Zahlreiche VerstößeIn Lohmarer Centaurus-Residenz wurden Brustprothesen hergestellt

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Centaurus in der ehemaligen Parksauna Residenz die jahrelang als Bordell genutzt wurde in Lohmar Durbusch gibt es Beschwerden wegen der Lautsträke Lärmbelästigung

In der Centaurus-Residenz in Lohmar-Durbusch gibt es Beschwerden wegen der Lärmbelästigung.

Bei der Politik herrscht Einigkeit: Der Betreiber der Centaurus-Residenz müsse sich an die Regeln halten. Die Liste der Verstöße ist lang.

Treibt der Betreiber der Centaurus-Residenz mit den Behörden ein Katz-und-Maus-Spiel? Diesen Eindruck haben nicht nur die Nachbarn, die seit einem Jahr nächtlichen Lärm aus der Partylocation beklagen. Das Ordnungsamt stellte sowohl Ruhestörungen fest als auch weitere Verstöße: unter anderem zugestellte Rettungswege, mangelnden Brandschutz, Unterbringung von Personen und eine Brustprothesen-Produktion im Keller des ehemaligen Bordells.

Das geht aus internen, nicht öffentlichen Unterlagen hervor, die der Redaktion vorliegen. Die Stadtverwaltung spricht lediglich allgemein von fehlenden Gewerbeanmeldungen und Nutzungsuntersagungen, die Nachfragen der Redaktion nach konkreten Vorwürfen und Bußgeldern wurden aus „Datenschutzgründen“ nicht beantwortet. Dem Vernehmen nach verhängte die Stadt unter anderem ein Zwangsgeld in Höhe von 1000 Euro. Bislang soll keine Zahlung eingegangen sein.

Politik in Lohmar einig: Betreiber muss sich „an Recht und Ordnung“ halten

Die Kommunikation gestaltet sich offenbar schwierig: Termine habe der Pächter kurzfristig abgesagt oder sei unentschuldigt nicht erschienen, schilderte Bauamtsleiterin Kerstin Tillmann im Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss. Seit einem Bürgerantrag der Anwohner mit rund 80 Unterschriften befasst sich die Politik mit dem Problem, ließ sich nun in der Mai-Sitzung des Ausschusses einen Tätigkeitsbericht der Stadtverwaltung vorlegen.

Es herrschte Einigkeit, dass sich der Betreiber „an Recht und Ordnung“ halten müsse, so Uwe Grote (SPD). Horst Becker (Grüne) sprach davon, dass die Verwaltung am „Nasenring“ herumgeführt werde. Guido Koch (CDU) beklagte ein „Katz-und-Maus-Spiel“ des Pächters „mit der Verwaltung und somit der ganzen Stadt“. Dieser sei offensichtlich nicht gewillt, sich an die Vorgaben zu halten. Benno Reich (UWG) verlangte: „Da muss ein Schlussstrich gezogen werden.“

Der Betrieb liegt an der Schlehecker Straße in einem allgemeinen Wohngebiet. Höchstens 73 Gäste dürfen sich in den Räumen aufhalten, auf der Firmen-Homepage war anfangs von bis zu 600 die Rede, in einer Kleinanzeige Mitte März von 300. Die Fraktionen regten mehr Kontrollen an. Guido Koch: „Da fährt man hin und zählt durch.“ Kompliziert ist die Durchsetzung des Baurechts. Anfang 2023 hatte der Pächter lediglich geplante Nutzungen mitgeteilt. Doch nur, wenn er ein Gewerbe anmeldet, könne die Stadt eine abweichende Nutzung untersagen, heißt es in der Vorlage zum öffentlichen Teil der Ausschusssitzung. Ansonsten müssen Belege für Verstöße zusammengetragen werden.

Mittlerweile hat ein Unterpächter Anfang April (rückwirkend zum 1. März) mehrere Gewerbe angemeldet: etwa einen Kiosk, Import-Export und Online-Handel – ohne Genehmigung. Daher sei ihm eine Nutzungsuntersagung angedroht worden. Hier laufe derzeit die Anhörungsfrist, teilte Bürgermeisterin Claudia Wieja im Ausschuss mit. „Wir werden solange kämpfen, bis wir Ruhe im Ort haben“, sagte Anwohnerin Dr. Claudia Rust. Die Verfügungen müssten rechtlich wasserdicht sein, erklärte Horst Becker. Er hoffe, dass das Problem im Sommer gelöst sei. Pächter Azim Saleem wies in einer Stellungnahme gegenüber der Redaktion alle Vorwürfe zurück und warf den Nachbarn „Rassismus“ vor.

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