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Michelin-Stern soll zurückerobert werdenClostermanns Hof in Niederkassel aktiviert Löwenkräfte

4 min
Das Le Gourmet wird nun umgebaut und mit neuem Namen unter LEU eröffnet Patissier Andre Siebertz (l.) und Küchenchef Thomas Gilles in den alten Räumen, die nun neu gestaltet werden.

Das Le Gourmet wird nun umgebaut und mit neuem Namen unter LEU eröffnet Patissier Andre Siebertz (l.) und Küchenchef Thomas Gilles in den alten Räumen, die nun neu gestaltet werden.

Der neue Name LEU des ehemaligen Restaurants Le Gourmet soll ein klares Zeichen setzen.

Nichts bleibt, wie es war. Das ehemalige Sterne-Restaurant Le Gourmet im Clostermanns Hof ist zurzeit geschlossen und wird komplett umgebaut. Es bekommt sogar einen neuen Namen: „Leu“. „Leu kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet Löwe, symbolisch für Stärke, Mut und Leidenschaft. Der Name Le Gourmet hat uns einfach nicht mehr zeitgemäß repräsentiert“, erläutert Küchenchef Thomas Gilles. „Man verbindet damit ein eher steifes, klassisches und hochpreisiges Restaurant, aber bei uns geht es sehr herzlich und persönlich zu. Daher gehen wir diesen mutigen Schritt und schaffen ein ganz neues modernes Ambiente mit einem veränderten kulinarischen Fine Dining Konzept und einer großen Weinauswahl.“

Sechs Jahre lang konnten sich Gilles sowie Sous Chef und Chef-Patissier André Siebertz mit dem begehrten Michelin-Stern schmücken. Völlig überraschend kam für sie im Juni 2025 die Nachricht, dass sie nicht mehr ausgezeichnet werden. „Für mich war es ein Schock“, sagt Gilles rückblickend. Aber sofort sei ihm klar gewesen, dass er zusammen mit seinem Team den Stern zurückerobern wolle.

Der Clostermanns Hof in Niederkassel bekam seinen ersten Michelin-Stern im Jahr 2019 verliehen

„Als ich im Jahr 2018 im Clostermanns Hof die Küchenleitung übernommen habe, wollte ich das Restaurant Le Gourmet umbauen und die Karte anpassen“, erinnert sich der heute 37-Jährige. Doch schon schnell nach der Einarbeitung sei der Michelin-Stern erstmals im Jahr 2019 verliehen worden. Da wäre es unklug gewesen, sagt Gilles, alles zu ändern, zumal die Auszeichnung nach einem Namenswechsel erst einmal verloren ginge.

Der Schriftzug Le Gourmet wird bald verschwinden und durch den Namen LEU ersetzt.

Der Schriftzug Le Gourmet wird bald verschwinden und durch den Namen LEU ersetzt.

Das war jetzt aber der Fall, und Gilles sieht es als Chance für einen Neuanfang. „Wir werfen natürlich nicht alles über Bord, was sich in der Vergangenheit bewährt hatte, wir möchten aber vieles ändern.“ Dazu gehört, dass es ein festes Vier-Gänge-Menü zu einem attraktiven Preis um etwa 100 Euro geben soll, optional mit korrespondieren Weinen. Das Zusammenstellen von einzelnen Elementen durch die Gäste habe sich nicht bewährt. „Wir konzentrieren uns auf perfekt abgestimmte Menüs nach dem Motto: weniger ist mehr“, sagt Gilles.

Das Menü mit vier Gängen im neue eröffneten „Leu“ in Niederkassel besteht aus sieben Stationen

Wie die Gänge definiert werden, hat Gilles sich auch schon überlegt. Zum Aperitif gibt es einen Aperosnack mit vier Geschmacksrichtungen und Texturen. Vorspeise, Zwischengericht, Hauptgericht und Dessert bilden das Gerüst des Menüs. Ein Vordessert sowie Naschwerk nach dem Dessert runden es ab. Addiert wären das sieben Gänge. „Aber was ist ein Gang und was eine sinnvolle Ergänzung zum Menü?“ Deshalb spreche er von vier Gängen.

André Siebertz will als Patissier neue Akzente setzen.

André Siebertz will als Patissier neue Akzente setzen.

„Alles muss perfekt sein, damit der Stern zurückerobert werden kann. Deswegen wird zum Beispiel auch das Brot selber gebacken.“ Für Siebertz ist das ein gutes Beispiel für den Griff zum neuen Stern: „Wir behalten alles in unserer Hand, damit die Qualität perfekt ist.“ So lasse man den Teig 24 Stunden ruhen, bevor er in den Ofen komme, damit die eigene Hefe aktiviert werden könne.

24 Plätze hat das neue „Leu“ in einem eigenen Raum mit Außenterrasse, für Exklusivveranstaltungen bis zu 36 Plätze. Geöffnet werden soll es dienstags bis freitags ab 18.30 Uhr. „An den Wochenenden haben wir sehr oft große Gesellschaften in unserem Restaurant Clostermanns, das Platz für 130 Personen bietet“, sagt der neue Restaurantleiter Sherif Asad. Auf diese Familienfeiern oder Hochzeiten wolle man sich dann konzentrieren. „Wir möchten nicht, dass unser neu eröffnetes ‚Leu‘ am Wochenende nebenbei mitlaufen muss“, betont Asad. Für Sterneküche brauche man ausreichend Zeit und die entsprechende Fokussierung. Für Exklusivveranstaltungen und kulinarische Events wird das „Leu“ aber auch an den Schließungstagen zur Verfügung stehen.

Brauchen gute Köche überhaupt einen Michelinstern? „Er ist für neue Gäste der Hinweis, dass ausgezeichnet gekocht wird“, antwortet Siebertz. Auch für große Gesellschaften sei damit klar, dass das Team in der Küche sein Handwerk verstehe.

Am Freitag, 31. Oktober, soll im neuen „Leu“ wieder serviert werden. Vielleicht schleicht sich am Eröffnungstag eine Testperson von Michelin anonym ein. „Die Sterneauszeichnung wird erst nach mehreren Besuchen verliehen“, teilt Michelin auf Nachfrage der Redaktion mit. Sowohl Frauen als auch Männer seien in den Testteams unterwegs.