Science Frohsinn: Die Siegburger Jeckies sind in die unendlichen Weiten des Alls geflohen und berichten von ihrer Reise.
Science FrohsinnBlömcher fürs Alien in unserer Aschermittwochglosse

Lebe lang und jeck: Commander Roswitha Ipley erkundet mit ihrer Crew unbekannte Welten.
Copyright: Andreas Helfer
Das Prunk-Raumschiff Easterman 1 ist am Elften im Elften mit dem janzen Jeschmölz zur Weltraummission „Starjeck“ aufgebrochen. Andreas Helfer ist es endlich gelungen, eine stabile Funkverbindung zu Commander Roswitha Ipley herzustellen.
Was sehen Sie, wenn Sie nach mehr als 100 Tagen Flug aus dem Cockpitfenster schauen?
Commander R. Ipley: Linker Hand sehen wir unseren geliebten Michaelsberg und den Aldi auf dem Deichhaus, rechts in der Ferne den Kölner Dom, da kommen wir zu Fuß schon nicht mehr hin (lacht). Aber bereits jetzt haben wir eine Ahnung davon, wie wunderschön, aber auch verletzlich unser blauer Planet in der Weite des Alls ist, und wie behutsam wir...
Ja, danke, alles schon 1000-mal gehört. Allzu weit sind Sie also noch nicht gekommen. Was ist seit dem Start in Cape Carneval überhaupt passiert?
Tja. Wir hatten den Flug nicht angemeldet, jetzt hängen wir in einer Umlaufbahn fest und warten auf die Freigabe durch die europäische Raumfahrtbehörde und das Karnevalsbundesamt in Pforzheim. Aber die Stimmung an Bord ist großartig, Schunkellaune pur. Einige tanzen sogar Stippeföttche, in der Schwerelosigkeit natürlich janz höösch.
(Musik und Gesang im Hintergrund: „Heidewitzka, Frau Kommandant, wir sind hier alle außer Rand und Band. Man kann so jut im Orbit munkele, wenn övver uns die Stääne schunkele...“)
Warum sind Sie überhaupt geflogen?
Wir sehen für unsere traditionelle Brauchtumspflege auf der Erde keine Zukunft mehr. Wegen ein paar dahergeflogener Mikroben wurden schon ganze Rosenmontagszüge abgesagt, ausgerechnet montags behängten sich humorfreie Spaßbremsen mit Weihnachtslichterketten und demonstrierten für die Faktenfreiheit. Wir wollen in den Weiten des Alls erkunden, ob es dort noch echte Fastelovends-Fründe gibt.

Wer Kontakt zu fremden Lebensformen aufnehmen will, sollte die Ohren spitzen und auf Überraschungen gefasst sein.
Copyright: Andreas Helfer
Da bin ich skeptisch.
Wir nicht. Wo intelligentes Leben existiert, muss es auch Frohsinn geben. Als Erstes wollen wir das Sternbild Jungfrau ansteuern, aus dem wir ein mysteriöses Funksignal empfangen haben. Übertragen wird ein Code aus den Buchstaben A, L und F.
So eine Begegnung könnte auch gefährlich werden. Sind Sie darauf vorbereitet?
Ja klar, keine Sorge. Mir schenke dem Alien e paar Blömcher.
Was machen Sie auf der Reise, die ja ein paar Jahre dauern kann? Poppe, kaate, danze?
Sehr witzig. Natürlich betreiben wir wie jede Weltraummission Grundlagenforschung. Wie kriegen wir unsere Nahrung aus passierten Mettbrötchen, Flönz und Kamelle in diese Lötschbüggel für Astronauten? Überlebt das Bützherpes-Virus außerhalb des Raumschiffs bei minus 270 Grad Celsius? Bekommt man von diesem Likör aus Eischeid auch im Weltraum so einen Höllenschädel? Gibt es ein Paralleluniversum ohne Düsseldorf? Auch kulturell haben wir einiges vor.
Ach was.
Wir haben viel Zeit, traditionelles Liedgut zukunftsfähig zu machen, ein paar Strophen sind schon fertig: „Beam erupp, beam erupp, beam erupp, dä Scotty hätt et wirklich drupp“ – „Do simmer dobei, dat is prima, prima Klingonia“ – „Wenn am Himmel die Stääne danze, un uns Schiff jot vöran kütt, jo dann meldet sich et Heimwieh, Heimwieh, noh Sieburch, noh dir mie Jlück.“
Herrlich. Wie heißt denn Ihre Gesellschaft? Pappnasa?
Quatsch. Wir verstehen uns als Traditionsgesellschaft und sind als KG Kosmonarren-Zunft von 2023 offiziell registriert. Intern nennen wir uns Jeckies.
Ihr Raumschiff hat eine eher konventionelle Form. Warum sind Sie nicht Jeff Bezos gefolgt, der das Design seines Schiffs ja einem markanten Teil der männlichen Anatomie nachempfunden hat?
Die Easterman 1 ist nach Vorgaben unseres Sitzungspräsidenten als normale, dreistufige Rakete gebaut, damit kennen wir uns aus. Bezos dürfte im direkten Vergleich allerdings den Kürzeren ziehen. Allein für unseren Spielmannszug wurde ein ganzes Deck vorgesehen.

Hightech an Bord des Raumschiffs Easterman 1.
Copyright: Andreas Helfer
Wie finanzieren Sie das alles?
Gut, auch wir haben natürlich den einen oder anderen mittelständischen Millionär an Bord, der gegen einen kleinen Obolus einen Platz im Senat bekommen hat und sein Ticket selbstverständlich von der Steuer absetzen kann. Elon Musk will noch bei Twitter abstimmen lassen, ob er bis zum Mars mitfliegt. Die Nachfrage war riesig. Immerhin brechen wir in Welten auf, die kein Jeck zuvor gesehen hat.
Sobald Sie einen geeigneten Planeten finden, werden Sie eine neue Gesellschaft schaffen. Wie muss man sich das vorstellen?
Et kütt, wie et kütt, ansonsten sind wir mit Elferrat, Präsidium und unseren Traditionstanzcorps gut aufgestellt. Jedes Dreigestirn wird bei uns noch mal so hell strahlen. Aschermittwoch haben wir schon abgeschafft, weil wir da immer regelrecht in ein schwarzes Loch gefallen sind. Wir feiern in Zukunft durch.
Faszinierend.