Stadtentwicklung LohmarLohmarer Mennoniten wollen größer bauen – Streit mit Anwohnern
Lohmar – Es wird oft geklagt, dass immer weniger Menschen in die Kirchen kommen. In Lohmar-Süd ist es umgekehrt: Da herrscht den Anwohnern schon lange zu viel Andrang zum Bethaus der Mennoniten-Brüdergemeinde, die sich baulich auch noch vergrößern will und auch schon mal 600 Gäste umfassende Hochzeitsgesellschaften auf ihrem Gelände hat.
Darüber gibt es Streit. So sehr, dass die Stadt sogar einen professionellen Mediator (Mittler, Vermittler) beauftragte. Die Ergebnisse lagen nun dem Stadtentwicklungsausschuss vor. Die Meinungen bleiben aber weiterhin konträr, auch wenn es aus Sicht der Stadt einige Zugeständnisse der Mennoniten gegeben hat.
Seit 2007 schon geht es um den gewünschten Neubau auf dem Kirchengelände am Schlesierweg. Ein Bethaus für 650 Personen soll entstehen, es hätte die doppelte Kapazität des seit fast 20 Jahre bestehenden Altbaus, wo viele Mennoniten wegen der Enge keinen Platz mehr finden und Gottesdiensten sowie anderen Veranstaltungen auch in Zelten folgen. Von den Anwohnern werden Lärmbelästigung, der Verkehr am sehr frequentierten Gemeindezentrum, Gerüche von der Speisenzubereitung und Privatveranstaltungen mit vielen Gästen kritisiert, darunter Kindergeburtstage und weitere Treffen an Wochentagen, die auch nicht gerade schlecht besucht sind.
Die Mennoniten argumentieren, mit dem Bethaus, dessen Größe von ursprünglich 1400 auf 600 Quadratmeter reduziert wurde, und einem 170 Quadratmeter großen Anbau für Toiletten und Garderobe würden mit moderner Einrichtungen einige Belästigungen entfallen. Viel mehr Menschen fänden drinnen Platz, so dass, auch wegen der geplanten modernen Lüftungs- und Klimaanlage, die Lärmbelästigung abnehme. Man müsse nicht mehr die Fenster öffnen, wie jetzt im Altbau, in dem es leicht zu warm wird, Die offenen Fenster störten wegen des „steten Singsangs“, so ein Anwohner, und wegen der Musik.
Nicht nur Ratsmitglieder befürchten hingegen, größere Kapazität werde auch verstärkt Mitglieder dieser freikirchlich evangelischen Glaubensrichtung nicht nur aus Lohmar, sondern auch von außerhalb anziehen.
Die Kritikpunkte wurden in der Mediation angesprochen. Fazit des Mediators aus seinen Gesprächen ist, dass sich „die Situation der Nachbarschaft verbessern“ könne durch einige Zugeständnisse der Mennoniten, während der direkte Nachbar aber „keine Veränderung und Verbesserung für sich“ sehe.
In dieser Zwickmühle entschied sich der Ausschuss, das schon lange von der Brüdergemeinde beantragte Planverfahren freizugeben. Zugleich machten Ausschuss und Rat aber die letzte Entscheidung von klaren Zusagen der Mennoniten abhängig. Diese sollen Eingang finden in einen so genannten Durchführungsvertrag. Das ist den Stadtverordneten sehr wichtig, damit sie später nachprüfbar sind und bei Verstößen mit Sanktionen geahndet werden können. So hoffen die Kommunalpolitiker, beide Seiten zufrieden stellen zu können.
Im Vertrag sollen Besucherzahlen festgeschrieben sein. Die könnte man ähnlich wie bei städtischen Einrichtungen (Bürgerzentrum Birk, Jabachhalle) über den Bestuhlungsplan regeln, nach dem Motto : Nur so viele Besucher dürfen hinein, wie Stühle unter Beachtung aller Vorschriften dort aufgestellt sind.
Festgeschrieben werden auch die 90 Stellplätze, im Vertrag könnte außerdem das Einzugsgebiet der Brüdergemeinde festgeschrieben werden und eine Obergrenze für die Zahl der jährlichen Veranstaltungen. Ebenso die Pflicht zu einer angemessenen Klima- und Lüftungsanlage, damit die Fenster tatsächlich geschlossen bleiben.
In der Mediation hatte die Brüdergemeinde erklärt, die Zeit der großen Hochzeiten sei ohnehin vorbei. Früher seien es höchstens zehn pro Jahr gewesen, mittlerweile weniger. Die Zahl der Gäste solch großer Gesellschaft hätten sie auf „maximal 550 bis 650 Personen“ reduziert. Von einer professionelle Küche mit Absauganlagen war in der Mediation auch die Rede. Die Stadtverordneten warten nun darauf, wie viel im Durchführungsvertrag tatsächlich festgeschrieben wird.