Lohmarer Betrieb„Unverschämt“ – Betriebsrat übt scharfe Kritik an Danfoss-Management

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Gewerkschafter vor dem Tor der Firma Danfoss.

Protest vor dem Werktor: Der Danfoss-Betriebsrat informierte die Kollegen über das Gespräch mit dem Manager.

Danfoss will den Standort Lohmar schließen und die Produktion ins Ausland verlagern. Jetzt kam ein Manager zum Werk – und erntete viel Kritik.

„Enttäuschend“ und „unverschämt“ – Andreas Papke hatte keine guten Nachrichten für die Kollegen, die sich am Montagmittag vor dem Werktor einfanden. Der Betriebsratsvorsitzende informierte über das gerade beendete einstündige Gespräch mit dem Arbeitgeber, der den Danfoss-Betrieb in Lohmar aufgeben und die Produktion in die Slowakei verlegen will.

„Unser gutes Konzept mit 25-Prozent-Margen wird mit Füßen getreten, die wollen mehr“, berichtete Papke. Enttäuschend sei, dass nicht der Unternehmenspräsident zu dem Gespräch gekommen sei, sondern nur den Manager Ben Lehmann vorgeschickt wurde. Dieser sei selbst einmal Mitarbeiter in Lohmar gewesen, so Papke.

Wie und wo es für Teile der Belegschaft weitergeht ist ungewiss

„Der hat gezittert, er tat mir schon leid“. Als der Manager in 80 Metern Abstand mit betretener Miene die Protestversammlung passierte, gab es Pfiffe und Buh-Rufe. In einer Aktion hatten ihm die Mitarbeiter zuvor den Rücken zugedreht, so dass er die Sprüche auf den Protestwesten lesen konnte: „Wir sorgen uns um unsere Mitarbeiter – haha“ und „Für euch sind wir ja nur Einmalkosten“.

Papke sagte, dass man keine zufriedenstellenden Antworten auf Fragen bekommen habe. Wie und wo es für einen Teil der 200-köpfigen Belegschaft – die Rede ist von etwa 30 Stellen – weitergehen könne, sei ungewiss, und zu einer Jobgarantie habe Lehmann auch nichts sagen wollen.

Die Gewerkschaft war laut Michael Korsmeier von dem Gespräch ausgeschlossen worden. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg war dennoch vor Ort und wird heute mit am Tisch sitzen, wenn in Anwesenheit von Anwälten die Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessenausgleich aufgenommen werden. „Wir werden hier nicht billig den Hof verlassen“, kündigte Papke an.

CDU-Landtagsabgeordneter Sascha Lienesch sichert Unterstützung zu

„Seid nicht zimperlich mit der Bande da oben“, empfahl der alte Gewerkschaftskämpe Christophe Hassenforder, der bis vor sechs Jahren   um die Arbeitsplätze der Sulzer AG in Scheiderhöhe (früher ABS Pumpen) gerungen hatte. „Ich weiß, wie ihr euch fühlt“, sagte Hassenforder den Danfoss-Kollegen und machte Mut: „Es ist noch zu früh, auf den Sozialplan zu setzen. Der Erhalt des Standorts muss erste Priorität haben.“

Die Belegschaft der Mannstaedt-Werke in Troisdorf bezeugte per Grußbotschaft ihre Solidarität mit den Danfoss-Beschäftigten. „Alle haben sich erhoben“, berichtete Korsmeier von einem beeindruckenden Bild. Unterstützung in Form von politischem Druck sicherte der CDU-Landtagsabgeordnete Sascha Lienesch zu, der gestern ebenfalls nach Lohmar gekommen war. Ein nach Worten von Betriebsratschef Andreas Papke „sehr gutes Gespräch“ habe es bereits mit NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann in Düsseldorf gegeben.

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