Abzüge für RadwegeLohmar belegt zweiten Platz bei Fahrradklima-Test des ADFC

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Bachstraße in Lohmar. Ein Fahrradweg ist rechts von der Straße zu sehen. Im Hintergrund stehen Häuser und Autos.

Im Fahrradklima-Test des ADFC schnitt Lohmar nur passabel ab, liegt aber dennoch über dem Durchschnitt.

Beim Fahrradklima-Test des ADFC schneidet Lohmar zwar gut ab, erntet aber auch Kritik – Luft nach oben gibt es in vielen Bereichen.

Manchmal wirkt eine Drei wie eine gute Note – wenn die anderen schlechter abschneiden. Im Fahrradklima-Test des ADFC landete Lohmar im Rhein-Sieg-Kreis hinter Meckenheim auf dem zweiten Platz, liege sogar bei fast allen Kriterien über dem Bundesschnitt, teilten die örtlichen Club-Vertreter mit.

Was läuft gut in Lohmar?

Die 107 Teilnehmer der Umfrage gaben gute Noten für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums, die Wegweisung, für zügiges Vorankommen, für die geringe Gefahr des Fahrraddiebstahls und das öffentliche Verleihsystem, wie Ortssprecher Martin Herringer berichtete.

Wo hat sich die Stadt verbessert?

Die Leihräder werden nicht nur von Auswärtigen genutzt, die vor allem am Bahnhof Honrath aufstiegen, sondern auch von Einheimischen, das zeige die Beliebtheit der Station am Stadthaus.

„Diese gehört zu den Top 20 im Rhein-Sieg-Kreis“, ergänzte Bürgermeisterin Claudia Wieja. Beim Leihsystem habe sich seit der letzten Befragung vor zwei Jahren viel getan, ebenso bei den Abstellanlagen.

Wofür gab’s Abzüge?

Ganz schlecht bewerteten die Teilnehmer die Fahrradmitnahme im ÖPNV, die für die Höhenorte eine wichtige Rolle spielt. Darauf habe die Stadt allerdings keinen Einfluss, betonte Mobilitätsmanager Rupert Eggers.

In ganz Nordrhein-Westfalen ist ein Extra-Ticket Pflicht, im Gegensatz zu anderen Bundesländern. Für Zeitkarten-Inhaber war die Mitnahme zumindest an Werktagen nach 19 Uhr und am Wochenende bisher kostenlos, was mit der Umstellung aufs 49-Euro-Ticket allerdings endet.

Wenig Punkte erhielt Lohmar auch für den Winterdienst auf Radwegen. Sowohl die Sauberkeit als auch die Instandhaltung liege häufig nicht in der Zuständigkeit der Verwaltung, so die Bürgermeisterin. An Land- und Bundesstraßen sei der Landesbetrieb Straßen NRW zuständig.

Wo kann die Stadt aktiv werden?

Für das Sicherheitsgefühl könne die Stadt mehr tun, meinen die Befragten. Die meist schmalen Radwege oder Radfahrstreifen würden häufig zugeparkt, das Ordnungsamt kontrolliere kaum. Ein Punkt, den sich Wieja notierte.

Bemängelt wurden auch der zu geringe Abstand zu parkenden Autos ebenso wie zum motorisierten Verkehr. Tempo 30 innerorts sei wünschenswert. Darüber würde die Stadt gern selbst entscheiden, so Wieja, und habe sich daher einer Initiative anderer Kommunen angeschlossen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Nachbarn?

Nicht optimal. Die „matschige Buckelpiste“ entlang der Agger kritisiert auch der ADFC schon lange. Für die vor allem von Lohmarern genutzte Verbindung sei die Stadt Troisdorf zuständig, erläuterte Dr. Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den rechtsrheinischen Kreis. Ein Thema für den Runden Tisch.

Wo drohen Konflikte?

Sollen Radfahrer mehr Raum erhalten, bedeutet das Einschränkungen für die Autofahrer. So wünschen sich viele Befragte die Öffnung der wichtigsten Einbahnstraße im Zentrum für den Zweiradverkehr in beiden Richtungen, dann müssten allerdings Stellplätze an der Hauptstraße wegfallen.

Das dürfte auch dem Einzelhandel nicht gefallen. Sigi Zöllner vom ADFC sah dies nicht als stichhaltiges Argument: „Jeder, der mit dem Fahrrad und nicht mit dem Auto in die Stadt fährt, macht ja einen Parkplatz frei.“

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