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Denkmalschutz in TroisdorfAltem Fachwerkhaus in der Schwarzen Kolonie droht Abriss

Lesezeit 2 Minuten

Troisdorf – Das Haus mit der Nummer 19g fällt an der Louis-Mannstaedt-Straße stilistisch deutlich aus dem Rahmen. Mit seinem schwarz-weißen Fachwerk scheint es besser nach Kriegsdorf oder Müllekoven zu passen als in das urban wirkende Kasinoviertel, das in Troisdorf-West repräsentativ für den von Louis Mannstadt geschaffenen Wirtschaftserfolg ist.

In der Nachbarschaft macht die Nachricht die Runde, das leerstehende Fachwerkhäuschen solle abgerissen werden – obwohl an der Fassade unübersehbar eine Denkmalschutz-Plakette prangt. Iqbal Mooraj etwa ärgert sich über solche Pläne, nicht nur wegen des Hauses, sondern weil das gesamte Kasinoviertel denkmalgeschützt sei. „Ich wollte an meinem Haus nur Rollladenkästen einbauen“, schildert er, „aber dafür bekam ich keine Genehmigung.“

Mooraj ist außer eingeschlagenen Fenstern eine offenstehende Luke im Dach des Fachwerkhauses aufgefallen, durch das Regen eindringen könne. Er glaubt, dass ein Verfall beabsichtigt ist, um Tatsachen für einen Abriss zu schaffen. Der für den Denkmalschutz zuständige Beigeordnete Dr. Stephan Kuhnert wollte sich auf Anfrage der Redaktion zu den Abriss-Gerüchten nicht näher äußern und verwies auf den Datenschutz. Er bestätigte aber, dass das Haus unlängst den Besitzer gewechselt habe, ohne den Namen des Investors zu nennen. Prinzipiell sei es Aufgabe des Besitzers, eine denkmalgeschützte Immobilie zu pflegen. „Die Stadt kann ihn dazu aber nicht zwingen.“

Besonderer Charme

Der Pensionär Mooraj arbeitete viele Jahrzehnte bei Mannstaedt und wohnt in einem der schmucken Mehrfamilienhäuser ein paar Meter weiter. Sie machen den besonderen Charme des Viertels aus, das auch als „Beamtenkolonie“ bekannt ist. Der Unternehmer Louis Mannstaedt hatte 1911 die Eisenhütte gekauft und zu einem Unternehmen von Weltrang gemacht. Zudem prägte er die Architektur rund um das Werk, als er begann, die Schwarze Kolonie mit Wohnhäusern für Arbeiter, in der Roten Kolonie für Meister und Vorarbeiter und im Kasinoviertel für leitende Angestellte zu bauen.

In der Schwarzen Kolonie lag der Wohnstandard weit über dem, was die Arbeiter Mannstaedts aus ihren Mietskasernen in Köln-Kalk gewohnt waren. Das Fachwerkhäuschen steht dazu in einem interessanten Kontrast: Es dürfte weit älter sein und kann als einer von wenigen letzten Zeitzeugen für die über Jahrhunderte landwirtschaftlich geprägte Geschichte des heutigen Troisdorfer Stadtgebiets gelten. Der Denkmalpflegeplan der Stadt nennt als Baubeginn das frühe 19. Jahrhundert. Die Baugenehmigung für die erste Eisenhütte an der Sieg hatte Johann Wilhelm Windgassen 1825 erhalten.