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Entenrennen in SiegburgÖlsperre verhinderte heimliche Flucht

Lesezeit 3 Minuten
Entenrennen in Siegburg auf dem Mühlengraben.

Start des Entenrennens in Siegburg auf dem Mühlengraben.

3000 gelbe Gummienten schwammen über den Siegburger Mühlengraben. Die Jugendbehindertenhilfe Siegburg Rhein-Sieg profitiert davon.

So einfach kann man die Wünsche der Tochter erfüllen. Tobias Leusch war mit Ehefrau Negar und der siebenjährigen Amelie aus Troisdorf gekommen, nachdem er drei Adoptionsscheine von je drei Euro fürs Entenrennen auf dem Siegburger Mühlengraben erworben hatte. „Wir waren schon oft als Zuschauer dabei, mit der offiziellen Teilnahme gehören wir nun sozusagen mit zur Veranstaltung“, sagte er schmunzelnd. Die Tochter habe sich sehr darüber gefreut. Gespannt warteten sie am Parkplatz neben dem Obi auf die Ankunft der ersten gelben Enten. Um 12:26 Uhr war es so weit. Die Strömungstaucher der DLRG fischten danach ein Gummitier nach dem anderen aus dem Wasser.

Auf den Weg gemacht hatten sich die Enten um 11.15 Uhr an der Ilse-Hollweg-Brücke am Michaelsberg. 3000 Stück wurden im Beisein von Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann ins Wasser gekippt. Der hatte eine lange Nacht hinter sich, weil in der Nähe eine Bombe gefunden worden war. Sie war zum Glück einige Stunden vorher entschärft worden. Das Stadtoberhaupt ließ es sich aber nicht nehmen, beim Start der Aktion dabei zu sein.

Über 100.000 Euro brachte das Entenrennen in Siegburg seit 2009 ein

Geboren wurde die Idee im Jahr 2009 als Unterstützungsaktion für die Jugendbehindertenhilfe Siegburg Rhein-Sieg (JBH). „1500 Enten hatten wir damals in den Mühlengraben gekippt“, erinnert sich Hans Hüngsberg. Der damalige Marktleiter Christoph Claas hatte den Parkplatz beim Obi-Baumarkt für das gleichzeitige Familienfest zur Verfügung gestellt. Und das ist bis heute so geblieben. Mehr als 100.000 Euro wurden bis heute für den guten Zweck durch den Verkauf der Adoptionsscheine gesammelt. Der Reinerlös geht in diesem Jahr an die inklusiven Kindertagesstätten Kinderburg „Veronika Keller“ und „Die kleinen Strolche“.

Aktive des Kanuclubs Delphin Siegburg befreiten Plastikenten, die sich am Ufer verfangen hatten.

Aktive des Kanuclubs Delphin Siegburg befreiten Plastikenten, die sich am Ufer verfangen hatten.

Kanuten begleiten die 3000 gelben Enten auf ihrem Weg über den Mühlengraben und befreien sie

In diesem Jahr hatte erstmals Markus Neuber als ehrenamtlicher Projektleiter das Rennen organisiert. Er sah neben dem guten Zweck auch einen wichtigen Aspekt für die Umwelt: „Im Vorfeld der Veranstaltung wird das Gewässer mehrfach durch den Mühlengrabenverband und die Mitglieder des Kanuclubs Delphin Siegburg gereinigt. Davon profitiert die Umwelt“, erläuterte Neuber. Die Kanuten begleiteten die 3000 Enten während des Wettbewerbes auf dem Mühlengraben und befreiten die ein oder andere, wenn sie sich im Ufer verfangen hatte. 

Drei Enten scheinen interessiert mehrere gelbe Gummienten zu beobachten, die neben ihnen schwimmen.

Auch für die echten Enten im Mühlengraben war das Entenrennen in Siegburg offenbar eine Attraktion.

Neuber lobte die Unterstützung vieler Vereine und der Kreisverwaltung für die Aktion. Sponsoren hätten 200 Preise im Wert von über 11.000 Euro zur Verfügung gestellt. Aber auch die Feuerwehr, die DLRG, das DRK, die Handballabteilung des Siegburger Turnvereines sowie die Siegburger Ehrengarde hätten die Veranstaltung unterstützt. Das zeige, dass die JBH einen großen Rückhalt in der Bevölkerung habe.

Eine gelbe Ente hatte es schon mal über die Sieg und den Rhein bis nach Mondorf geschafft

Farid Wagner, Präsident der Siegburger Ehrengarde, ließ es sich nicht nehmen, persönlich zum Zieleinlauf der Enten zu kommen. Er betonte die Wichtigkeit der Inklusion in der Gesellschaft. „Wir sind der erste Karnevalsverein im gesamten Rheinland, welcher das Ziel der Inklusion als eine der zentralen Aufgaben in seiner Satzung verankert hat“, sagte er.

Strömungstaucher der DLRG fischten die Enten aus dem Wasser, eine Ölsperre der Feuerwehr verhinderte, dass sie weiter schwimmen.

Strömungstaucher der DLRG fischten die Enten aus dem Wasser, eine Ölsperre der Feuerwehr verhinderte, dass sie entwischen und weiter schwimmen.

Nach zwei Stunden Wegezeit erreichte die letzte der 3000 gelben Enten das Ziel. Eine Ölsperre der Feuerwehr verhinderte, dass keines der Plastiktiere heimlich entwischen konnte. Eine Ente hatte es vor Jahren nämlich über die Sieg und den Rhein bis nach Mondorf geschafft. Wagner erinnerte sich, dass es in den Jahren vorher schon mal länger gedauert habe, bis die Enten am Festplatz angekommen seien. Der starke Regen der vergangenen Tage habe mehr Wasser in die Sieg gebracht, wovon der Kanal profitiere. Die gelben Plastikenten werden jetzt sorgfältig gereinigt und warten im trockenen Lager auf ihren Einsatz für den guten Zweck im nächsten Jahr.