Kommentar zur „taz“Seehofer lag daneben – Teile der Linken aber auch

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Die „taz“ in der Kritik

  • Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) wollte wegen einer Kolumne in der „tageszeitung“ Anzeige gegen die Autorin Hengameh Yaghoobifarah stellen.
  • Darauf verzichtet er nun - aus guten Gründen.
  • Teile der Linken sollten dennoch ihre Position überdenken. Ein Kommentar.

Vier Tage nach der von Horst Seehofer angekündigten Strafanzeige gegen eine Kolumnistin der “tageszeitung” geschieht, was geschehen musste: Er verzichtet. Stattdessen will der Bundesinnenminister von der CSU nun die Chefredaktion des Blattes zum Gespräch bitten. So geht ein unrühmlicher Konflikt fürs Erste zu Ende.

Seehofers Vorstoß mit der Strafanzeige war von vornherein fragwürdig. Es macht eben einen Unterschied, ob Ottonormalbürger mit juristischen Mitteln gegen die Presse vorgeht oder ein Mitglied des Bundeskabinetts. Ohnehin dürfte der Text von der Pressefreiheit gedeckt sein. Und dass Seehofer die Strafanzeige ausgerechnet in der “Bild”-Zeitung ankündigte, nahm ihr jede moralische Glaubwürdigkeit. Sie kassiert schließlich vom Deutschen Presserat eine Rüge nach der anderen.

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Seehofer hätte das alles wissen können. Dass die Kanzlerin ihn wie einen Schuljungen daran erinnern muss, ist eines 70-Jährigen unwürdig. Die Einladung der Chefredaktion des Blattes zum Gespräch ins Ministerium ist keine Alternative. Denn sie wirkt wie eine Demütigung. Die Chefredaktion kann das nur ablehnen.

Seehofer sollte zwischen den Parteien vermitteln

Besser wäre, wenn Seehofer Polizisten und Menschen mit Migrationshintergrund mal in sein Haus bäte. Beide haben offenkundig unterschiedliche Sichten auf die Welt. Die Kombattanten müssen raus aus ihren Schützengräben. Nötig ist ein Gespräch, das diesen Namen verdient. Allein dann ist Besserung denkbar.

Freilich hat die politische Linke keinen Anlass für triumphierende Gesten. Der Text in der “taz”, notdürftig zur Satire deklariert, war menschenverachtend. Da hat Seehofer recht. Er konnte von Polizisten nur als Verletzung ihrer Würde verstanden werden und legte erneut bloß, als was Teile der Linken die Polizei immer noch sehen: als Feindbild.

Damit muss, wenn ein Gespräch gelingen soll, endlich Schluss sein.

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