Kommentar zum Unmut der SchülerEine krisenhafte Zuspitzung, die nie vorbereitet wurde

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Schulkinder (Symbolbild)

Die Politik hat Kindern, Jugendlichen und Eltern in dieser Pandemie gleich doppelt gezeigt, wie wenig ihre Interessen gelten. Dies geschah erst, indem Schulen praktisch ohne Vorlauf geschlossen wurden – und selbst Schulleitungen erst kurz vorher erfuhren, was in der nächsten Woche geschehen soll. Doch auch als die Kultusministerinnen und Kultusminister sich entschieden, hart für den Vorrang des Präsenzunterrichts zu kämpfen, wurde zu wenig an die Schülerinnen und Schüler gedacht.

Die Verantwortlichen haben zwar richtig erkannt, dass nichts den Unterricht in der Schule gleichwertig ersetzen kann. Gerade diejenigen, die zu Hause nicht gut gefördert werden können, leiden, wenn es Distanzunterricht gibt. Die Politik hat aber nie ausreichend Energie darein gesteckt, den Schulbetrieb – etwa mit Hilfe von Luftfiltern – sicherer zu machen. Zugleich sind die Grundlagen für digitales Lernen bis heute meist so schlecht, dass das Aufteilen von Klassen keine gute Alternative ist. Die erneute krisenhafte Zuspitzung, wie sie jetzt mit der Omikron-Welle eingetreten ist, wurde nie richtig vorbereitet.

Lieber ein paar heftige Ohrfeigen oder einen Schlag in die Magengrube?

Es hat etwas von Notwehr, wenn mehr als 100 Schülersprecher in der Initiative #wirwerdenlaut die bundesweite Aussetzung der Präsenzpflicht verlangen. Sie fordern damit im Grunde genommen, dass jeder Schüler zumindest selbst entscheiden können soll, welchen Nachteil er in Kauf nimmt: schlechtere Bildungschancen oder das Ansteckungsrisiko in den Schulen. Das ist, als müsste jemand entscheiden, ob er lieber ein paar heftige Ohrfeigen oder einen Schlag in die Magengrube bekommt.

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Eine wichtige Lehre für die Zukunft muss sein, Schülervertreter besser in Entscheidungsprozesse einzubinden. Die aktuellen Gesprächsangebote der Politik an die Schüler sind lobenswert. Wichtiger wäre aber noch, dass die Schülerinnen und Schüler dauerhaft mehr mitreden können.

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