Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Schädling verbreitet sichInvasive Grüne Reiswanze schädigt Tomaten und Äpfel in Rhein-Sieg

3 min
Grüne Reiswanzen an einer Tomate.

Grüne Reiswanzen an einer Tomate.

Der Schädling stammt ursprünglich aus Ostafrika und wurde in den 1980er Jahren erstmals in Deutschland entdeckt.

Durch den Klimawandel begünstigt, haben inzwischen Gottesanbeterinnen in der Region eine Heimat gefunden. Das Insekt fühlt sich hier wohl und vermehrt sich. Das trifft auch auf die grüne Reiswanze zu. Sie hat ihren Weg in den letzten Jahren ebenfalls in die Region gefunden. Im Gegenteil zur Gottesanbeterin ist sie aber kein gern gesehener Einwanderer.

„Wir haben ganz vereinzelt Exemplare auf unseren Apfelplantagen gesehen“, so Karl-Heinrich Mohr vom gleichnamigen Obsthof aus Königswinter. Probleme hätten sie nicht verursacht. Allerdings hätte er von großflächigen Plantagen gehört, auf denen durch dieses Insekt schon enorme Schäden verursacht worden seien. Wolfgang Honecker aus Niederkassel kontrolliert seine Apfelplantagen ganz besonders, nachdem er vom Pflanzenschutzdienst der NRW-Landwirtschaftskammer über den Schädling informiert wurde. „Bei mir habe ich zum Glück noch keine Reiswanzen gesehen.“

Wanze sticht mit Saugrüssel in Früchte, Blätter und Stängel

Dass Landwirte wachsam sein müssen, bestätigt Professor Armin Djamei, Pflanzenpathologe an der Universität Bonn auf Nachfrage der Redaktion. „In deutschen Gewächshäusern und Gärten tauchen immer häufiger ungebetene Gäste auf: Insekten und Krankheitserreger, die ursprünglich aus wärmeren Regionen stammen. Der Klimawandel und der weltweite Handel helfen ihnen, sich hierzulande dauerhaft niederzulassen – mit Folgen für Pflanzen, Ernten und Verbraucher.“

Die Grüne Reiswanze (Nezara viridula) stammt ursprünglich aus Ostafrika, hat sich aber durch den internationalen Handel und die steigenden Temperaturen weltweit verbreitet. In Deutschland wurde sie erstmals in den 1980er Jahren entdeckt. Seit etwa 2010 breitet sie sich vor allem entlang des Oberrheins massiv aus und ist mittlerweile als Schädling im Gemüsebau etabliert, so der Wissenschaftler. Nicht nur Landwirte sind betroffen. Auch Hobbygärtner haben schon Besuch von den Reiswanzen bekommen.

An den Saugstellen der Reizwanzen verfärben sich die Tomaten.

An den Saugstellen der Reizwanzen verfärben sich die Tomaten.

Ihr Erfolgsgeheimnis liege in ihrer enormen Anpassungsfähigkeit und ihrem breiten Nahrungsspektrum. „Die Wanze sticht mit ihrem Saugrüssel in Früchte, Blätter und Stängel und schädigt dabei eine Vielzahl von Pflanzen. Sie befällt Gemüsearten wie Tomaten, Paprika, Zucchini, Gurken und Auberginen ebenso wie Ackerfrüchte, darunter Soja, Bohnen, Mais und Kartoffeln. Auch Obstkulturen wie Himbeeren, Kiwis, Äpfel oder Johannisbeeren gehören zu ihrem Speiseplan. Selbst Zierpflanzen und Kräuter bleiben nicht verschont, etwa Hibiskus, Sonnenblume oder Rosmarin. Die Folge dieser breiten Ernährungsweise sind deformierte Früchte, Saugschäden und erhebliche Ertragsverluste.“

Die Lebensweise der Grünen Reiswanze sei eng an klimatische Bedingungen gekoppelt. Sie durchlaufe eine vollständige Metamorphose vom Ei über fünf Nymphenstadien bis zum ausgewachsenen Tier. Ein einziges Weibchen könne pro Gelege bis zu hundert Eier ablegen. Im Herbst sucht die Wanze Schutz in der Strauchschicht oder unter Baumrinde, wo sie als adultes Tier überwintert. Da sie frostempfindlich ist, begünstigen milde Winter ihre Ausbreitung erheblich.

Bis diese natürlichen Feinde jedoch flächendeckend wirksam sind, wird es noch Zeit und gezielte Fördermaßnahmen brauchen.
Professor Armin Djamei, Pflanzenpathologe an der Universität Bonn

Die Bekämpfung dieses Schädlings sei schwierig. Forschende setzen daher verstärkt auf biologische Gegenspieler. „Besonders Schlupfwespen aus der Gattung Trissolcus und parasitische Raupenfliegen der Gattung Trichopoda gelten als Hoffnungsträger. Sie parasitieren die Eier der Wanzen und können so die Population langfristig eindämmen. Bis diese natürlichen Feinde jedoch flächendeckend wirksam sind, wird es noch Zeit und gezielte Fördermaßnahmen brauchen“, so der Pflanzenpathologe.

Fachleute beobachten diese Entwicklung mit Sorge. „Wir sehen, dass Schädlinge, die früher nur in den Tropen vorkamen, mittlerweile mitten in Europa Fuß fassen“, sagt ein Entomologe des Julius Kühn-Bundesforschungs-Instituts für Kulturpflanzen aus Quedlinburg. „Das ist nicht mehr die Ausnahme, sondern Teil eines globalen Trends.“ Die Grüne Reiswanze zeige, wie stark sich die Umwelt durch den Klimawandel und die Globalisierung verändert. Früher verhinderten kalte Winter, dass wärmeliebende Insekten und Krankheitserreger in Mitteleuropa überleben konnten. Heute sorgen mildere Temperaturen und längere Vegetationszeiten dafür, dass sie sich dauerhaft ansiedeln. Gleichzeitig bringen internationale Warenströme ständig neue Arten ins Land, sei es über importiertes Pflanzenmaterial, Verpackungen oder den Handel mit Setzlingen, so Djamei.