Rhein-Sieg-HallePufpaff brachte Besucher mit Kabarettshow zum Lachen

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In der Rhein-Sieg-Halle warf der Bad Honnefer Sebastian Pufpaff einen bitterbösen Blick auf den Alltag.

In der Rhein-Sieg-Halle warf der Bad Honnefer Sebastian Pufpaff einen bitterbösen Blick auf den Alltag.

Siegburg – Außen hui: Man kann ihn sich richtig vorstellen, wie er vor dem Spiegel steht, dieser Kerl. Optik wie geleckt, Körpersprache selbstgefällig. Denn er besitzt die vier Grundpfeiler des Erfolgs: „Ich bin weiß, hetero, mit Abitur und ein Mann“, sagt Sebastian Pufpaff grinsend und schaut an sich herunter. „Nur wegen eines Organs verdiene ich 20 Prozent mehr.“ Das Publikum nimmt innerlich Abstand: „Pfui.“ Die Fiesling-Figur ist dem Kabarettisten wie auf den Leib geschneidert. Geboren für die Freitagabend-„Heute-Show“ im Fernsehen, füllt sie das neue Abendprogramm des 43-Jährigen, Titel „Wir nach“. Der hat fast ein Heimspiel in der Rhein-Sieg-Halle: Pufpaff, in Troisdorf geboren, lebt mit Frau und zwei Kindern in Bad Honnef.

Kichern und Kopfschütteln

Der Mann mit dem irrwitzigen Namen taucht 1200 Zuschauer 120 Minuten in ein Wechselbad aus Kichern und Kopfschütteln. Mal mimt er den ignoranten Touristen, der hinter mit Nato-Stacheldraht und Glasscherben bestückten Mauern den Cluburlaub in Tunesien genießt und die Elendsviertel im Terrorwarnland aus dem sicheren Shuttlebus beäugt – die einheimischen „Turnisten“ müssen leider draußen bleiben. Dann wieder watscht er sein Publikum ab: „Jetzt lachen Sie!“, aber schon am Montag reihten sie sich ein in die Autoschlange vor den Schulen, wo der SUV mit den lieben Kleinen auf der Rückbank die Treppen hochfährt „direkt hinein in die 5c“. Er blockiert daraufhin mit dem Müllwagen („7500 Euro bei Ebay“) die Zufahrt zur Schule. „Ich war der Stau auf der A 59.“

Vom Alltag inspiriert

Pufpaff braucht keine Requisiten, ganz allein vor dem roten Bühnensamt wickelt er uns ein in seine Geschichten, treibt die Absurditäten des Alltags auf die Spitze. Das Grillen im Vorgarten ist ein Casting für die Gäste: Wer sich bewährt, wird irgendwann ins Haus geladen, vielleicht. Da treffen sich Menschen, die nur noch über Investitionen in Immobilien sprechen und Globuli-Weisheiten verkünden: „Aus Sand wird Wand wird Wohlstand“. Der Kabarettist lässt riesige Anwesen, „mitten in Siegburg“, vor dem geistigen Auge entstehen, mit Blick bis zu den Alpen und einem Kiesweg, der von Polen gesäumt wird: „Die harken und harken und harken.“ Nur mit dem Pferd ist der weit entfernte Hausbriefkasten erreichbar. Wer sich in dieser Umgebung als Mieter outet, ist raus.

Mal Fiesling, mal Moralist: Der Rollenwechsel sorgt für Spannung – bis zum versöhnlichen Ende. Denn Pufpaff zeigt, dass es ganz einfach ist, die Welt ein wenig zu verändern. Ein paar Schritte nur entfernt hat im Foyer der Kinderhospizverein (dessen Schirmherr der Mann auf der Bühne ist) einen Stand mit Flyern und einer Spendendose.

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