Am Hochschulcampus fand die zweitgrößte Messe ihrer Art in Deutschland statt.
FrosconFachmesse in Sankt Augustin zieht Nutzer und Entwickler von Freier Software an

Die Froscon in Sankt Augustin ist die zweitgrößte Messe für Freie Software und Open Source in Deutschland.
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Alle Menschen, die einen Computer oder ein Smartphone haben, nutzen Software. Dafür zahlen sie mit Geld, mit ihren Daten oder mit beidem. Deshalb gehört für die Veranstalter der Froscon, Deutschlands zweitgrößter Messe für Freie Software und Open Source, ein wenig Revolutionsgeist dazu. Am Wochenende fand sie am Campus Sankt Augustin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg statt.
„Der Open Source Community geht es darum, Software zu entwickeln, um sie der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Egal ob Nutzer oder Programmierer, jeder kann sich einbringen. Es ist keine finanzielle Sache, die meisten machen das ehrenamtlich aus Spaß am Thema und am Coden“, erklärt Ivonne Zimmermann-Fabricius vom Organisationsteam der Froscon. Sie wird ehrenamtlich von einem Verein und dem Fachbereich Informatik der Hochschule organisiert und fand in diesem Jahr zum 20. Mal statt.
Besucher der Sankt Augustiner Messe wollen von Monopolisten unabhängig sein
„In jedem digitalen Produkt, das wir nutzen, ist der Quellcode versteckt. Bei Open Source liegt er offen und jeder auf der Welt kann ihn einsehen. Das ist der Gegenpart zu kommerziellen Produkten. Für jeden, der Computer nutzt, sind diese Dinge wichtig, weil es Alternativen gibt, für die man kein Geld für Lizenzen ausgeben muss“, sagt Zimmermann-Fabricius. Open Source sei der Beschleuniger der digitalen Souveränität, um nicht mehr abhängig von Monopolisten zu sein.

Auch schräge Kostüme gehören bei einem Besuch auf der Froscon dazu.
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Wer eine Wegbeschreibung sucht, nutzt dafür vielleicht die Karten der Suchmaschine mit dem großen G – die als Datenkrake bekannt ist. Auf Openstreetmap.org tragen viele Nutzer dazu bei, die Welt erlebbar zu machen. „Die Karten wurden erstellt, indem viele Nutzer ihre Handydaten zur Verfügung gestellt haben, während sie eine Straße entlangliefen.“ Gerade für Touristinnen und Touristen ist Openstreetmap.org gut geeignet, weil Nerds allerhand Daten zu bestimmten Themen zusammentragen: Ein Klick und die Seite zeigt alle Obstbäume, Hydranten oder Gaslaternen in der Nähe an.
An vielen Ständen der Messe ist am Wochenende ein Pinguin sehen – sein Name ist Tux und er ist das Maskottchen von Linux, dem freien Betriebssystem, Alternative gegenüber Windows oder Apple. Rund zwei Dutzend Aussteller zeigen auf der Froscon ihre Projekte. Über 170 Vorträge können sich die Besucherinnen und Besucher an beiden Tagen anhören, rund 1500 Menschen wurden erwartet. „Auch viele Unternehmen präsentieren sich hier. Gerade für Studierende der Informatik ist das interessant, weil sie Kontakte knüpfen können“, sagt Zimmermann-Fabricius.
In Sankt Augustin blüht der Austausch der Community
Christian Amsüss ist aus Wien angereist. Er hat das Betriebssystem Riot OS mitentwickelt. Das Grundproblem seiner Arbeit ist leicht erklärt: „Es gibt eine ganze Reihe an Geräten mit der Komplexität einer elektronischen Zahnbürste. Zum Beispiel einfache Fitnesstracker, schaltbare Steckdosen oder Autoschlüssel. Betriebssysteme für Handys oder Computer sind für diese Geräte aber viel zu groß“, erklärt er.
Es müssten Betriebssysteme her, die mit weitaus weniger Arbeitsspeicher auskommen. „Es ist wichtig, Standardlösungen zu der fertigen Software zu programmieren, damit die Programme vor Hackerangriffen geschützt sind“, sagt der Österreicher. „Die entstehen im Hobby und an Universitäten, aber auch in Zusammenarbeit mit Firmen. Die profitieren davon, weil sie Interesse daran haben, dass die Programme besser werden“, sagt Amsüss, der in Sankt Augustin insbesondere den Austausch mit der Community schätzt.