Gruseliger Blick ins InnereVerschlossener Bunker im Rheinland nach Jahrzehnten geöffnet

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Der Bunker in Dormagen

Der Bunker in Dormagen

Selbst für die Experten war es eine ungewöhnliche Erfahrung, da der Bunker in den 1980er-Jahren mit einer Betonplatte verschlossen wurde.

„Die Anlage am Rheintor war stets in unseren Hinterköpfen, jedoch haben wir uns in den vergangenen Jahren eher auf Bunker fokussiert, die einfacher zu begehen waren“, erklärte Jörn Esposito, Vorstandsvorsitzender des Vereins Luftschutzanlagen Rhein Kreis Neuss. Der Bunker am Rheintor in Dormagen musste nämlich mit erheblichem Kraftaufwand geöffnet werden.

Um die Anlage am Rheintor betreten zu können, musste neben einer Erdschicht auch eine etwa 30 Zentimeter dicke Betonschicht abgetragen werden. „Das hat uns einige Stunden und einen Bohrhammer gekostet“, ergänzte der Vorstandsvorsitzende.

Bunker wurde mit 30 Zentimeter dicker Betonwand und Erdschicht geschlossen

In den 1980er-Jahren war der Bunker mit einer dicken Betonwand verschlossen worden, nachdem Jugendliche die Anlage besetzt und als Rückzugsort für sich entdeckt hatten. Daraufhin griff die Stadt zu der eher ungewöhnlich drastischen Maßnahme.

Bereits vor etwa fünf Jahren bekam der Verein die Baupläne für den Bunker am Rheintor in Zons in die Hände. Doch erst im März 2024 wurde das Bauwerk nun in Abstimmung mit der unteren Denkmalbehörde der Stadt Dormagen geöffnet. Der gruselige Blick ins Innere hielt auch für die Experten einige Überraschungen bereit.

80 Jahre alter Bunker „in erstaunlich gutem Zustand“

„Für einen über 80 Jahre alten Bunker war die Anlage in erstaunlich gutem Zustand“, berichtete Esposito. Ein Umstand, der vermutlich auch auf die gründliche Versiegelung durch dicke Betonschichten zurückzuführen ist.

Blick auf eine verrostete Tür im Rheintor-Bunker in Dormagen.

Blick auf eine verrostete Tür im Rheintor-Bunker in Dormagen.

Doch die Experten machten noch eine andere unerwartete Entdeckung. Wie erwähnt, war der Rheintor-Bunker „das ein oder andere Mal zweckentfremdet“ worden.

Unerwartete Entdeckung in altem Bunker in Dormagen

Überreste dieser Besuche, wie Matratzen, Getränkedosen und verrostete Gasbrenner, fanden Esposito und seine Vereinskolleginnen und Vereinskollegen, als sie den Bunker öffneten und begutachteten – Zeitzeugen von Vorgängen, die mehr als 40 Jahre zurückliegen.

Überreste vermutlich von Jugendlichen, die sich vor 40 Jahren hier im Luftschutzbunker in Zons getroffen haben.

Überreste vermutlich von Jugendlichen, die sich vor 40 Jahren hier im Luftschutzbunker in Zons getroffen haben.

„Die Anlage am Rheintor ist eine von etwa 60 Luftschutzanlagen in Dormagen“, berichtet die Stadt Dormagen. 20 davon seien bereits von dem Verein geöffnet und dokumentiert worden.

Einmalige Öffnung: Bunker am Rheintor wieder verschlossen

Manche Bunker, wie etwa der am Feldtor in Zons, werden seit einiger Zeit wieder für Führungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Luftschutzbunker am Rheintor wurde nach der Öffnung aber wieder verschlossen.

„Es gibt aktuell keine Absichten, etwas an der Bunkeranlage zu verändern“, erklärt Esposito vom Luftschutzanlagen-Verein. „Allerdings ist es gut, dass wir uns die Anlage von innen angeschaut und geprüft haben, ob die Decke noch stabil ist und den alltäglichen Belastungen standhalten kann.“

Kriegsgefangene mussten Bunker am Rheintor bauen

Der Rheintor-Bunker war im November 1943 durch die Stadt Zons in Auftrag gegeben worden. Die Kosten beliefen sich laut Angaben der Stadt Dormagen auf 31.000 Reichsmark. Nach zwei Monaten Bauzeit wurde er im April 1944 fertiggestellt. „Für die körperlich anstrengenden Arbeiten, wie zum Beispiel den Aushub und die Schalungsarbeiten, wurden 65 italienische Kriegsgefangene eingesetzt“, so die Stadt.

Nach der Fertigstellung verfügte der Bunker über acht Schutzräume, die Kapazität für jeweils 35 Personen hatten. Insgesamt bot er so bei täglich mehreren Fliegeralarmen mindestens 280 Menschen Schutz.

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