Experten erwarten hohe PreiseGlasfaseranschluss wird erheblich teurer

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Glasfaser

Noch sind die Preise für superschnelles Internet stabil.

Beim schnellen Internet kommt einiges in Bewegung. Noch sind die Preise für einen superschnellen Glasfaseranschluss stabil. Doch es gilt ist in der Branche als ausgemachte Sache, dass es schon bald deutliche Aufschläge geben dürfte.

Die führenden deutschen Telekommunikationsverbände sehen aktuell noch keine Spielräume für Preiserhöhungen beim Glasfaser. Das geht aus einer Umfrage des Vergleichsportals Verivox hervor – die Ergebnisse liegen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor. Die Experten vom Bundesverband Breitbankkommunikation (Breko), vom Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas) und vom Verband für Telekommunikations- und Mehrwertdienste (VATM) rechnen „kurzfristig nicht mit einer Weitergabe der inflationsbedingt höheren Ausbaukosten an die Endkunden“, so Verivox.

Um die Anschlüsse zu vermarkten, die Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 1000 Megabit (Mbit) pro Sekunde bieten, müssen vielfach erstmal die entsprechenden Leitungen verlegt werden. Dazu sind in der Regel Tiefbauarbeiten nötig. Im Bundesdurchschnitt kostet das 150 Euro pro Meter - inklusive Personal und Material. Wobei die Kosten je nach Topographie sehr stark variieren können. „80 Prozent der beim Glasfaserausbau entstehenden Kosten entfallen auf den Tiefbau“, sagt Jens-Uwe Theumer, Experte für Telekommunikation bei Verivox. Er fügt hinzu: „Als Flaschenhals erweist sich die hohe Nachfrage nach den begrenzten Tiefbaukapazitäten.“ Unternehmen wie die Deutsche Glasfaser sind deshalb schon länger dabei, im Ausland Bauarbeiter anzuheuern, um die dicken Kabel mit der orangefarbenen Ummantelung in Gehwegen und Straßen zu verbuddeln. Laut Theumer sind aber gestiegene Preise infolge des Ukrainekrieges die größten Kostentreiber. So hätten sich etwa Diesel, das für Baufahrzeuge benötigt wird, und Asphalt um rund 50 Prozent verteuert.

Monatliche Tarife könnten teurer werden

Plausibel wäre, dass die Anbieter der Glasfaseranschlüsse die höheren Kosten zwecks Refinanzierung flächendeckend auf die monatlichen Tarife fürs superschnelle Surfen aufschlagen. Davon ist bislang nichts zu spüren. Dies bestätigt auch eine RND-Stichprobe. So gibt es in Großstädten derzeit für Neukunden die 1000-Mbit-Anschlüsse vielfach für weniger als 40 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit von zwei Jahren, danach wird es um einige Euro teurer. Das ist zum Teil sogar weniger als vor Beginn des Krieges.

Der Grund für die günstigen Konditionen: „Der zunehmende Wettbewerb auf dem Glasfasermarkt führt dazu, dass Anbieter den Inflationsdruck im Moment noch nicht an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben“, so Theumer. Deutschland erlebt seit etwa zwei Jahren ein kleines Glasfaserwunder. Sehr lange tat sich kaum etwas, insbesondere in ländlichen Gebieten wollte kein Unternehmen investieren. Doch dann haben vor allem Versicherungen und Pensionsfonds die neue Infrastruktur entdeckt. Die brauchen langfristige und verlässliche Einnahmequellen. Und genau dies bieten die Glasfasernetze. Die Finanzdienstleister haben sich mit Telko-Firmen zusammengetan. Längst tobt ein Kampf um Marktanteile. Denn ein einmal gewonnener Kunde bleibt in der Regel seinem Anbieter viele Jahre treu und garantiert so stetig fließende Einnahmen.

Doch wenn die Ausbaukosten weiter steigen, könne sich die Lage schnell ändern, erläutert Theumer. VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner geht noch einen Schritt weiter. „Wir können und wir müssen die Preise erhöhen, weil die Aufwendungen immer höher werden“, sagte er dem RND. Derzeit würden vor allem die einmaligen Anschlusskosten subventioniert. Das gehe so weit, dass es den Anschluss teilweise kostenlose gebe. Dabei kostet es vielfach 2000 Euro und mehr, um das Glasfaserkabel bis unten in den Keller eines Wohnhauses zu verlegen.

Zaghafte Aufschläge bei der Telekom

Die günstigen Offerten seien zwar wichtig für die Erschließung des Marktes, betont Grützner. Verbraucher, die sich jetzt für Glasfaser entscheiden, würden belohnt. „Aber das kann nicht ewig so bleiben – sowohl bei den Anschlusskosten als auch bei den monatlichen Preisen“, so der VATM-Geschäftsführer. Insider verweisen denn auch auf erste, wenn auch zaghafte Aufschläge bei der Deutschen Telekom. Gut möglich, dass Hausbesitzer, die mit dem Glasfaserkabel noch ein Jahr warten wollten, dann erheblich mehr zahlen müssten, heißt es.

Hinzu kommt ein weiterer Faktor, der für heftige Turbulenzen im Markt sorgen dürfte: Die Bundesnetzagentur hat gerade Grundsätze zur Umsetzung des Rechts auf Sprachtelefonie und auf einen Internetzugang zu erschwinglichen Preisen publik gemacht – und dafür massiv Kritik geerntet. Das Prinzip: Sind ländliche Gebiete unterversorgt, werden die dort aktiven Telkofirmen verpflichtet, allen Haushalten eine „Grundversorgung“ anzubieten, die unter anderem Arbeiten im Homeoffice, Online-Banking oder die Nutzung sozialer Netzwerke ermöglicht. Als minimale Übertragungsgeschwindigkeit wurden zehn Mbit festgelegt.

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„Die Regelungen sind aus unserer Sicht unlogisch und verstoßen gegen alle marktwirtschaftlichen und ordnungspolitischen Grundsätze“, sagt Grützner. Das Hauptproblem sei, dass mit Durchschnittspreisen hantiert werde. Es genüge, dass die Kosten für die Glasfasererschließung einer Kommune über dem Durchschnitt des jeweiligen Landkreises liegen, schon gelte diese Gemeinde als unterversorgt, und es müsse eine Grundversorgung offeriert werden. Dieser Mechanismus könne vielfach den Glasfaserausbau, der gerade auf dem Land zuletzt so vielversprechend lief, abwürgen. „Und die Bürger bekommen dann zehn Megabit statt 1000 Megabit“, so Grützner.

Der Breko bemängelt, dass die technologieneutrale Fokussierung auf Durchschnittspreise dazu führe, dass Firmen, die sich auf die Umsetzung des Rechts auf einen Internetanschluss mittels Glasfaseranschluss konzentrierten, benachteiligt würden. Es ist schlicht erheblich billiger, Grundversorgung beispielsweise mit der guten alten DSL-Technik zu gewährleisten. Der Breko macht sich für eine „differenzierte Betrachtung“ der verschiedenen Technologien stark. Und Grützner fordert, größere Spielräume bei der Berechnung der Unterversorgung und der erschwinglichen Preise zu gewähren.

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