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Sanierung bis JahresendeKloster der Steyler Missionare in Sankt Augustin erhält nach Brand neues Dach

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Verkohltes Dachgebälk: Teile des Klosters der Steyler Missionare werden nach dem Brandschaden vom 15. November 2023 saniert.

Verkohltes Dachgebälk: Teile des Klosters der Steyler Missionare werden nach dem Brandschaden vom 15. November 2023 saniert.

Spätfolgen des schweren Bombenangriffs zu Weihnachten 1944 müssen jetzt repariert werden.

Jürgen Bewermeier führt durch den vom Brand zerstörten Flügel des Klosters der Steyler Missionare. Der Hausökonom des Ordens zeigt auf eine schwarze Folie, die den Boden abdichtet. Sie wurde aufgetragen, damit in wenigen Wochen alles wasserdicht ist. „So wird das Gebäude vor eindringendem Regenwasser geschützt.“ 1914 wurde es erbaut. Nun stehen umfangreiche Renovierungsarbeiten an. 

Ein Teil des historischen Klostergebäudes war gleich zweimal von schweren Zerstörungen betroffen. Vielen in Erinnerung ist noch der Brand vom November 2023. Rund 40 Zimmer waren nach den Löscharbeiten unbewohnbar, der Dachstuhl war auf bis zu 15 Metern zerstört, Balken waren verbrannt, 1000 Quadratmeter Wohnfläche von Feuer, Rauch oder Löschwasser beschädigt. Das Feuer wurde durch einen defekten Kühlschrank ausgelöst.

Die nach dem Bombenangriff im Jahr 1944 reparierte Decke des Klosters muss 2025 ausgetauscht werden

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges traf eine Fliegerbombe das Gebäude. Es war Weihnachten 1944. Bilder im Foyer des Klosters dokumentieren die schweren Schäden. Sie wurden, wie Bewermeier es formuliert, „mit den Mitteln der damaligen Zeit ausgebessert“. Doch durch das Feuer an derselben Stelle wurden die Schäden von einst erneut akut. 

Bombenangriff auf das Kloster der Steyler Missionare Weihnachten 1944. 2023 brannte es an genau derselben Stelle neben der Kuppel.

Bombenangriff auf das Kloster der Steyler Missionare Weihnachten 1944. 2023 brannte es an genau derselben Stelle neben der Kuppel.

„Nach dem Brand im Jahr 2023 hat sich gezeigt, dass die damals reparierte Decke, die an die Kirche angrenzt, den heutigen statischen Anforderungen nicht mehr genügt“, erläutert Bewermeier. „Sie muss deshalb komplett ausgetauscht werden, weil sie das neue Dach nicht mehr tragen kann.“ Das Gebäude soll während der Arbeiten weitergenutzt werden. Nur der Teil des Klosters, der vom Brand betroffen war, steht leer und ist inzwischen fast vollständig entkernt. Bis zum Jahresende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. 

Schwarze Schweißbahnen sollen die darunter liegenden Etagen vor Nässe schützen.

Schwarze Schweißbahnen sollen die darunter liegenden Etagen vor Nässe schützen.

Der schrittweise Rück- und Neubau erfolgt mithilfe eines Baukrans, der jetzt vor dem Gebäude steht. Er soll das Baumaterial in die oberste Etage bringen. „Es wird dadurch eine große Lücke im Dach entstehen, durch die es hereinregnen kann“, beschreibt Bewermeier die Arbeiten. Deshalb verlegen die Dachdecker auf der darunterliegenden Zwischendecke gerade Schweißbahnen; angrenzende Baukörper und insbesondere die Kirchenwand werden durch Planen geschützt.

Durch frisch gestanzte Löcher in der Decke wird später in Rohren das Abflusswasser geführt.

Durch frisch gestanzte Löcher in der Decke wird später in Rohren das Abflusswasser geführt.

Um das Wasser abzuleiten, das sich darauf sammeln wird, werden Löcher in die Decke gebohrt, durch die später Abflussrohre geführt werden. Drei Gewerke sind an den Arbeiten beteiligt: Dachdecker, Betonbauer und Zimmerleute. Ein Architekturbüro, das mit dem Klostergebäude vertraut ist, überwacht die Arbeiten. 

„Ziel der Arbeiten, die nach Plan bis zum Jahresende abgeschlossen sein sollen, ist die Wiederherstellung des Daches und der Zwischendecke. Erst dann können weitere Planungen folgen, um die vom Brand betroffenen Zimmer wieder bewohnbar zu machen“, sagt Bewermeier. Die Klosterbrüder, die vor dem Brand dort ihre Zimmer hatten, sind inzwischen in einem anderen Teil des Gebäudes untergebracht.  


Das Gebäude musste nach den Bombenangriffen gestützt werden.

Das Gebäude musste nach den Bombenangriffen gestützt werden.

Im Frühjahr 1942 war das Klostergebäude der Steyler Ziel eines ersten Bombenangriffs. Die Sprengkörper verfehlten allerdings das Gebäude und schlugen zehn Meter vor der Pforte ein. Nach den schweren Bombenangriffen des Jahres 1944 war das Kloster allerdings so stark beschädigt, dass es eigentlich gesprengt werden sollte. Pfarrer Salz von Siegburg-Mülldorf gelang es in letzter Minute, dies zu verhindern, wie Pater Karl Rivinius in einem Bericht über die Geschichte des Klosters schreibt. Nach dem Einmarsch der Alliierten wurde das Kloster geplündert, Mobiliar und Einrichtungen wurden zerstört.

Bis Ende April 1945 diente das Missionshaus als Durchgangslager für heimkehrende Franzosen. Bei ihrer Rückkehr sahen sich die Bewohner von Sankt Augustin mit schier unlösbaren Problemen konfrontiert. Doch dank tatkräftiger Unterstützung von Freunden und Wohltätern schritten die Aufräumungsarbeiten und der Wiederaufbau rasch voran. Er war nach etwa zwei Jahren annähernd abgeschlossen. Die Arbeiten an der Kirche dauerten noch bis ins Jahr 1948. In der Zwischenzeit diente die Aula als Notkapelle. In ihr spendete Kardinal Frings am 15. Juni 1946 die erste Priesterweihe nach Kriegsende.