Raute im HerzenEx-Radio-Moderator Dietmar Schott aus Lohmar ist 70 Jahre Mitglied beim HSV

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Radio-Moderator-Legende Dietmar Schott (86) präsentiert stolz seine Mitgliedskarte und hat seinen Hund Friso auf dem Schoss sitzen.

Radio-Moderator-Legende Dietmar Schott (86) präsentiert stolz seine Mitgliedskarte und hat seinen Hund Friso auf dem Schoss sitzen.

Der ehemalige Radio-Moderator und Sportreporter aus Lohmar-Höhnchen hat alle Höhen und Tiefen mit seinem Club mitgemacht.

An sein erstes Spiel des Hamburger SV kann sich Dietmar Schott noch sehr gut erinnern. Es war der 5. September 1953 und der damals 16-jährige Schüler kaufte sich für 55 Pfennig das Ticket für das Derby: „Der Hamburger SV war haushoher Favorit, aber St. Pauli gewann das Spiel mit 2:0.“ Trotz der Niederlage schlug fortan sein Herz für den HSV und ein halbes Jahr später entschied er sich für eine Mitgliedschaft, die seit dem 17. März 1954 – und somit seit 70 Jahren – besteht.

Vor 20 Jahren wurde der heute 86-Jährige auf der Jahreshauptversammlung des HSV zum Ehrenmitglied ernannt und bekam die goldene Ehrennadel des Hamburger SV angesteckt. Stolz zeigt der ehemalige WDR-Moderator und Sportchef seine Mitgliedskarte, auf der das Datum des Eintritts dokumentiert ist. Am Tag seines Jubiläums wird am Sonntag mit alten Weggefährten und Freunden groß gefeiert (siehe Kasten).

Mitglied seit 17.03.1954 steht auf der Mitgliedskarte.

Mitglied seit 17.03.1954 steht auf der Mitgliedskarte.

Wenn die Radio-Legende Dietmar Schott in seinem Sessel im alten Fachwerkhaus auf seinem Gestüt Höhnchen vor dem Fernseher sitzt und sich die Spiele seines HSV auf Sky anschaut, hat er dabei die letzten Jahre nicht viel Vergnügen. Seit sechs Jahren versucht der Traditionsverein von 1887 endlich wieder in die 1. Bundesliga zurückzukommen. „Zweimal haben wir in den letzten Wochen gegen das jeweilige Schlusslicht verloren. Und das zu Hause vor 57.000 Zuschauer. Es ist eine Katastrophe“, schimpft Dietmar Schott.

Dabei kennt gerade er die ganz anderen Seiten des Hamburger Sportvereins mit zahlreichen nationalen und internationalen Erfolgen. In Köln geboren, flüchtete Dietmar Schott mit Mutter und Schwester zunächst nach Thüringen und kamen dann in Hamburg bei den Großeltern unter. Hier wächst er, nicht weit vom Volksparkstadion, auf, bis er 1962 nach dem abgeschlossenen Volontariat bei der Norddeutschen Rundschau beim WDR in der Sportredaktion anheuert.

Seit Beruf als Reporter bringt ihn auch immer wieder mit seinem Lieblingsverein zusammen. Beim dritten von insgesamt sechs Deutschen Meistertitel war Dietmar Schott 1960 in Frankfurt im Stadion. Sehr gut erinnert er sich an die Hitzeschlacht beim 3:2-Erfolg gegen den 1. FC Köln. Aber auch schon damals musste er leidensfähig sein. Das 0:3 im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in Hannover gegen Schalke 04 erlebte er 1958 ebenfalls auf der Tribüne.

Auf der Ehrentribüne neben Uwe Seeler

Glänzende Augen bekommt Schott, wenn er sich an die glorreichen 1980er Jahre erinnert. Bei vielen Erfolgen war er im Stadion, zum Teil saß er auch auf der Ehrentribüne, auch schon mal neben Uwe Seeler. „Wir waren Duz-Freunde und er war ein sehr feiner Mensch“, so Schott. Nur beim größten Erfolg des HSV konnte Schott 1983 beim 1:0 gegen Juventus Turin nicht in Athen sein. Er musste die Radio-Reportage eines Kollegen im Auto hören. „Ich war auf dem Weg nach Frankreich zur Basketball-EM“, erinnert er sich. Immerhin habe er die zweite Halbzeit des Endspiels um den Europapokal der Landesmeister in Nantes in einer Kneipe gesehen.

Den Sieg im Europapokal der Pokalsieger 1977 beim 2:0 gegen RSC Anderlecht erlebte er live in Amsterdam. Torschützen für Schott kein Problem: „Volkert und Magath“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Auch beim legendären Europapokalabend, der in Hamburg mit einem 5:1 gegen Real Madrid nach einem 0:2 im Hinspiel endete, war Schott im Stadion. „Wir haben auch mal gegen Bremen zur Pause 0:4 zurückgelegen und dann noch 6:4 gewonnen“, hat er noch viele weitere Anekdoten parat.

Reporter für Basketball und Reitsport

Als Sportler und Reporter war Fußball eigentlich gar nicht sein Steckenpferd. „Ich habe nur zwei Fußball-Reportagen in meiner langen Berufslaufbahn gemacht. Das war Viktoria Köln gegen RW Essen und Gladbach gegen Nürnberg“, so der Spezialist für Basketball und Pferdesport. Selbst sei er in der Jugend ein ordentlicher Sprinter und Kugelstoßer gewesen. Mit dem ASV Köln spielte der 1,92 Meter große Schlacks in den 1960er Jahren immerhin in der 2. Liga. Beim Fußball in einer Prominentenmannschaft habe er sich mal im Köln-Pesch das Schien- und Wadenbein gebrochen, erinnert sich Dietmar Schott.

Im Sport hat er neben den vielen Spielen mit dem Hamburger SV eigentlich alles erlebt, was möglich ist. Er war bei elf Olympischen Spielen von Sapporo 1972 über München bis Barcelona 1992. Viermal durfte er von Fußball-Weltmeisterschaften moderieren und 32 Mal war er Moderator des legendären Trabrennens Prix d’Amérique in Frankreich.

Seine große Leidenschaft waren die Pferde.

Seine große Leidenschaft waren die Pferde.

Heute ist sein Hund Friso, sein mittlerweile sechster Cocker Spaniel, sein Wegbegleiter. Früher waren es die Pferde. Nachdem er 1974 aus einem alten Bauernhof das Gestüt Höhnchen in Lohmar aufgebaut hatte, züchtete er gemeinsam mit seiner Frau Beate, die 2015 nach 47 Ehejahren verstorben ist, zahlreiche erfolgreiche Pferde. „Wir hatten hier bis zu 15 Boxen und haben 352 Sieger großgezogen“, erinnert er sich. Und als Amateur-Sulky saß er sogar selbst bei im Sattel und holte 14 Siege.

Doch den Hamburger SV hat er trotz der vielen Pferde nie aus den Augen verloren. Und der HSV ihn auch nicht. In der nächsten Vereinszeitschrift wird es eine große Reportage über sein Jubiläum geben. Und der für Mitglieder zuständige Ex-Profi und Vizepräsident des HSV, Bernd Wehmeyer, wäre gerne vorbeigekommen, hat sich aber persönlich bei Schott wegen eines Urlaubs entschuldigt. Immerhin der HSV-Fanclub Aggertal wird am Jubeltag gemeinsam mit Dietmar Schott 70 Jahre HSV-Mitgliedschaft feiern.


Zur Person

Dietmar Schott arbeitete 41 Jahre beim WDR und wurde als Hörfunk-Journalist bekannt durch seine samstägliche Radiosendung „Sport und Musik“. Er moderierte über 2000 Sendungen und war Nachfolger des legendären Kurt Brumme. 2004 übergab er den Staffelstab an Sabine Töpperwien, Sven Pistor arbeitete er noch bei den Bundesliga-Sendungen ein.

Bei den Basketballern des ASV Köln war er in den 1980er Jahren die rechte Hand von Mäzen Fritz Waffenschmidt. Gemeinsam feierten sie drei Pokalsiege und vier Deutsche Meisterschaften. In Wahlscheid moderierte er 25 Mal das Schörreskarrenrennen auf der Kirmes und sorgte dafür, dass zahlreiche Prominente dabei teilnahmen. (que)


Die Feier

Im Auler Hof hat Wirt Ralf Günther für Dietmar Schott und seine Freunde an dessen Jubeltag eine kleine Ehrung und einen Imbiss vorbereitet. Angekündigt haben sich Radio-Moderator Sven Pistor, Ex-Profi Willi Ente Lippens, Ex-WDR-Chefredakteur Manfred Erdenberger, Ex-Kollege Gisbert Baltes und Landrat Sebastian Schuster. Um 13.30 Uhr wird dann auf der Leinwand das Spiel des HSV gegen Wehen Wiesbaden. (que)

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