Einmalig in DeutschlandStadt Sankt Augustin baut Kita auf Bundeswehrgelände

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An der Niederberg-Kaserne entsteht eine Kita, Bürgermeister Max Leitterstorf zeigt erste Entwürfe für die Kita.

An der Niederberg-Kaserne entsteht eine neue Kita. Bürgermeister Max Leitterstorf (l.) zeigt erste Entwürfe. Mit dabei: Klaus-Peter Schäfer, Personalmanagement Bundeswehr, Oberst Wilhelm Neißendorfer und Thomas Uhle, Personalmanagement der Bundeswehr (v.l.).

3500 Quadratmeter der Niederberg-Kaserne kauft die Stadt Sankt Augustin für eine neue Kita mit 100 Plätzen.

„Dieses Projekt ist einmalig in Deutschland“, so Bürgermeister Max Leitterstorf. Die Bundeswehr hat der Stadt Sankt Augustin 3500 Quadratmeter Fläche verkauft, die zurzeit noch innerhalb der Niederberg-Kaserne sicher eingezäunt ist. Das wird sich jedoch bald ändern.

„Die Stadt errichtet dort eine Kita, mit mindestens vier Gruppen“, wie Leitterstorf auf der Pressekonferenz berichtete. Voraussichtlich hundert Kinder sollen betreut werden, 15 Plätze hat sich die Bundeswehr für die Kinder ihrer Angestellten gesichert.

Kita auf Kasernengelände: 15 Plätze sind für die Kinder der Bundeswehr-Angestellten vorgesehen

„Damit wird ein wichtiger Schritt zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf getan“, so Bernadette Henatsch aus dem Büro der Gleichstellungsbeauftragte im Gespräch mit der Redaktion. Sie hatte ihre 15 Monate alte Tochter Selma mit zum Pressetermin in die Kaserne gebracht. Dort befindet sich auch der Arbeitsplatz der Juristin.

An der Niederberg-Kaserne entsteht ein Kita. Bernadette Henatsch mit Tochter Selma auf dem Büro der Gleichstellungsbeauftragten in der Kaserne und freut sich über die neue Kita.

An der Niederberg-Kaserne entsteht ein Kita. Bernadette Henatsch mit Tochter Selma aus dem Büro der Gleichstellungsbeauftragten in der Kaserne und freut sich über die neue Kita.

Oberst Wilhelm Neißendorfer vertrat die Bundeswehr als Standortältester für Siegburg und Sankt Augustin bei dem Termin. Auch er begrüßte, „dass zusammen mit der Stadt eine Lösung gefunden werden konnte, die ein Gewinn für beide Seiten ist.“ Die Mitarbeiter hätten eine sichere Perspektive für die Betreuung ihrer Kinder, die Bundeswehr könne zudem vom Knowhow der Stadt bei der Führung der Kita profitieren. Die Stadt habe ein Grundstück erwerben können, das genau den Ansprüchen für den Bau der Kita entspreche. 

Die Bundeswehr konnte schon an 52 Standorten in Deutschland Betreuungsplätze für Kinder bereitstellen. „Der Verkauf des Grundstückes an der Alte Heerstraße, um dies zu realisieren, ist jedoch einmalig“, so Klaus-Peter Schäfer vom Personalmanagement der Bundeswehr. Sein Kollege Thomas Uhle berichtete, dass von den 454 Beschäftigten am Standort in der Niederberg-Kaserne fast 70 Prozent Frauen seien. „Ich gehe deshalb von einer regen Nutzung des Angebotes aus.“

Spätestens 2025 soll mit dem Bau der Kita auf dem Bundeswehrgelände begonnen werden

Rund fünf Millionen Euro sind dem Vernehmen nach für das Projekt eingeplant. „Spätestens 2025 wird sehr wahrscheinlich mit dem Bau begonnen“, so der Technische Beigeordnete der Stadt, Rainer Gleß. Aus einzelnen Modulen werde die neue Kita entstehen. Das lasse die Möglichkeit zu, später vielleicht noch eine fünfte oder sechste Gruppe hinzuzufügen. 2027 könne die Eröffnung gefeiert werden.

Aus Sicht der Stadt bestehe gerade im Bereich rund um die Kaserne noch Bedarf an Kita-Plätzen, so Leitterstorf. Der Neubau sei daher auch ein Gewinn für die Bürger der Stadt.

„Die Initiative für das Projekt ging übrigens von der Stadt aus“, berichtete Gleß über erste Gespräche, die er bereits 2018 mit der Bundeswehr geführt habe.  Am 29. Dezember 2023 konnte dann ein Rahmenvertrag mit der Bundeswehr und der Stadt unterzeichnet werden, um das Projekt auf die Schiene zu setzen. Die Stadt kaufte daraufhin das Gelände.


Die frühere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte während ihrer Zeit als Verteidigungsministerin, den Auftrag ausgegeben, die Bundeswehr familienfreundlicher zu gestalten. Mit neuen Kitas solle der Beruf deutlich attraktiver für Familien werden. Im Mai 2014 eröffnete sie die erste Einrichtung dieser Art in München. Die Planungen dafür hatten allerdings schon dem Amtsantritt von der Leyens im Jahr 2013 begonnen, der 2019 endete. 

Beim Bau der neuen Kita müssen militärische Vorschriften beachtet werden. Unter anderem darf das Schussfeld nicht eingeschränkt werden. Die Lage des Grundstückes am Außenbereich der Kaserne an der Alte Heerstraße ermöglicht es, einfach den Zaun des Geländes um die Kita herum zu verlegen. „Die Kaserne wird zurzeit eigentlich nicht militärisch genutzt. Die Anzahl der Soldaten in Uniform dort liegt um 80 Personen“, wie Thomas Mockenhaupt mitteilte. Deshalb ist er als Zivilist Kasernenkommandant im Nebenamt, eine ungewöhnliche Kombination. Als Unterabteilungsleiter ist Mockenhaupt eigentlich für zentrale Aufgaben des zivilen Personalmanagements der Bundeswehr zuständig. 

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