Der Initiator des Stolpersteine-Projekts, Gunter Demnig, setzte die drei Steine mit den Messing-Platten selbst in den Asphalt ein.
Zum Gedenken an NS-OpferDrei erste Stolpersteine in Troisdorf-Spich verlegt

Für drei Personen wurden Stolpersteine in Spich verlegt: Fanny Meier, Erna und Martin Lesser. Sie wurden 1942 deportiert und schließlich ermordet.
Copyright: Anica Tischler
Fanny Meier, geboren 1872, sowie Erna und Martin Lesser, geboren 1910 und 1914, alle drei deportiert und ermordet im Jahr 1942 durch das Regime der Nationalsozialisten – das sind die Namen, die jetzt auf drei neuen Stolpersteinen an der Hauptstraße 232 in Spich auf dem Asphalt zu sehen sind. Es sind laut SPD-Politiker Nico Novacek die ersten Stolpersteine, die in dem Troisdorfer Stadtteil verlegt wurden.
Die Initiative dafür geht auch zurück auf den Sozialdemokraten. „Mir war aufgefallen, dass es in Spich keine Putzaktionen von Stolpersteinen zum Gedenken der Pogromnacht gibt“, sagte Novacek im Gespräch mit der Redaktion. Er habe deshalb recherchiert, ob es hier im Ort jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger gab, die von den Nazis verfolgt wurden. „Ich habe die Spicher Geschichte ab 1900 in einem Band eines Heimathistorikers durchgearbeitet und bin auf diese drei Namen gestoßen.“
Stolpersteine-Initiator Gunter Demnig verlegt Steine in Spich selbst
Die Verlegung der Stolpersteine zum Gedenken sei eine wichtige Erinnerung daran, dass so etwas wie die Verfolgung, Ächtung und der Ausschluss von Menschen aus der Gesellschaft nie wieder passieren dürfe, sagte Bürgermeister Alexander Biber. Die Messing-Steine setzte anschließend Gunter Demnig höchstpersönlich in den Asphalt ein. Der Künstler rief im Jahr 1996 das Stolpersteine-Projekt ins Leben, um vor ihren ehemaligen Wohn- und Lebensorten an Menschen zu erinnern, die der NS-Diktatur zum Opfer fielen.

Gunter Demnig, Initiaor des Stolpersteine-Projekts in Deutschland, setzt die drei ersten Stolpersteine von Spich in den Asphalt ein.
Copyright: Anica Tischler
„Die Erinnerung darf nicht aufhören“, so Biber. „Das hier ist ein wichtiger Schritt zum Zusammenhalt, wenn wir uns gemeinsam erinnern.“ Musikalisch begleitet wurde die Verlegung durch Georg Brinkmann, Spezialist für die jüdisch Musiktradition Klezmer aus Osteuropa.
Gruppe von Teilnehmenden drapiert weitere Steine um die Namen herum
Traditionell werden jüdische Gräber oft mit kleinen Steinen markiert und belegt. Symbolisch wurden daher Steine und Kiesel zur Verfügung gestellt, die die Anwesenden rund um die Messing-Platten legen konnten. Und viele der Menschen, die sich an der Hauptstraße eingefunden hatten, kamen dieser Bitte nach. Still reihten sie sich ein, nahmen sich einen Stein und legten ihn um die Messing-Platten. Am Schluss ergaben die Steine annähernd ein Herz im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Fanny Meier wurde 1872 geboren und lebte früher in einem Haus an der heutigen Hauptstraße 232 (damals Nummer 120, Hauptstraße/Brückenstraße). Sie wurde am 26. Juni 1941 in das Sammellager nach Much deportiert und von dort aus am 14. Juni 1942 weiter nach Theresienstadt, noch im selben Jahr wurde sie nach ihrer Ankunft im polnischen Treblinka umgebracht.
Das Ehepaar Erna (geboren am 14. Oktober 1910 in Spich) und Martin Lesser (geboren am 28. Oktober 1914 in Polen) wohnte ebenfalls an der Hauptstraße 232. Die beiden zogen 1938 in das Judenhaus Cahn in Sieglar um und wurden am 19. Juli 1942 nach Minsk deportiert, wo sie getötet wurden. Insgesamt gibt es in der gesamten Stadt Troisdorf mit diesen drei neuen laut Bürgermeister Biber inzwischen 36 Stolpersteine.
„Ich bin froh, dass wir jetzt zusätzlich zur Gedenktafel in Spich, auf der diese drei Personen schon vorkommen, noch diese drei Steine haben“, so Nico Novacek. Die Gedenktafel sei etwas versteckter. „Diese drei goldenen Stolpersteine fallen dagegen mehr auf.“

