BaustelleWasser, Statik und Boden machen Probleme bei Sanierung des Siegburger Rathauses

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Blick auf die Fassadenelemente im hinteren Teil des Rathauses

Die Fassade des Rathauses ist bereits geschlossen, Anfang 2024 werden die hellen Außenplatten aus Textilbeton geliefert.

Anfang des Jahres soll das Siegburger Rathaus mit hellen Fassadenplatten ein neues Aussehen bekommen.  

Der Teufel steckt bekanntlich im Detail, die Erfahrungen macht derzeit auch die Kreisverwaltung bei der Rathausbaustelle. Einen Überblick über den Stand der Dinge gab jetzt Projektleiter Martin im Bau- und Sanierungsausschuss und musste der Vorfreude auf das große Oberlicht einen Dämpfer geben, das künftig natürliches Licht in den frisch sanierten Ratssaal fallen lassen soll.

Blick in den Rohbau für den neuen Ratssaal und auf die Glaskuppel im Dach

Der Statik zuliebe muss die mittlere Strebe unter der Glaskuppel im Ratssaal bleiben.

Doch unterhalb der gläsernen Haube kann ein massiver Stahlträger nicht entfernt werden, aus Gründen der Statik: „Es wird aber auf jeden Fall gut aussehen“, so Roth.         

Überraschender Wassereinbruch

Unerwartete Probleme taten sich auch im Untergrund auf: Bei den Arbeiten für eine Regenwasserzisterne schoss Schichtenwasser ein, überraschenderweise, da Probebohrungen keinen Hinweis auf das Nass ergeben hatten.

Raymund Schoen (Die Linke) hakte nach: „Ich bin etwas verdutzt durch den Fund.“ Eigentlich hätte man bei den Bohrungen für die Geothermie bereits etwas finden müssen. Er hoffe, dass es sich nur um ein begrenztes Vorkommen handelt, etwa durch eine kleine Tonlinse. Roth: „Wir müssen schauen, wie wir das gelöst bekommen.“ Die schon bestellte Zisterne könne man jedenfalls nicht einbauen, abwarten müsse man jetzt den Bericht eines Gutachters. 

Wasser steht in einem abgesperrten Schacht für eine Regenwasserzisterne.

Böse Überraschung: Wasser dringt in einen Schacht für die Regenwasserzisterne.

Ärgerlich ist aus der Sicht der Kreisstadt eine Änderung bei der Bundesbodenschutzverordnung und neuen Vorschriften für Erdaushub. Im rückwärtigen Teil des Rathauses werden auf großer Fläche 70 Zentimeter Erdreich abgetragen, sodass ein ebenerdiger, barrierefreier Zugang ermöglicht wird.

Die Bagger stießen aber kaum auf feinen Boden, sondern auf dicke Brocken Gestein, Beton und auf massive Rohre, die nicht ohne weiteres auf die Deponie gefahren werden könne. Das führt zu Mehrkosten von 75.000 Euro: „Es ist schon eine Menge Boden, die wir bewegen“, so Roth. Es sei  „erstaunlich, was man da so findet“.  

Fassadenteile weitgehend montiert

Roth gab auch einen Vorgeschmack darauf, wie die Räume der neuen Verwaltung künftig wirken werden. So sind die Fassadenelemente weitgehend montiert, sodass sich im Rohbau bereit einige geschlossene Räume zeigen. Anfang kommenden Jahres sollen die hellen Außenplatten montiert werden, die entscheidend für die Optik des Gebäudes werden.   

Ein Mann Weste steht auf dem Umlauf vor dem Staffelgeschoss des Rathauses in der fünften Etage, im Hintergrund ist der Michaelsberg zu sehen.

Projektleiter Martin Roth auf dem Umlauf in der fünften Etage des Rathauses

Die Flachdächer sind bereits mit Kunststoffbahnen versehen. „Uns war wichtig, das Gebäude vor dem Winterbeginn dicht zu bekommen“, so der Projektleiter. Weit fortgeschritten ist auch das neue Staffelgeschoss, in dem vor allem Besprechungsräume unterkommen.   

Im Erdgeschoss ist schon eines der künstlerisch gestalteten Fenster montiert, die in einem langen Band bekannte Siegburger zeigen werden, den Auftakt machte die in Siegburg geborene Schriftstellerin Ruth Rehmann. Ihr Porträt in einem warmen Gelbton ist deutlich erkennbar, die Schichten der Scheiben sind aber so gefertigt, dass genügend Licht einfallen kann.

Eine gelbe Fensterscheibe an der Fassade des Rathauses zeigt ein Porträt der Schriftstellerin Ruth Rehmann

Glaskunst an der Fassade, zu sehen ist Schriftstellerin Ruth Rehmann.

Laut Roth ist es Ziel, das Kunstwerk von Udo Zembok bis Jahresende komplett anzubringen. Wie berichtet, werden Fußballweltmeister Wolfgang Overath, Isaac Bürger, im 19. Jahrhundert Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, Komponist Engelbert Humperdinck, Schwester Matthäa Held, langjährige Leiterin des Kinderheims Pauline von Mallinckrodt zu sehen sein, 25 Persönlichkeiten insgesamt. Der Auftrag ging an die Paderborner Glasmalerei Peters.

In der Kalkulation stehen für weitere Unwägbarkeiten nur noch 500 000 Euro zur Verfügung. Insgesamt bleibt es nach derzeitigem Stand bei Gesamtkosten von rund 35 Millionen Euro – abzüglich neun Millionen Euro, die dank der energieeffizienten Bauweise mit Geothermie und Fotovoltaik fließen.   

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