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Gedenken an Opfer des NS-RegimesNeue Stolpersteine in Köln – Gunter Demnig wird 75

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Gunter Demnig verlegt einen Stolperstein zum Gedenken an den jüdischen Karnevalisten Edmund Nathan.

Köln – Am 18. und 19. Oktober verlegte der Künstler Gunter Demnig an 19 Kölner Orten weitere 56 seiner sogenannten Stolpersteine, die an Verfolgte des Nationalsozialismus erinnern. Am 27. Oktober wird der Künstler 75 Jahre alt.

Die Stolpersteine werden dort angebracht, wo die Personen zuletzt freiwillig gelebt haben und durch Patenschaften finanziert. Eine der verfolgten Personen ist der jüdische Kaufmann und Karnevalist Edmund Nathan. Die Patenschaft für den Stein hat der jüdische Karnevalsverein „Kölsche Kippa Köpp vun 2017 e.V.“ übernommen, der mit seiner Arbeit jüdische Kölnerinnen und Kölner ins Gedächtnis rufen möchte, die sich vor 1933 im Karneval engagiert haben.

Stolpersteine in Köln: Denkmal für jüdischen Karnevalisten

Nathan wurde 1883 in Münstereifel (damals noch ohne „Bad“ im Ortsnamen) geboren und war bis zu seiner Flucht in die USA im Jahr 1939 beim jüdischen Karnevalsverein „Kleiner Kölner Klub K.K.K.“ aktiv. Nach seiner Emigration nahm er Kontakt zu anderen geflüchteten Vereinsmitgliedern auf. Er starb 1966 in New York.

Der Stolperstein wurde am Dienstag vor Nathans früheren Wohnhaus am Manderscheider Platz 8 in Sülz angebracht, wo auch Steine für Ignaz Iwan Bergers Familie liegen. Dieser gehörte ebenfalls dem „KKK“-Verein an und kam mit seiner Frau Flora Berger im Ghetto Litzmannstadt ums Leben.

Gymnasium Kreuzgasse gedenkt mit Stolpersteinen ehemaligen Schülern

Vier Stolpersteine, die am Mittwoch verlegt wurden, sollen ehemaligen Schülern des Gymnasiums Kreuzgasse im Kölner Norden gedenken. Sie wurden Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung von Juden, starben an den Folgen oder wurden ermordet.

Nach der Verlegung der Steine für Karl Cosman, Gerhard Goldmann, Hans Rudolf Goldschmidt und Dr. Ludwig Pincus in der Aula des Gymnasiums fand ein Gedenkgebet des Kölner Rabbiners Stefan Tiwy statt.

Auch Opfer der Krankenmorde und Militärjustiz erhalten Stolpersteine

Am Dienstag wurde außerdem ein Stolperstein vor dem ehemaligen Haus von Regina Boksch in der Schwerinstraße 4 in Nippes installiert. Die 1898 geborene Kölnerin wurde wegen anhaltender psychischer Probleme 1943 in die Landesanstalt Großschweidnitz in Sachsen eingewiesen.

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In der umstrittenen Psychiatrie wurden bis Kriegsende mehr als 5000 Menschen von den Nationalsozialisten umgebracht. Boksch starb nur zehn Tage nach ihrer Einweisung und hinterließ drei minderjährige Söhne. Ihr Stein wird von einer Angehörigen gestiftet.

Kölner Soldat erhielt die Todesstrafe

Ein Stolperstein an der Neunkircher Straße 6 in Ostheim erinnert seit Dienstag an den 1922 geborenen Kölner Jakob Brock, der als Soldat dem deutschen Militär diente. Als 1945 bei der Verlängerung seines Heimaturlaubs etwas schieflief, wurde er mit nur 23 Jahren wegen „Verdacht auf Fahnenflucht“ hingerichtet und ließ seine schwangere Ehefrau zurück.

In der Godesberger Straße 8 in Marienburg wurden am Mittwoch fünf Stolpersteine für die Familie Silberbach verlegt. Hugo und Sibilla Silberbach zogen vermutlich Anfang der 1890er Jahre nach Köln und eröffneten dort eine Metzgerei.

Familie konnte rechtzeitig in die USA emigrieren

Ihr 1895 geborener Sohn Markus Paul Silberbach, der ebenfalls Metzger und danach Geschäftsführer einer Immobilienfirma war, bekam mit seiner Frau Margarete wiederum zwei Töchter, Gisela und Ingelore. 

Die beiden Töchter wanderten 1936 und 1938 zuerst nach England und 1939 zusammen in die USA aus. Sibilla, Markus Paul und Margarethe Silberbach flüchteten 1938 in die USA. Als Angehörige der mittlerweile verstorbenen Familie reist die Tochter von Ingelore Silberbach aus den USA an.

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