Wohnbau statt KneipeGaststätte „En de Kohweed“ in Menden wird abgerissen

Kaputte Scheiben, zerbrochenes Schild: Das Gaststättengebäude ist für den Abbruch bereits eingerüstet.
Copyright: Stefan Villinger
Sankt Augustin – Auf der Kegelbahn in der Gaststätte „En de Kohweed“ in Menden rollt schon lange keine Kugel mehr. Der wertvolle Holzboden in dem Anbau ist sorgfältig entfernt worden. In mehrere blaue Müllsäcke, die in einer Ecke auf den Abtransport warten, sind die unbrauchbaren Reste verpackt. Und auch die anderen Räume sind leer.
Eingeschlagene Scheiben
Einige Scheiben des Gebäudes im hinteren Teil sind inzwischen eingeschlagen. Ein Bagger auf dem langgezogenen rechteckigen Grundstück zeigt, dass die längst geschlossene Gaststätte bald abgerissen wird. „Zwei Mehrfamilienhäuser mit jeweils fünf Wohnungen sollen dort neu gebaut werden“, berichtet Ortsvorsteherin Gudrun Burk.
Ein Teil des dörflichen Lebens
Gaststätte
Die Gaststätte „En de Kohweed“ war ein fester Bestandteil des dörflichen Lebens. Ein spontaner Kegelwettstreit 1970 auf der Kirmes in Sankt Augustin-Menden war die Geburtsstunde des Kegelclubs „Loss jonn“.
Initiatoren
Die Initiatoren, Mitglieder des damals noch bestehenden Junggesellenvereins Maiclub, gründeten die Kegelrunde in der Gaststätte. Die Bahn dort entsprach den offiziellen Anforderungen für Ligaspiele. Andere Vereine, wie der Männerchor Menden nutzten, den Saal für Versammlungen.
Veranstaltungsort
Auch die Politik schätzte die Gaststätte als Veranstaltungsort. So wurde zum Beispiel der zweite Bericht zur Stadtteilentwicklung für den Ortskern im Jahr 2015 in der „Kohweed“ vorgestellt.
Kunst zu Gast
Kleinkunst gab es in der Gaststätte früher zu einigen Gelegenheiten. So traten im Jahr 2001 die 13 Künstler der „Küz Kneipen-Komedie“ (KKK) in der „Kohweed“ auf, da ihre Gaststätte Küz in Troisdorf geschlossen war.
Unfall
Spektakulär war ein Unfall am 2. Oktober 1993. Die Hauptrollen spielten ein Kälbchen und dessen Mutter. Die Schwarzbunte, die gerade auf einer Weide gekalbt hatte, sollte zwecks besserer Versorgung auf den Bauernhof gebracht werden. Sie weigerte sich jedoch, zu ihrem Jungen in den Viehanhänger zu steigen. Also ließ der Bauer sie hinterhertrotten. Auf der Siegstraße in Menden passierte es dann: Die Kuh erlitt einen Schwächeanfall und sank ausgerechnet vor der Gaststätte „En de Kohweed“ zu Boden. Alle viere von sich gestreckt, lag sie auf dem Asphalt. Polizeibeamte, Nachbarn und Freunde des Bauern halfen dabei, das Tier in einen zweiten Anhänger zu hieven. (vr)
Dazu komme eine Tiefgarage, die ihre Zufahrt über die Katharinenstraße haben solle. „Es fehlt an Wohnraum, aber auch an Gaststätten in Menden“, sagt die Sozialdemokratin. Sie hätte gern gesehen, wenn die Kneipe noch länger bestanden hätte. Der große Saal sei für Familienfeiern genutzt worden, jetzt fehle eine solche Lokalität im Ort. Auch als Treffpunkt und Speiselokal sei die „Kohweed“ von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt worden. Burk berichtet, sie sei schon vor rund 25 Jahren regelmäßig dorthin zum Essen gegangen. Ihr Favorit: die Grillpfännchen.

Hier wurde einst gekegelt, inzwischen wurde die Bahn abmontiert.
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Auch CDU-Ratsmitglied Nico Schmied mit Wahlkreis in Menden erinnert sich, dass er mit seinen Mannschaftskameraden vom SV Menden nach dem Fußball-Training dort eingekehrt sei, nicht zuletzt wegen des guten Essens. Auch er bedauert das Kneipensterben im Stadtteil.
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Den Umsatzrückgang durch Corona hat die Gaststätte an der Ecke Siegstraße/Katharinenstraße nicht überlebt. Im Internet war bis vor kurzem noch zu lesen, dass „deutsche Küche mit all ihren Raffinessen“ geboten wird. Auf dem einst beworbenen Außengelände steht jetzt der mächtige Bagger, der bald mit seiner Schaufel das Gebäude komplett dem Erdboden gleichmachen wird. Ausgezogen sind dann auch die Zwischennutzer, die die Wohnung darüber als Übergangslösung genutzt hatten. Zahlreiche Namen neben dem Klingelknopf zeigen dies noch.