Rhein-Sieg-KreisLandwirte trotzen der schwierigen wirtschaftlichen Lage trotz Corona

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Nur fünf Euro würde Bauer Marcell Andree (rechtes Bild) für dieses wenige Stunde alte Kälbchen vom Händler bekommen.

Nur fünf Euro würde Bauer Marcell Andree (rechtes Bild) für dieses wenige Stunde alte Kälbchen vom Händler bekommen.

Rhein-Sieg-Kreis – Liebevoll kümmert sich die Kuh um ihr erst zwei Stunden altes Kälbchen. Es liegt im Stroh. Sie leckt es zärtlich ab. Fünf Euro würde der Bauer für dieses junge Leben bei einem Viehhändler bekommen. Die Preise in der Tierwirtschaft sind gefallen. Doch es gibt ein Umdenken.

„Die Corona-Pandemie hat zu einer Rückbesinnung der Menschen auf die essenziellen Bedürfnisse der Daseinsvorsorge geführt“, fasst Johannes Brünker zusammen. Er ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft und hatte die Mitglieder des Förderkreises Landwirtschaft auf den Hof von Marcel Andree eingeladen, der in Neunkirchen-Seelscheid einen Milchviehbetrieb mit 150 Tieren hat. Viele Landwirte stünden vor einem Umbau der Betriebe, nicht alle sähen aufgrund der dadurch entstehenden Kosten ein Perspektive.

Rund 150 Kühe liefern täglich Milch

„Hier im Bergischen hat sich Marcel Andree jedoch entschlossen, den Hof in siebter Generation weiterzuführen“, berichtet Brünker. 2016 wurden ein Milchviehstall und eine Fahrsiloanlage neu errichtet. Rund 150 Kühe liefern täglich Milch. „Ein Teil davon geht zu Jules Käsekiste nach Much“, sagt Brünker, der Rest werde über die Hochwald-Genossenschaft vermarktet. Andree habe mutig einen Schritt in die Zukunft gewagt, von dem auch die Menschen profitierten. Die Produkte der Landwirtschaft würden vor Ort produziert und könnten im Laden um die Ecke erworben werden. „Wir müssen Lösungen erarbeiten, bevor die globalen Großspekulanten den Boden hier vor Ort kaufen.“

Nur fünf Euro würde Bauer Marcell Andree (rechtes Bild) für dieses wenige Stunde alte Kälbchen vom Händler bekommen.

Nur fünf Euro würde Bauer Marcell Andree (rechtes Bild) für dieses wenige Stunde alte Kälbchen vom Händler bekommen.

Der junge Landwirt führt durch seinen Betrieb, den er von seinem Onkel Michael Aumüller übernommen hat. „Wir gehen auf die Verbraucher zu“, betont Andree. Jederzeit könne eine kostenlose Hofbesichtigung vereinbart werden, auf einer Internetseite und in sozialen Netzwerken informiert er über die Arbeit auf seinem Hof. Ihm mache jedoch Sorgen, dass Landwirte immer wieder als „Tierquäler und Bodenverseucher denunziert“ würden. Vielen jungen Bauern gehe dadurch die Lust am Beruf verloren.

Und Andree geht sogar noch weiter. „Wenn irgendwann alle Höfe geschlossen sind, dann kommt das Essen aus China oder anderen Ländern, wo sich keiner um den Tierschutz oder die Umwelt kümmert.“Es scheint, als ob die braun-weiße Kuh im Stall ihm zustimmend zunicke. Seit zehn Jahren lebe sie schon auf dem Hof, berichtet Andree. Sie hat rund 70 000 Liter Milch in dieser Zeit produziert.

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Die Situation der Landwirte bleibt schwierig. Die Preise sind nicht gestiegen. Sie „liegen unter Vorjahresniveau“, wie Nora Steeg in ihrem Vortrag sagt. Die Preise für das Futter seien dagegen gestiegen. „Aufgrund der vorangegangenen zwei Dürrejahre sind in vielen Betrieben die Futterreserven aufgebraucht“, so Steeg. Die Bauern müssten zukaufen. Probleme mit der Dürre bestätigen auch die Ackerbauern. „Sie macht uns zu schaffen“, sagt Landwirt Marc Grohmann. Lockere Niederschläge im Juni hätten nicht gereicht.

„Mit Beginn der Corona-Krise bis Ostern war der Blumen - und Zierpflanzenmarkt vollkommen zusammengebrochen. Große Mengen mussten vernichtet werden“, schildert Felix Schmitz. Bei den Schnittblumen habe sich bemerkbar gemacht, dass Veranstaltungen nicht stattfänden. Die Nachfrage nach Topfpflanzen für Haus und Garten sei jedoch im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen.

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