Über den alten Burggraben wird künftig eine kleine Brücke von der Burggasse zur Ringstraße führen
Abbruch hat begonnenMöbelhaus Duve weicht neuer Verbindung im Zentrum Siegburgs
Vorhang auf, jetzt kommt der Bagger: So ließe sich anschaulich umschreiben, was sich derzeit an der Burggasse tut. Monatelang war das ehemalige Möbelhaus Duve von weißen Planen verhüllt; der Schutz war nötig, weil das Innere entkernt wurde und dabei gesundheitsgefährdende Schadstoffe entsorgt werden mussten. Jetzt haben die groben Abrissarbeiten per Bagger begonnen, das Gebäude wird Stück für Stück weggebrochen.
Kleine Brücke über den alten Siegburger Burggraben
Weichen muss das arg heruntergekommene Möbelhaus, da das dahinterliegende Areal umgestaltet wird: Künftig wird über den alten Burggraben eine kleine Brücke für Fußgänger und Autos Richtung Allianzparkplatz führen und eine Verbindung zur Ringstraße schaffen.
Letztere ist nötig, da die Pareto GmbH, eine Immobilientochter der Kreissparkasse Köln, auf dem Allianzparkplatz einen großen Gebäudekomplex für Wohnungen und Büros sowie Geschäftsräume im Erdgeschoss plant. Der Steg wird durch eine Grünfläche und einen Minispielplatz zu einem „Pocket Park“ ergänzt. Auch Streuobstbäume sind vorgesehen.
Eine Projektgruppe mehrerer Architekturbüros für das Vorhaben gab sich den Namen „Steg zur Burg“. Die Pareto baut derzeit auch das Kaiser-Carré, ein großes Wohn- und Geschäftshaus an der Kaiserstraße.
Unangetastet bleibt das leerstehende Lokal Bartmännchen, dessen Rückseite aus einem Teil der alten Stadtmauer besteht. Die Kaiserstraße am Kaufhof wird dann zu einer richtigen Fußgängerzone, die Verkehrsführung zur Burggasse nicht mehr nötig sein. Auf dem Gelände des alten Möbelhauses soll ein Mehrgenerationen-Begegnungshaus entstehen. Der Bau soll aus dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept bezuschusst werden.
Unerwartete Funde im Erdreich unter der Siegburger Burggasse
Unmittelbar vor dem Duve-Gelände mussten im vergangenen Sommer Archäologinnen tätig werden. Im Boden hatten sich Überreste eines nirgendwo verzeichneten Gebäudes gefunden, Keramikscherben, wie so oft in der einst berühmten Töpferstadt Siegburg, und Knochen aus Schlachtabfällen von Rindern und Pferden.
Datiert wurden die Funde auf die frühe Neuzeit, das 15. oder 16. Jahrhundert. Wahrscheinlich wurden die alten Kellerräume im Zweiten Weltkrieg zugeschüttet, worauf Reste von Einmachgläsern und Holzgeländern hinweisen.
Jan Gerull zufolge, Leiter der städtischen Pressestelle, bezog die Duve GmbH das Haus 1980. In einem Telefonbuch von 1991/192 findet sich der Eintrag „Duve GmbH, In- und Ausland, Montage, Lagerung, Verpackung, Einrichtungshaus“. 2007 wurde der Betrieb abgemeldet.
Vom Einrichtungshaus zum Literatur- und Kunsthaus für Siegburg
2013 kehrte für einige Zeit wieder Leben ein, mit dem Jungen Forum Kunst, das Lesungen und Ausstellungen veranstaltete. Die Szene wusste die spezielle Atmosphäre in dem Haus, in dem nur das Nötigste repariert worden war, zu schätzen.
Nutzbar war aber nur das Erdgeschoss, das baufällige Obergeschoss schon nicht mehr. 2014, im Jahr des 950. Stadtjubiläums von Siegburg, firmierte das Gebäude als Literatur- und Kunsthaus.