Wegen AnsteckungsgefahrLäutet Corona das Ende des Bargelds ein?

Lesezeit 3 Minuten
5FA0E2001F671078

(Symbolbild)

Bargeld wird derzeit unter anderem in Deutschland wegen möglicher Ansteckungsgefahren mit dem Coronavirus gemieden, wo es geht. „Das ist eine rein westeuropäische Debatte, das Ende des Bargelds sehe ich nicht eingeläutet“, stellt Ralf Wintergerst dennoch klar. Er ist Chef des Münchner Geldnotendrucker Giesecke & Devrient (G&D). Bargeld sei derzeit global keineswegs auf dem Rückzug, betont er.

Vor allem in Ländern Osteuropas, Asiens und Lateinamerikas steige die Nachfrage danach aktuell sogar, weil Menschen es sich als Notreserve zur Seite legen. Bezahlt würde zugleich mehr auf elektronischem Weg. Der eigene Geldnotendruck laufe zudem ohne Bremsspuren weiter. Engpässe bei der Bargeldversorgung drohten von daher nicht. „Unsere Infrastruktur hält stand“, erklärte Wintergerst. Nur eine G&D-Fabrik in China sei zwei Monate lang geschlossen gewesen. Geld logistisch vom Drucker zur Zentralbank zu bringen, werde allerdings immer komplizierter. Noch klappe es aber.

Kann Geld das Virus übertragen?

Zur Frage, ob Geldnoten den Coronavirus übertragen können, äußert sich der Manager vorsichtig. Verfügbare Studien würden kein einheitliches Bild zeichnen. Man habe aber auch in eigenen Labors getestet und könne von daher „eher Entwarnung geben“. Keinesfalls seien Geldscheine ein spezifisches Trägermaterial für den Virus. Für das eigene global gut 11.500 und hier zu Lande über 4.150 Beschäftigte umfassende Personal gibt G&D deshalb Entwarnung. Kurzarbeit sei nicht in Sicht. In keinem Geschäftsbereich ist bislang die Nachfrage eingebrochen. Knapp die Hälfte des vorjährigen Rekordumsatzes von knapp 2,5 Milliarden Euro machen die Münchner mit Geldnotendruck. Die andere Hälfte entfällt auf überproportional wachsendes digitales Geschäft mit Chipkarten, elektronisches Bezahlen und Cybersicherheit.

Münchner Firma produziert weiter - trotz Corona

Damit ist das mittelständische Familienunternehmen eine der wenigen von der Coronakrise so gut wie unberührten Firmen Deutschlands. Mit knapp 440 Millionen Euro Liquiditätspolster fühle man sich auch für alle Eventualitäten gut gerüstet, betonte Finanzchef Peter Zattler. Eine Prognose für das laufende Jahr gibt es wegen der Pandemie gleichwohl nicht. G&D fühlt sich aber strategisch auf dem richtigen Weg mit dem Geldnotendruck auf der einen und Digitalgeschäften auf der anderen Seite. Letzteres könnte durch elektronisches Zentralbankgeld demnächst einen neuen Schub erfahren.

Das könnte Sie auch interessieren:

G&D arbeitet hier an mehreren Projekten mit, wobei die chinesische Zentralbank ein Treiber sei. Aber auch von Zentralbanken aus Afrika und dem Mittleren Osten gebe es Nachfrage, betonte Wintergerst. Genauer kann G&D wegen Vertraulichkeitsvereinbarungen nicht werden. Es gehe darum, elektronisches Geld aus der Sphäre von Spekulationswährungen wie dem Bitcoin herauszubringen und sicher zu machen, erklärt Wintergerst.

Firmenchef: Bargeld wird in der EU vorerst nicht abgeschafft

G&D profitiere auch über die eigene Sicherheitstechnologie vom allgemeinen Trend zur digitalen Identität und speziell in Deutschland vom technologischen Aufrüsten im Gesundheitswesen. So sorgen die Münchner dafür, dass Patientendaten sicher von Arztpraxen zu Krankenkassen transferiert werden. Unter dem Strich will G&D die Umsätze mit Digitalgeschäften alle ein bis zwei Jahre verdoppeln. Auch Bargeld bleibe eine sichere Bank und werde mindestens in dieser Dekade auch in der EU nicht abgeschafft, meint Wintergerst. (RND)

KStA abonnieren