Warum der ausgebildete Schauspieler Johannes Zajdowicz eine bessere berufliche Perspektive sucht und was ihn antreibt.
Die Bühne des täglichen LebensSchauspieler macht in Sankt Augustin Ausbildung zum Hotelkaufmann

Schauspieler Johannes Zajdowicz am Empfang im Hotel „Das Augustin“ mit Hotelchef Christoph Silber-Bonz (l.).
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Wenn du den Eindruck hast, dass das Leben ein Theater ist, dann suche dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß macht – diesen Ratschlag nahm Schauspieler Johannes Zajdowicz wörtlich. Im September 2025 begann der 31-Jährige seine Ausbildung als Hotelkaufmann im „Das Augustin“. „Es war genau der richtige Schritt“, ist er sich sicher.
Mit 15 Jahren stand Zajdowicz das erste Mal auf der Bühne bei der Krimikomödie „Crimetime“. In der Tensing-Theater- und Bühnengruppe bekam er als Jugendlicher den Kontakt zur Schauspielerei. „Nach dem Abitur im Jahr 2013 hatte ich zwar den Wunsch, zur Bühne zu gehen, mir fehlte aber der Mut dazu“, erinnert er sich. So studierte Zajdowicz zwei Semester Erziehungswissenschaften in Essen, dann soziale Arbeit in Bielefeld. Doch der Wunsch zu Schauspielerei wurde immer stärker. Er bewarb sich bei verschiedenen Schulen.
Premiere im Schloßtheater Neuwied fand im leeren Zuschauersaal vor Kameras statt
So kam der gebürtige Dorstener im Jahr 2016 an die Schauspielschule Siegburg, die mit der Studiobühne über ein eigenes Theater verfügt. Als Corona im Jahr 2020 das Leben massiv einschränkte, begann Zajdowicz mit seinem Berufsleben. „Die Bühnen fuhren ihr Programm herunter, es war sehr schwierig, ein Engagement zu finden“, erinnert er sich.
Als Hans Scholl stand er im Schloßtheater Neuwied im Stück „Sophie Scholl – die letzten Tage“ auf der Bühne. Die Premiere fand allerdings vor Kameras im leeren Zuschauersaal statt. Das Stück konnte übers Internet gesehen werden. Zum Glück hatte er einen Nebenjob: Ein Kollege aus der Schauspielschule hatte ihm diesen im Jahr 2019 im Hotel „Das Kronprinz“ in Troisdorf besorgt. Mit einem Teilzeitvertrag konnte er sich über Wasser halten. Es folgten Engagements in Kinderstücken wie „Pippi Langstrumpf“ oder „Pettersson und Findus“, dazu gehörte auch, dass das Ensemble in Städte reiste, um dort aufzutreten.

Johannes Zajdowicz als Tommy bei Pippi Langstrumpf auf der Bühne.
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„Das Kronprinz“ in Troisdorf gehört dem Ehepaar Anne-Katrin und Christoph Silber-Bonz. Beide erwarben im Jahr 2021 das Hotel „Das Augustin“. Als eine Betriebswohnung im Haus frei wurde, zog Zajdowicz ein. Er half weiter in beiden Häusern aus, fuhr nach Neuwied, um auf der Bühne zu stehen und bewarb sich um Engagements für die neue Spielzeit. Das manchmal hektische Leben in einem Hotel erschein ihm da wie eine Oase der Ruhe.
„Die Schauspielerei macht mir großen Spaß, aber die latente Unsicherheit, wie es weitergehen könnte, mit der stetigen Suche nach neuen Engagements waren für mich keine berufliche Lebensbasis“, berichtet er. Und dann kam das Angebot, ob er nicht eine komplette Festanstellung im Hotel möchte. Zajdowicz überlegte, sagte aber nur unter einer Bedingung zu: „Ich möchte eine Ausbildung als Hotelkaufmann machen, damit ich eine berufliche Perspektive habe.“
Wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die Spaß am Beruf im Hotel haben und Verantwortung übernehmen möchten.
Das gefiel dem Ehepaar Silber-Bonz. „Wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die Spaß am Beruf im Hotel haben und Verantwortung übernehmen möchten“, sagt Christoph Silber-Bonz. Der Hotelchef machte sich auch der bei der Industrie- und Handelskammer dafür stark, dass der neuen Azubi seine Lehre auf zwei Jahre verkürzen konnte. Zajdowicz ist schon jetzt bei den Betriebsleiterbesprechungen der drei Sibo-Hotels dabei. Er erstellt in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen die Dienstpläne.

Schauspieler Johannes Zajdowicz startete im September 2025 als 31-Jähriger mit seiner Ausbildung als Hotelkaufmann.
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Zajdowicz' Name steht noch immer auf den Vermittlungsseiten der Schauspieler. „Ich wurde zuletzt sogar wieder für ein Kinderstück angefragt“, berichtet er. Er habe aber abgesagt, weil er seine ganze Kraft jetzt in die Ausbildung stecken wolle. Dazu gehört der wöchentliche Besuch des Robert-Wetzlar-Berufskollegs in Bonn. „Eigentlich habe ich aufgrund meines Alters keine Schulpflicht mehr. Ich möchte aber den Lernstoff dort nicht verpassen.“
Die Schauspielerei hat Zajdowicz erst mal „auf Eis gelegt“, wie er es beschreibt. Richtig einsteigen möchte er dort nicht mehr. Den Auftritt vor Menschen habe er im Hotel. Das sei abwechslungsreich. Er könne sich vorstellen, vielleicht irgendwann mal einen Workshop zur Schauspielerei zu geben, wenn es sich einrichten lasse. Der Schichtbetrieb im Hotel biete eine Möglichkeit dazu. Das sei allerdings „noch ganz weit weg“.