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100 JahreDer SkF Bonn und Rhein-Sieg leistet Hilfe für Frauen, Kinder und Jugendliche in Not

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Natja Labatzki ist Vorständin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis.

Natja Labatzki ist Vorständin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis.

Der SkF Bonn und Rhein-Sieg leistet seit 100 Jahren Hilfe für Frauen, Kinder und Jugendliche - eine Arbeit, die ohne Ehrenamtliche nicht zu stemmen wäre.

100 Jahre arbeitet der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Siegburg. Agnes Neuhaus, Begründerin des Verbands auf Bundesebene, hatte 1925 eine „Fräulein Dr. Thomas“ genannte Frau ausgesendet, um eine zunächst ausschließlich ehrenamtlich arbeitende Gruppe aufzubauen. „Hauptsächlich hat man sich um die sogenannten ‚gefallenen Mädchen‘ gekümmert – Frauen, die schwanger und nicht verheiratet waren, die von der Gesellschaft und teilweise auch von ihren Familien verstoßen wurden“, sagt die SkF-Vorständin Natja Labatzki.

Wie auch beim Sozialdienst katholischer Männer – kurz SkM – war es Ziel des SkF, Menschen am Rande der Gesellschaft zu helfen. Menschen, die sonst nirgends Unterstützung erhielten – nur anders als beim SkM mit Fokus auf Frauen und Kinder in Not. 

Zu den Hilfsbedürftigen gehörten unverheiratete oder auch geschiedene Frauen mit Kindern, Waisen, Geflüchtete oder Erkrankte. Während des Zweiten Weltkriegs musste der SkF seine Arbeit aussetzen, es fehlte an Mitteln.

Schutzhäuser für Geflüchtete in Troisdorf, Hebammenambulanz in Eitorf

Heute ist der SkF im Rhein-Sieg-Kreis mit dem Bonner Verband fusioniert, mit 55 Mitarbeitenden und über 150 Ehrenamtlichen. In mehr als 30 verschiedenen Programmen organisiert der SkF unter anderem Rechtliche Betreuungen und Vormundschaften, leistet ambulante Hilfen zur Erziehung und bei häuslicher Gewalt, betreut zwei Schutzhäuser für Frauen mit Fluchterfahrung in Troisdorf, betreibt eine Hebammenambulanz in Eitorf und eine Schwangerschaftsberatung. Das Projekt „Hakuna Matata“ ist ein Schutzprojekt für Kinder, die häuslicher Gewalt ausgesetzt waren.

Der Bedarf an Hilfe steigt und die Mittel sinken.
Natja Labatzki, Vorständin SkF Bonn und Rhein-Sieg-Kreis

Oft kommen Hilfsbedürftige erst einmal in die allgemeine Sozialberatung des SKF. „Das ist quasi wie ein Hausarzt – man kommt mit verschiedenen Sorgen dorthin, dann wird geschaut, was für Hilfen können wir vermitteln“, beschreibt die Vorständin Natja Labatzki. „Oftmals kann sofort geholfen werden – zum Beispiel, wenn es um Lebensmittelgutscheine geht“, sagt Labatzki. „Das kommt oft freitags auf, dass die Leute kein Geld mehr haben und sich nichts zu Essen kaufen können.“

SkF-Gründerin Agnes Neuhaus

Agnes Neuhaus (1854 - 1944) hat den SkF auf Bundesebene gegründet.

Handlungsbedarf bestehe an vielen Stellen; was der SkF umsetzen könne, sei nicht zuletzt eine Frage der Finanzierungsmöglichkeiten. „Man merkt schon den finanziellen Druck“, sagt Natja Labatzki, „der Bedarf an Hilfe steigt und die Mittel sinken.“ Die kirchlichen Finanzierungsmittel, die der SkF sonst erhält, wurden eingefroren, die tariflichen Löhne steigen.

Wenn man die Gesellschaft nicht mehr sozial unterstützt und die Menschen unzufrieden werden, werden die Rechten stärker.
Anja Moos, Ehrenamtskoordinatorin SkF Bonn und Rhein-Sieg-Kreis

Kinder und Jugendliche stehen im Programm des SkF im Fokus, wohingegen ältere Menschen etwas herausfallen. Hier würde der SkF gerne mehr leisten, wenn die Kapazitäten es zuließen. „Senioren, vor allem Frauen, stehen heute oft am Rand der Gesellschaft und sind dabei wenig sichtbar“, sagt die Ehrenamtskoordinatorin Anja Moos, „auch Einsamkeit ist ein großes Problem.“

Neben kleinen Kindern und Job: Immer mehr Menschen bringen sich ehrenamtlich beim SkF ein

Was Hoffnung gebe, sei, dass sich immer mehr Menschen, überwiegend Frauen, ehrenamtlich beim SkF einbringen möchten. „Das sind Rentnerinnen, aber auch viele junge Leute, die zum Teil neben kleinen Kindern und Job noch ehrenamtlich arbeiten“, sagt Anja Moos. „Die Leute merken natürlich auch, dass sich in der Gesellschaft etwas ändert – viele wollen etwas beitragen, damit sie nicht kippt und so sozial bleibt, wie sie jetzt ist.“

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer setze der SkF in fast allen seiner Arbeitsbereiche ein, so Moos. Sie besuchen hilfsbedürftige Familien zu Hause, unterstützen Alleinerziehende bei der Betreuung oder dolmetschen ehrenamtlich in Schutzhäusern. Regelmäßig biete der SkF Schulungsangebote und Fortbildungen für Ehrenamtliche an, aktuell beispielsweise zum Umgang mit psychischen Erkrankungen. 

Ohne die ehrenamtliche Unterstützung könnte der SkF seine Arbeit nicht stemmen, sagt Natja Labatzki. „Im sozialen Bereich darf nicht gespart werden“, so die Vorständin. „Das ist eine große Sorge von uns allen – dass wir die Menschen nicht mehr versorgen können, weil wir einfach kein Geld mehr haben, um genügend Personal zu beschäftigen“.

Für den Einsatz der Ehrenamtler und Spenden jeglicher Art sei der SkF daher sehr dankbar, insbesondere im Angesicht aktueller politischer Entwicklungen. „Wenn man die Gesellschaft nicht mehr sozial unterstützt und die Menschen unzufrieden werden, werden die Rechten stärker“, sagt Anja Moos, „aus der Geschichte müssten wir das eigentlich besser wissen“.

Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Bonn und Rhein-Sieg-KreisAdresse: Hopfengartenstr. 16, 53721 SiegburgTelefon: 02241 958046E-Mail: info@skf-bonn-rhein-sieg.de