiß der drahtige und durchtrainierte Sportler, haben starke Leute in ihren Reihen.

Kraftakt: Mit einem Vier-Kilo-Hammer muss Stefan Fetting den rund 70 Kilo schweren, schwarzen Stahlblock vorantreiben.
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Die „Firefighter Combat Challenge“ ist eine speziell auf Feuerwehrleute zugeschnittene und von ihnen erdachte Sportart. Im Grunde werden dabei die fünf häufigsten Aufgaben bei einem Brandeinsatz durchgespielt, allerdings in Wettkampfmanier. Angefangen vom Treppensteigen bei einem Feuer bis hin zur Menschenrettung.
1991 gab es den ersten Wettkampf, seither treten auch in Deutschland immer wieder Feuerwehrteams gegeneinander an. Stefan Fetting gehört zur Mannschaft Feuersport Team Rheinland. Zehn bis zwölf Männer und Frauen trainieren regelmäßig zusammen und fahren gemeinsam zu Wettbewerben, beispielsweise nach Kassel oder Hamburg. An dem Tag Anfang September, als der Königswinterer sich mit der Redaktion dieser Zeitung am Ausbildungszentrum in Beuel trifft, sind einige Mitstreiter gerade beim Training.
Teilnehmer absolvieren den Parcours mit kompletter Feuerwehrausrüstung
Den Parcours absolvieren die Firefighter im Wettbewerb nicht nur mit der kompletten Feuerwehrkleidung samt Stiefel und Helm, sondern auch mit dem Atemschutzgerät auf dem Rücken und der Atemschutzmaske über Mund und Nase. Nach der dritten Station, der Keiser Force Machine, an der mit dem Hammer der Stahlblock in Bewegung gesetzt wird, folgt ein 42 Meter langer Slalomkurs an dessen Ende Stefan Fetting und seine Mitbewerber einen mit Wasser gefüllten Schlauch 22 Meter weit tragen. Dann müssen sie mit dem Wasserstrahl ein Ziel treffen.
Schließlich wartet eine fast 80 Kilo schwere Person in Form eines Dummy (Rescue Randy) auf die Teilnehmer, den sie aufnehmen und rückwärts 32 Meter weit mit dem Rautekgriff bis zum Ziel ziehen müssen. Als der 60-Jährige an jenem Tag im September den gesamten Parcours durchmacht, ist seinem verzerrten Gesicht am Ende die immense Anstrengung anzusehen.
Warum tut er das? „Weil es Spaß macht.“ Er sei früher viel gelaufen, und als Triathlet habe er zwei Ironman absolviert, sei dann aber vor etwa zwölf Jahren bei der Firefighter Combat Challenge „hängen geblieben“. Mit der für einen Außenstehenden unglaublichen Zeit von 2:20 Minuten hat er die deutsche Meisterschaft in seiner Altersklasse gewonnen. Der Weltrekord, sagt Stefan Fetting, liege bei 1:15 Minuten, gehalten allerdings von deutlich jüngeren Sportlern.
Stefan Fettings Ziel sind 2:10 bis 2:15 Minuten. Um das zu erreichen, habe er sich seit Ende 2024 die Unterstützung eines Trainers geholt. Zweimal die Woche absolviere er zurzeit den Parcours, einmal die Woche mache er Krafttraining. Ausdauertraining mit Laufen oder Radfahren kommt hinzu.

Knapp 80 Kilogramm schwer ist die Puppe, die Stefan Fetting „retten“ muss
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Der Ittenbacher hat in der Vergangenheit schon an speziellen Aktionen teilgenommen. Etwa 2016, als es bei der Feuerwehr-Deutschlandtour in kompletter Schutzkleidung mit zehn Läufern 1135 Kilometer quer durch Deutschland ging. Eine Benefizaktion zu Gunsten der Deutschen Krebshilfe. 2014 scheiterte Stefan Fetting nur knapp mit dem Versuch, bei einem Halbmarathon mit kompletter Feuerwehrkleidung in Hilden ins Guinnessbuch der Rekorde zu kommen. Bei hohen Temperaturen fehlten ihm am Ende nur acht Minuten.
Rund 4500 Euro wird dem Firefighter aus Königswinter die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Dallas am Ende kosten, schätzt der hauptberuflich als Gärtner bei der Stadt Bonn beschäftigte Feuerwehrmann. Aber so etwas, betont er, mache man ja auch nur einmal im Leben.