Schauspieler, Autor, RegisseurKlaus Wirbitzky feiert seinen 80. Geburtstag

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Auf eine große Vielfalt von Produktionen schaut Klaus Wirbitzky zurück, der an Ruhestand keinen Gedanken verschwendet.

Auf eine große Vielfalt von Produktionen schaut Klaus Wirbitzky zurück, der an Ruhestand keinen Gedanken verschwendet.

  • Der gebürtige Troisdorfer Autor und Regisseur Klaus Wirbitzky blickt auf seine Karriere zurück und verrät, welche Projekte als nächstes anstehen.
  • Aus Versehen, wie er selbst sagt, ist er zunächst zur Schauspielerei gekommen. Zunächst arbeitete er für 420 Mark Gage, später dann mit einer langen Reihe großer Namen zusammen.
  • Sein neuestes Stück beschäftigt sich mit der Corona-Pandemie und wie sie in unser Leben eingreift.

Troisdorf – Der Mann, der die Tür zu seinem Haus in Kriegsdorf öffnet, sieht nicht aus wie jemand, der unlängst 80 wurde. Es überrascht dann auch nicht, dass er an Ruhestand keineswegs denkt. Nur zwei Tage ist Klaus Wirbitzky in der Stadt, die seit 50 Jahren sein Zuhause und das seiner Ehefrau Inge ist, dann fährt er wieder nach Hamburg, um Proben zu leiten. „Ich habe mein Leben lang wahnsinnig gerne gearbeitet“, erzählt der Autor und Regisseur von vergangenen und kommenden Projekten mit großer Begeisterung.

„Bender, Zöllner und der Kapitän“ heißt das neueste Stück aus seiner Feder, das er selbst für das Off-Theater „Sprechwerk“ inszeniert hat.

Zufall ist, dass die Premiere an Wirbitzkys rundem Geburtstag stattfindet, kein Zufall das zentrale Thema: Am Beispiel von drei alten Menschen zeigt der Autor, „wie die Pandemie ins Leben eingreift“. Im Laufe der Zeit wird „die Angst vor der Angst zur Angst vor dem Miteinander“. Ob er selbst Angst habe vor Corona? „Ich bin ein positiv gestimmter Mensch“, stets habe er Maske getragen, „aber nie Angst gehabt“.

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420 Mark Gage

„Manchmal kommt man aus Versehen in Dinge rein“, erzählt Klaus Wirbitzky in seinem Arbeitszimmer unterm Dach von den Anfängen seiner Karriere. Nach dem Germanistikstudium unschlüssig, wohin sein Weg führen sollte, bewarb er sich auf der Schauspielschule, wurde angenommen und spielte schon 1962 am Senftöpfchen in Köln. „Für 420 Mark Gage, die meist schon in der Mitte des Monats aufgebraucht waren.“

Fünf Jahre spielte er Tourneetheater, ließ sich für eine Regieassistenz begeistern, kam schnell auch zum Schreiben. An Heiligabend 1965 feierte sein erstes Hörspiel Premiere, „Der lange Ritt“ mit Volker Lechtenbrink.

Nur der erste in einer langen Reihe großer Namen, mit denen Wirbitzkys Laufbahn verbunden ist. „Beim Hörspiel sind die Schauspieler gerne dabei, weil man nicht schon morgens um 6 Uhr in der Maske sitzen muss.“ Auch Wirbitzky liebt das Hörspiel, das „Kino fürs Ohr“. Außerdem „reden beim Hörspiel weniger Menschen rein“.

Dennoch wird Wirbitzky auch gefragter Autor und Regisseur für die Bühne und fürs Fernsehen. Mit Ernst Hilbich und Lotti Krekel hat er gearbeitet, mit Peter Millowitsch, Jochen Busse oder Udo Kier, in Hollywood erfolgreicher deutscher Schauspieler. Für die „Anrheiner“ dreht er im Hinterhaus, während vorne das Hochwasser hereinläuft, es gibt Preise für die TV-Serie „Die Pfefferkörner“ oder den Film „Der Himmel hat vier Ecken“.

Ab sechs Uhr am Schreibtisch

Allein am Bonner Contra-Kreis-Theater bringen Horst Johanning und Katinka Hoffmann vier seiner Komödien heraus, zwischen Nord- und Süddeutschland inszeniert er eigene Stücke und die Arbeiten von Kollegen. Zwischen Schreiben und Regie muss er sich zum Glück nicht entscheiden – beides würde er nicht missen wollen.

Morgens um fünf Uhr beginnt der Tag für den Vater von Comedian Michael Wirbitzky vom Südwest-Rundfunk in Baden-Baden. Um sechs Uhr setzt er sich an den Schreibtisch, um zehn Uhr endet die vor allem im Herbst „sehr kreative Morgenstunde“. „Der Sommer lenkt mich zu sehr ab“: Zum Beispiel mit der Möglichkeit zum Wandern. „Demut“ empfindet er gegenüber der Natur, an einen Schöpfergeist glaubt er.

„Als Regisseur ist man Egoist“

Auf der Bühne und am Filmset indes hat er gerne selbst die Zügel in der Hand. „Als Regisseur ist man Egoist“, zuvor aber „muss man auf die Schauspieler zugehen“. Seine Prämisse dabei: „dem Autor Genüge tun“.

Die Wichtigkeit des Teams

Zugleich weiß Wirbitzky um die Wichtigkeit des Teams. „Ohne meinen Cutter oder Kameramann bin ich verloren“. 1975 feiert am Musiktheater im Revier eine Rock-Oper Premiere. Im Arbeitszimmer gesammelte Programmhefte und -zettel kündigen Shows mit großen Namen und Tanzorchester an, aufwendige Produktionen wie das live aufgeführte Hörspiel um die amerikanische Mäzenin und Sängerin Florence Foster-Jenkins. „Vor Publikum ist immer eine schöne Arbeit“, auch wenn es keinen doppelten Boden gibt. „Mit Stress kann ich gut umgehen“

Was hat sich verändert in den vergangenen Jahrzehnten? „Früher ist man unbefangener rangegangen“, das Stück stand im Mittelpunkt, weniger der Gedanke an mögliche Schwierigkeiten. Heute müssten Stücke einen aktuellen Zeitbezug haben, verpönt sei das Boulevardstück. Dabei sei der Humor im Boulevard-Theater nicht ohne Tiefgang, verteidigt Wirbitzky das Genre. Dennoch war „früher nicht alles besser“: Jetzt schaue man auf Lebenserfahrung zurück und blicke nach vorn.

Dafür brauche es Pläne, „eine Gesellschaft ohne Visionen ist eigentlich tot“. In vielen seiner Stücke sei das ein Grundgedanke, so der Autor. Dabei müsse aber „der Vision eine große Breite gestattet werden“, so wie bei der Arbeit an einem Film aus vielen Ideen ein Ganzes werde. Für Wirbitzky war es „ein großes Glück“, auf Menschen zu treffen, „die die gleiche Sprache sprechen, die ich mitreißen konnte“. Gerne würde er das auch einmal auf der Burg Wissem erleben, der Hof des Herrenhauses hat ihn beeindruckt.

Konkrete Pläne

Konkreter sind derweil die Pläne für das kommende Jahr: „Elvis lebt – bei Möbel Werner“ wird unter anderem am Contra-Kreis-Theater aufgeführt, eine Verfilmung ist geplant. Meist verfolgt Klaus Wirbitzky auch heute noch mehrere Projekte gleichzeitig. „Man muss 100 Ideen im Kopf haben und zwei oder drei werden was“. Nach Ruhestand klingt das noch lange nicht: „Ich brenne immer noch.“

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