Von Ruppichteroth nach WaldbrölVor 150 Jahren fuhr die Bröltalbahn zum ersten Mal

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Auf der Trasse der Bröltalstraße dampfte die Bröltalbahn aus dem Tal hinaus, am Sonntag vor 150 Jahren sogar bis nach Waldbröl.

Auf der Trasse der Bröltalstraße dampfte die Bröltalbahn aus dem Tal hinaus, am Sonntag vor 150 Jahren sogar bis nach Waldbröl.

  • Vor 150 Jahren, wurde der Abschnitt Ruppichteroth-Waldbröl eröffnet.
  • 1862 als Pferdebahn eröffnet, kam schon 1863 die erste Dampflok dazu.
  • Der zunehmende Auto- und Lastwagenverkehr läutete das Ende des Brölbähnchens ein.

Ruppichteroth – Beim Bau der Köln-Gießener Bahn war als Trassenführung das Siegtal dem Bröltal vorgezogen worden. Erst die Bröltalbahn eröffnete dem Bergischen den Weg in die große weite Welt. Seit Ende Mai 1862 zogen zunächst Pferde die Güterwagen der Schmalspurbahn zwischen Ruppichteroth und Hennef. Am 6. September 1870, vor genau 150 Jahren, wurde der Abschnitt Ruppichteroth-Waldbröl eröffnet.

Dampfloks schnauften das Tal hinauf, Fahrgäste durften befördert werden. Einer der berühmtesten in etwas mehr als 80 Jahren Bahngeschichte war der englische Autor D. H. Lawrence. Der habe sich im Bergischen zu seinem Roman Lady Chatterley inspirieren lassen, heißt es.

„In der zweiten Hälfte der 1860er kam das Bröltal international groß raus“, beschreibt der Bonner Experte für das Brölbähnchen, Ulrich Clees. Aus der Schweiz, aus Österreich, Ungarn, Polen, Russland und sogar aus Ostindien seien Fachleute angereist, um die Eisenbahn durchs Bröltal zu studieren.

Trasse der heutigen B 478

Als „Erfinder“ der Bröltalbahn gilt der Unternehmer Emil Langen, der für sein Hüttenwerk in Troisdorf Eisenerz und Kalk brauchte. Er besaß unerschlossene Erzfelder im Saurenbacher Tal bei Ruppichteroth-Schönenberg und kannte die rund um Schönenberg betriebenen Kalksteinbrüche.

Von Hennef aus könnten Erz und Kalk auf der Siegtalstrecke nach Troisdorf gelangen. Aber wie sollten sie aus dem bislang unerschlossenen Bröltal nach Hennef kommen? Dem Troisdorfer spielte der Bau der Bröltalstraße, der heutigen Bundesstraße 478, in die Karten. Er nutzte die Trasse der Straße und baute dort eine Schmalspurbahn von Schönenberg bis Hennef. Das war zunächst preiswert, trug in den 1950er Jahren aber dazu bei, dass die Bahnstrecke beim Ausbau der B 478 völlig verschwand.

In Ruppichteroth befand sich gegenüber der Huwil-Verwaltung der Güterbahnhof. Heute erinnert dort noch ein Stück Gleis an das Brölbähnchen.

In Ruppichteroth befand sich gegenüber der Huwil-Verwaltung der Güterbahnhof. Heute erinnert dort noch ein Stück Gleis an das Brölbähnchen.

Die Schienen der Schmalspurbahn standen 785 Millimeter statt der üblichen 1435 auseinander. So konnte sie den vielen Kurven im Bröltal gut folgen. 1862 als Pferdebahn eröffnet, kam schon 1863 die erste Dampflok dazu. Im gleichen Jahr erreichte die Bahn Ruppichteroth. Bis über die Jahrhundertwende kamen Strecken zum Rhein und zu den Basaltbrüchen im Westerwald dazu. Während der Transport des Eisenerzes im Bröltal schon zurückging, hatte Langen bereits Ende der 1860er Jahre die Flucht nach vorn angetreten. Er griff den alten Wunsch des Waldbröler Landrats Maurer auf, die Bahn zu verlängern.

Der damalige Kreishauptort Waldbröl, zu dem auch die Gemeinden Rosbach und Dattenfeld an der Sieg gehörten, wurde damit der erste Ort im heutigen oberbergischen Kreis, der ans Eisenbahnnetz angeschlossen war. „Der Bahnhof erfreute sich zunehmender Beliebtheit, schließlich fanden die Waldbröler hier Anschluss, um das Oberbergische zu verlassen“, heißt es süffisant auf einer Gedenkplatte am ehemaligen Endpunkt der Bahn.

 In Waldbröl  wurden 1954 die Gleise abgebaut. Heute befindet sich dort der Busbahnhof.

 In Waldbröl  wurden 1954 die Gleise abgebaut. Heute befindet sich dort der Busbahnhof.

Für lange Zeit blieben die Verhältnisse auf der Bröltalbahn einfach. Nachdem bei einem Zugunglück in Rossenbach ein Fahrgast ums Leben gekommen war, kam die Untersuchungskommission zum Schluss: „Der Betrieb der Bröltalbahn ist ein Fuhrwerksverkehr auf metallener Unterlage, aber kein Eisenbahnbetrieb.“ Ein hartes Urteil, das die Bahn nicht auf sich sitzen ließ. In den folgenden Jahrzehnten trieb sie die Modernisierung voran, nannte sich Rhein-Sieg-Eisenbahn und wurde 1934 mit ihrem modernem Triebwagen wieder international bekannt.

Zu diesem Zeitpunkt stand sie in Waldbröl längst mit der Staatsbahn in Konkurrenz, die 1906 die Wiehltalbahn Osberghausen-Wiehl-Waldbröl eröffnet hatte und ihr viele Frachten wegnahm.

Mit Autos endete die Bahn

Der zunehmende Auto- und Lastwagenverkehr auf der gemeinsamen Trasse läutete das Ende des Brölbähnchens ein. Am 31. Januar 1953 fuhr zum letzten Mal ein Triebwagen zwischen Ruppichteroth und Waldbröl, am 28. Februar 1953 kam zum letzten Mal ein Güterzug bis zum Waldbröler Brölbahnhof.

Busse übernahmen den Personenverkehr. An die innovative Eisenbahn erinnern zahlreiche Denkmäler entlang der Strecken – und das Museum der Rhein-Sieg-Eisenbahn im Bahnhof Asbach/Westerwald.

www.museum-asbach.de

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