Kommentar zur WirtschaftslageBundesregierung muss alle Werkzeuge bereitlegen

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Berlin – Die wichtigsten Ökonomen sind sich einig: Dieses Jahr verliert die Konjunktur spürbar an Schwung – ein Plus unterhalb der 3-Prozent-Marke soll es nun werden, so die Konsensmeinung. Auch die Wirtschaftsweisen haben sich diesem Szenario angeschlossen. Die dazugehörigen Annahmen sind auf den ersten Blick plausibel: Der Materialmangel lähmt. Tausende Unternehmen können bei Weitem nicht so viel produzieren, wie sie gern würden. Die Auftragsbücher sind vielfach so dick wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Die Volkswirte gehen davon aus, dass sich die Engpässe 2022 auflösen und die Fertigung hochgefahren werden kann. Dahinter steckt ein beliebtes Kalkül: Der aktuelle Mangel soll ein Signal an Materiallieferanten sein, mehr zu produzieren.

Lukrative Geschäfte locken

Denn es locken lukrative Geschäfte bei Computerchips oder Turnschuhen. In normalen Zeiten ist das alles kein Problem. Doch was ist derzeit schon normal? Unberechenbares lauert, die Pandemie bleibt das größte Risiko.

Infektionsketten, die nicht mehr beherrschbar sind, drohen. Insbesondere in Schwellenländern, die Rohstoffe und Komponenten, aber auch Konsumgüter liefern. Die Impfquoten in diesen Ländern sind vielfach zu niedrig. Das kann Lieferprobleme verlängern, die Auslastung der hiesigen Firmen nach unten drücken und zugleich die Inflation in die Höhe treiben.

Jobs sind wichtiger als Schuldenbremse

Für die neue Bundesregierung bedeutet das: Sie muss sich alle Werkzeuge bereitlegen, um jederzeit stützend eingreifen zu können. Das wird die Staatsverschuldung in die Höhe treiben.

Doch viel wichtiger ist es, Jobs zu sichern. Gut, dass die Schuldenbremse, die die Handlungsfähigkeit des Staates massiv hemmt, im nächsten Jahr noch ausgesetzt ist. Und vielleicht muss sie auch noch länger außer Kraft bleiben.

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