Konzept umgesetztGanz neue Wege führen auf den Siegburger Michaelsberg

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Blick auf eine Befestigungsmauer und hinunter in ein Parkanlage.

Die letzte Umsetzungsstufe des Michaelsbergkonzepts ist abgeschlossen, Blick in den Felsengarten

Nach mehr als zehn Jahren sind die Arbeiten unterhalb der ehemaligen Benediktiner-Abtei abgeschlossen. 

Der Frühling hoch über Siegburg wird eine runde Sache: Denn das Konzept für den Michelsberg ist vollständig umgesetzt. Im Felsengarten, wo jetzt die letzten Pflanz- und Wegarbeiten erledigt wurden, sind bereits Bienen in Mandelblüten unterwegs, ein grüner Flaum zeigt sich schon, wo bald Wildgräser üppig sprießen werden.

Die Spaziergänger erkunden das neue Wegesystem, das durch einen Durchbruch in der alten Stadtmauer hinüber zum Fitnessparcours und weiter zum Spielplatz führt oder in die Höhe zum Johannisgarten. Den Abschluss der Arbeiten, die ein gutes Jahrzehnt in Anspruch nahmen, stellte die Kreisstadt jetzt mit einem Pressetermin vor.         

Landschaftsarchitekt Clemens Esser, der für die Umsetzung zuständig, sah den Michaelsberg immer als Lieblingsprojekt. „Für uns begann die Arbeit eigentlich schon 2008, als wir die neue Treppe vom Spielplatz hinauf zur Abtei gebaut haben“, erinnert er sich.

Architektur der Siegburger Abtei wieder sichtbar gemacht

2013 wurde mit einer Bürgerbeteiligung das Konzept entwickelt, das die trutzige Architektur der festungsartigen Abtei wieder sichtbar werden ließ. Prägende Bestandteile sind auch Obstbäume und die insektenfreundlichen Gras- und Kräutermischungen. Alte, schützenswerte Bekannte sind heimisch geblieben wie Aronstab und Efeu-Sommerwurz.

Letzte Umsetzungsstufe des Michaelsbergkonzepts, Weggestaltung und Bepflanzung des Felsengartens, Mandelbaum

Die letzte Umsetzungsstufe des Michaelsbergkonzepts war die Weggestaltung und Bepflanzung des Felsengartens, sogar ein Mandelbaum blühte schon.

Esser hat die Begeisterung für da Projekt in all den Jahren nicht verloren. „In einer Stadt einen neuen Zentralpark anlegen zu dürfen, das ist einfach unglaublich“ findet er. Das Ganze sei sicherlich eine herausragende Wohnumfeldverbesserung, schon allein, da man mit wie Schritten aus der Innenstadt den neu gestalteten Spielplatz erreichen könne.           

Auch Fabian Löbach, Leiter des Planungs- und Bauaufsichtsamt, ist angetan: „Der Berg bekommt eine ganz neue Präsenz“, stellt er fest, das Katholisch-Soziale Institut schwebe geradezu darüber.  

Gräben halten das Wasser im Michaelsberg

Die Anlage ist wohldurchdacht, was sich dem Laien nicht auf den ersten Blick erschließt. So weisen lange Steinreihen in den Hängen auf ein Grabensystem hin, das eine wichtige Funktion erfüllt. „Ziel der Planung war, so viel Wasser wie möglich im Breg zu halten“, erläutert Esser. Das sei einerseits schwieriger als in einer Senke, andererseits eigne sich der vulkanische Zersetzungsboden sehr gut dazu. Das habe sich auch bei dem Unwetter im Juli 2021 gezeigt, das nicht zu größeren Schäden geführt habe. „Andere Baustellen sind abgesoffen“, so der Landschaftsarchitekt.     

Ein Mann vor einer Treppe, die einen Berg hinauf führt

Landschaftsarchitekt Clemens Esser beschäftigt sich seit Jahren mit dem Michaelsberg

Eine Reminiszenz an alte Zeiten sind elf sogenannte Trierer Räder zur Reberziehung an Weinstöcken im Hang, Eisenstangen, an denen an Streben zwei radförmige Ringe sitzen. Im 19. Jahrhundert setzte die Reblaus dem Weinanbau auch in Siegburg ein Ende. Mit welcher Traubensorte später ein zaghafter Neuanfang versucht wurde, sodass einige Pflanzen überlebten, vermochte Esser nicht zu sagen.

Äpfel, Birnen oder Mirabellen sind nach dem Prinzip der „essbaren Stadt“ zum Verzehr geeignet. Löbach mahnt allerdings, Besucher sollten auf den Wegen bleiben. Für die neuen Treppen – bis hinauf zum Johannisgarten sind es etwa 200 – konnte gefundenes Material eingebaut werden, im Hang stießen die Arbeiten immer wieder auf alte Steinstufen.             

Eiserne Stäbe mit angeschweißten Rädern an einem Berghang

An den Trierer Rädern soll sich Wein empor tranken.

Esser und Löbach ein wilder Abschnitt wichtig, zum einen als Rückzugsort für Tiere, zum anderen, weil sich dort der alte Friedhof der Benediktiner-Mönche befindet.  Auch unterhalb des Johannistürmchens bleibt ein wilder Bereich erhalten, in dem Totholz bewusst liegen gelassen wird.      

Drei Jahre wird Clemens Esser noch mit dem Berg zu tun haben, mindestens. „Die Pflege ist genauso wichtig wie die Anlage selbst, das ist nicht wie bei einer Bundesgartenschau.“ Er unterscheidet zwischen einer Fertigstellungs- und einer Entwicklungspflege. „Der Personalaufwand wird da sein“, sagt in dem Zusammenhang Bürgermeister Stefan Rosemann. Klären müsse man, ob die Aufgaben von städtischen Mitarbeitern oder von Fremdfirmen übernommen werden.     

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