Ein Bürger hatte die Stadt und einzelne Fraktionen in den sozialen Medien verunglimpft. Auch in der Stadtratssitzung macht er seinem Ärger Luft.
„Zu massig“Wohnungsbauprojekte im Lohmarer Zentrum bringen Nachbarn auf die Palme

Beschwerden gibt es gegen den Neubau an der Hauptstraße 22 wegen Verschattung.
Copyright: Cordula Orphal
Wohnraum wird dringend benötigt, der Bau trifft jedoch häufig auf Vorbehalte von Nachbarn. In einem Fall sei ein Bürger jedoch zu weit gegangen, hieß es im Stadtrat. Er habe sowohl die Stadt wie auch einzelne Fraktionen in den sozialen Medien mehrfach verunglimpft. In der Sitzung machten er und sein Vater sich ebenfalls empört Luft, der Senior griff Bürgermeisterin Claudia Wieja im Hinausgehen verbal an.
Diese ging mit ihm vor die Saaltür und wechselte noch einige Worte. Der Beschluss für das Bauvorhaben an der Hauptstraße sei einstimmig gefallen, darauf hatte der Grünen-Vorsitzende Horst Becker zuvor hingewiesen. Die Pläne seien nach der ersten Intervention des Nachbarn noch einmal vom Architekten verändert und im Fachausschuss für gut befunden worden.
Ich empfehle dem Bürger zu klagen, er wird verlieren
Eine Wohnung im Obergeschoss sei komplett weggefallen, um die Verschattung zu minimieren, eine andere im Erdgeschoss habe geteilt werden müssen, damit die ursprüngliche, für die Förderung maßgebliche Anzahl erreicht werde. Zudem wurden die Markisen verkürzt. Es gebe nicht mehr Vertschattung als durch den kleineren Vorbau.
Die Stadtverwaltung hatte aufgrund weiterer Beschwerden aus der Nachbarschaft das Vorhaben noch einmal prüfen lassen. Das Ergebnis lag dem Stadtrat schriftlich vor: Es ist rechtens. Becker: „Ich empfehle dem Bürger zu klagen. Er wird verlieren.“
Am Eisenmarkt in Lohmar wird ein verwildertes Grundstück bebaut
Für ein zweites Projekt am historischen Eisenmarkt muss ein lange leerstehender Bungalow auf einem verwilderten Grundstück abgerissen werden. Sieben Wohnungen sollen hier entstehen, ein Mix aus Appartments, kleineren und größeren Wohneinheiten.
Parkplätze liegen auf dem Areal, die Zugänge an der Mauer zur Villa Friedlinde. Das langgestreckte Haus soll ein Flachdach erhalten, wie ein derzeit im Bau befindliches weiteres Gebäude in einem Seitenarm des Eisenmarktes. Über eine mögliche Begrünung sei man im Gespräch mit dem Investor, so Bürgermeisterin Claudia Wieja. Die CDU fand den Entwurf, der bereits überarbeitet und verkleinert wurde, immer noch zu „massig“.

In der Rathausstraße soll das Mehrfamilienhaus Nummer 9 (rechts) einem größeren Neubau mit Flachdach weichen.
Copyright: Cordula Orphal
Ein Flachdach soll auch ein neues Mehrfamilienhaus im Ortskern an der Rathausstraße erhalten, angesichts der Dächer der benachbarten VR-Bank und des schräg gegenüberliegenden Rathauses habe der Bauherr trotz einer anderen planerischen Festsetzung darauf einen Anspruch, erläuterte die Verwaltung. Ein kleines, älteres Haus mit Satteldach wird hierfür abgerissen.
Für ein Bauvorhaben am Ortsrand von Scheiderhöhe mussten sowohl der Flächennutzungsplan wie auch der Bebauungsplan geändert werden. Der Stadtrat stimmte mehrheitlich zu, die CDU dagegen. Ursprünglich wollte der Investor hinter der Kirche und gegenüber der Feuerwehr drei Einfamilienhäuser errichten, die geänderten Pläne zeigten ein Acht- und ein Zweifamilien-Haus.

Am Ortsrand von Scheiderhöhe sollen zwei Mehrfamilienhäuser errichtet werden, das größere an der Straße wird allerdings statt acht nur sechs Wohnungen haben. Visualisierung
Copyright: Architekturbüro
Die Stadtverwaltung intervenierte, so dass das geplante große Mehrfamilienhaus jetzt kleiner wird: Es soll sechs Wohnungen haben und statt 20,50 nur noch 16,50 Meter breit sein und sich so besser in die Landschaft einfügen.
Dieses Entgegenkommen hat zwei Gründe: Zum einen fehlt in allen Ortsteilen Wohnraum, zum anderen baut der Investor auf seinem Grundstück, zwischen Ortsrand und Biogasanlage, einen Kindergarten. Das ist ein dringend benötigter Ersatz für die marode Einrichtung in Scheiderhöhe, einst die alte Grundschule.
Die Stadt Lohmar, die den neuen Kindergarten zu einem festgelegten Preis mietet, spart so mehrere Millionen Euro Baukosten. Das sei ein „lohnender Deal“, hieß es aus der Kommunalpolitik.