Kritik am 9-Euro-TicketReicht das Personal etwa gar nicht?

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Sylt – ein beliebtes Urlaubsziel mit der Bahn.

Berlin – Das 9-Euro-Ticket soll bereits in etwa fünf Wochen erhältlich sein. Doch Eisenbahner fürchten jetzt, dass es gar nicht genug Personal gibt. Außerdem sind noch viele Fragen offen. Darf man zum Beispiel das Fahrrad mitnehmen?

Bahn-Mitarbeiter befürchten eine Überlastung von bestimmten Zugstrecken während der Gültigkeitsdauer des 9-Euro-Tickets von Juni bis August und fordern zusätzliches Personal.

Warnung vor Überfüllung in touristischen Gebieten

„Wir begrüßen das 9-Euro-Ticket, befürchten aber eine Überlastung vor allem in den Ferienregionen“, sagte Ralf Damde, Vizevorsitzender des Gesamtbetriebsrats DB Regio, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Besonders Verbindungen ins Voralpenland, Richtung Nord- und Ostsee sowie an den Bodensee und in den Schwarzwald könnten schnell überfüllt sein.

Damde forderte zusätzliches Personal an den Bahnhöfen touristischer Highlights, um Verspätungen durch überfüllte Züge zu vermeiden. „Wir fordern auch zusätzliche Sicherheitskräfte, um überfüllte Züge und Bahnsteige bei Bedarf räumen zu können. Sonst könnte ein Chaos ausbrechen.“Damde nannte das 9-Euro-Ticket „eine unglaubliche Kraftanstrengung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen“. Es müsse auch bundesweit geklärt werden, ob das 9-Euro-Ticket zur Mitnahme von Fahrrädern berechtigt.

Damdes: „Viel mehr Reserven gibt es aber nicht“

Nach Damdes Angaben würden die erwarteten zusätzlichen Reisenden größtenteils mit dem bestehenden Angebot an Zügen und Bussen transportiert werden müssen. Er sagte dem RND: „Es werden allein bei DB Regio 40 bis 50 zusätzliche Doppelstockwagen betriebsbereit gemacht. Viel mehr Reserven gibt es aber nicht.“

Das 9-Euro-Ticket soll vom 1. Juni bis zum 31. August bundesweit in Bussen, U- und S-Bahnen sowie Zügen des Regionalverkehrs gelten. Der Bund stellt den Ländern 2,5 Milliarden Euro bereit. Diese Summe soll nach RND-Informationen laut einer Absprache zwischen Finanz- und Verkehrsministerium gedeckelt sein. Dagegen regt sich Widerstand in den Ländern.

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) zeigte sich enttäuscht: „Hier wird ganz klar versucht, die Kosten bei Ländern, Kommunen und Verkehrsunternehmen abzuladen. Wenn, wie erwartet, viele Menschen das Ticket nutzen wollen und dafür zusätzliche Züge und Busse bereitgestellt werden müssen, will der Bund das Geld dafür nicht aufbringen“, befürchtet er. Auch von den eigentlich im Koalitionsvertrag der Ampel vorgesehenen Mitteln für den Ausbau des ÖPNV und zur Unterstützung der Verkehrsunternehmen ist nun plötzlich keine Rede mehr.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Martin Burkert, stellvertretender Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), sagte dem RND: „Der Bund darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen, Finanz- und Verkehrsminister müssen ihre Bringschuld einlösen. Eine fixe Deckelung bei 2,5 Milliarden Euro für den Feldversuch lehnen wir ab. Die Länder müssen transparent abrechnen, der Bund muss die Gesamtkosen übernehmen. Das 9-Euro-Ticket ist eine Kraftanstrengung für die Nahverkehrsunternehmen. Als Feldversuch könnte es den Einstieg in den kostenfreien Nahverkehr bedeuten.“ (rnd)

KStA abonnieren