Verfall in TroisdorfEs ist was faul im Stadtteil Oberlar

Probleme in Oberlar, Ortsvorsteher Alfons Weißenfels und die Grünen fordern ein städtebauliches Konzept.
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Troisdorf – „Die kleine Kneipe in unserer Straße“ – so ein Idyll, wie es Peter Alexander vor fast 40 Jahren besang, passt auch gut nach Oberlar und war wohl früher auch an der Ecke Landgrafenstraße/Sieglarer Straße zu finden. Der Niedergang war aber spätestens im Februar 2013 bei einer Drogenrazzia zu beobachten, als Fahnder in den Räumen zwei Kilogramm Marihuana fanden, dazu 80 Gramm Heroin, Kokain, Amphetamine und Waffen. Die Kegelbahn war mit Teichfolie ausgeklebt, ganz offensichtlich, um daraus eine Cannabisplantage zu machen.
Ortsvorsteher Alfons Weißenfels verfolgte solche Vorgänge an der Ecke mit Argusaugen, zumal er vor einiger Zeit auch einige Prostituierte vor dem Haus gesehen habe. Meldungen über Drogenhandel in mindestens einem weiteren Haus aber hielten sich bis heute noch hartnäckig, berichtet Weißenfels, und davor dürfe man die Augen nicht verschließen. „Aber es ist ein mühsames Geschäft, bis die Polizei sich bewegt“, sagt der Ortsvorsteher. Die Ordnungshüter schöben die Verantwortung auf die Stadt und andersherum.
Derzeit machen zudem Gerüchte die Runde, dass Salafisten in der Eckkneipe Vereinsräume herrichten. Dafür gibt es allerdings keine Beweise und auch seitens der zuständigen Bonner Polizei keine Bestätigung. Die Räume werden zwar umgebaut, und in einem der Zimmer befindet sich bereits ein großes Schuhregal, wie es auch in Moscheen üblich ist.
Ein Flyer, der auf einem Tisch ausliegt, wirbt für das Freitagsgebet. Hinweise auf eine fundamentalistische oder gar extremistische Organisation fehlen indes – und die Arbeiten scheinen derzeit zu ruhen. Laut Stadtverwaltung liegt auch kein Antrag auf Nutzungsänderung für das Haus vor.
„Hier wohnen sehr nette Leute, Griechen und Türken haben hier ihre Geschäfte“, sagt Weißenfels, der den Wandel in Oberlar auffällig findet. Früher habe es drei oder vier Metzger in Oberlar gegeben, Schuhgeschäfte und Bäcker mit eigen Backstuben. Ein kleiner Discounter deckt heute noch den wichtigsten Bedarf. Viele Geschäftslokale an der stark befahrenen Sieglarer Straße stehen leer, viele Fassaden könnten eine Generalüberholung brauchen. Umso stärker ist der Kontrast zu dem hübschen Backsteingebäude der alten Schule inmitten alter Bäume, in das vor kurzem eine japanisches Restaurant gezogen ist, oder zu den gepflegten Vorgärten kleiner Wohnhäuser.
„Die Leute sollen sich hier wohlfühlen“, fordert Weißenfels, der gerade als CDU-Stadtverordneter wieder einmal seinen Wahlkreis direkt holte. Die Verhältnisse will er durch die Stadtentwicklung ändern und mehr, gerne auch zahlungskräftige Einwohner anlocken, so dass sich ein Geschäft an der Sieglarer Straße wieder lohnt. Der Oberlarer Ortsvorsteher verweist auf hübsche und grüne Hinterhoflandschaften im Viertel, die seiner Ansicht nach großes Potenzial haben.
Weißenfels will ein Planungsbüro einschalten, das „zunächst unbefangen eine Mängelanalyse vornimmt und ein Ziele- und Maßnahmenkonzept entwickelt“. Kernpunkte: die Aufwertung der Wohnqualität besonders an der Sieglarer Straße, die Verbesserung der Nahversorgung, die Neugestaltung der Treppenanlage an der Lindenstraße, eine sichere und hellere Bahnunterführung sowie die Untersuchung der Verkehrsbelastungen an der Bahnstraße.
25 000 Euro stehen dafür im Haushalt bereit, was sich die Grünen auf die Fahnen schreiben, die im Stadtrat Partner der CDU sind. „Wir hoffen, dass damit deutliche Verbesserungen erreichet werden“, so die Partei in einer Mitteilung. Sie wolle auch die Einrichtung einer Fahrradstraße prüfen lassen, auf der Sieglarer Straße als Nahversorgungsbereich Tempo 30 einführen und den Durchgangsverkehr reduzieren.
Kleine Grünflächen sollen als „attraktive Ruhe- und Begegnungsbereiche“ gestaltet werden. „Oberlar ist ein schöner Stadtteil, man kann hier gut leben“, findet Weißenfels trotz allem.
