GroßstadtdrogeKokain-Konsum ist während Pandemie drastisch gestiegen

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Kokain dpa 011122

Der Kokain-Konsum ist in Deutschland gestiegen. 

Berlin – Es kommt per Taxi direkt an die Haustür oder wird klassisch vom Straßendealer im Park verkauft. Es wird konsumiert in den Clubs der Großstädte oder direkt im Job, um dem Stress entgegenzuwirken. Kokain ist für viele eine Alltagsdroge: Von 1000 Personen koksen elf mindestens einmal im Jahr, das sagt der Drogenbericht der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr.

Dem Bericht zufolge ist die Menge an Rückständen von Kokain im Abwasser in den vergangenen Jahren gestiegen. Gleiches gilt für die Handelsdelikte mit Kokain. Im ersten Pandemiejahr 2020 stieg deren Zahl um 9,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – im Gegensatz zu allen anderen Drogen. Sowohl bei Heroin (minus 4,9 Prozent) als auch bei Ecstasy (minus 11,8 Prozent) verzeichnet der Drogenbericht einen deutlichen Rückgang. Nur Crystal Meth liegt mit Kokain nahezu gleichauf.

Damit spiegelt Deutschland einen internationalen Trend wider: Laut EU-Drogenbericht 2022 ist Kokain mit rund 3,5 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten die zweitbeliebteste Droge in der EU nach Cannabis (22,2 Millionen).

Kokain kommt über Hamburg, Rotterdam oder Antwerpen

Einfallstore für Kokainlieferungen nach Deutschland sind Häfen wie Hamburg, Rotterdam oder Antwerpen. Häufig kommt die Fracht aus Brasilien, das an alle drei Koka-Anbaustaaten Kolumbien, Bolivien und Peru grenzt. Das Zollfahndungsamt Hamburg hat im vergangenen Jahr eine Rekordmenge an Kokain sichergestellt: 19,1 Tonnen haben die Beamten und Beamtinnen 2021 in den Containerhäfen an Nord- und Ostsee abgefangen, rund 11 Tonnen mehr als im Jahr zuvor.

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Als Konsument oder Konsumentin an die Droge zu kommen, ist inzwischen kinderleicht, insbesondere dann, wenn man in einer Großstadt lebt. In Berlin sind Parks, die Clubtoilette und U-Bahn-Stationen Drogenumschlagsplätze. Zudem drehen im gesamten Stadtgebiet Kokstaxis ihre Runden. Kontaktiert werden sie per Textnachricht. Innerhalb weniger Minuten steht das Fahrzeug mit der Droge vor der Tür.

„Heroin ist verpönt, Kokain nicht“

Die Polizei kämpft zwar gegen die Kuriere an, hat aber aufgrund ihrer Masse kaum eine Chance, den Handel zu unterbinden. Die Zielgruppe der Droge ist derweil breit gestreut. „Das geht querbeet durch alle Schichten. Heroin ist verpönt, Kokain nicht“, sagt Olaf Schremm, Chef der Drogenfahndung des Berliner Landeskriminalamts dem Berliner Stadtmagazin „Tip“. „Die Abnehmerbasis ist in den vergangenen Jahren wesentlich größer geworden.“

Kokain gilt als Stimmungsaufheller, setzt das Glückshormon Dopamin frei. Häufig enden erste Experimente mit dem Rauschmittel jedoch in der Sucht: Auf den kurzen Rausch folgen häufig schwere Depressionen, die nur durch eine neue „Line“ ausgehalten werden können. Dem jüngsten Survey des Instituts für Therapieforschung in München zufolge sind rund 40.000 Deutsche kokainsüchtig.

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